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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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damit sagen, dass Sie.«
    »Wären Sie dazu bereit?«, fragte Hermia nach.
    »Das. das ist doch kein Trick oder so was?«
    »Sie müssen mir vertrauen. Ja oder nein?«
    »Ja«, sagte er. »Was soll ich tun?«
    »Wäre es möglich, hinten in Ihrem Wagen einen Mann zu verstecken?«
    »Ohne weiteres. Ich könnte ihn mit meinen Geräten tarnen. Bequem wär‘s nicht, aber der Platz reicht aus.«
    »Wären Sie bereit, heute Abend jemanden auf die Fähre zu schmuggeln?«
    Sven Fromer warf einen Blick auf seinen Volvo, dann sah er Arne an. »Sie?«
    Arne nickte.
    Sven grinste breit. »Ja, verdammt noch mal!«
    H aralds erster Arbeitstag auf dem Nielsen-Hof war viel erfolgreicher, als er zu hoffen gewagt hatte. Der alte Nielsen besaß eine kleine Werkstatt, die so gut ausgestattet war, dass Harald nahezu alles reparieren konnte. Er hatte die Wasserpumpe an einem Dampfpflug geflickt, das Scharnier an einer Raupenkette geschweißt und den Kurzschluss gefunden, der jeden Abend die Sicherungen im Bauernhaus durchbrennen ließ. Und er hatte, gemeinsam mit den anderen Landarbeitern, ein herzhaftes Mittagsmahl aus Heringen und Kartoffeln verspeist.
    Am Abend hatte er ein paar Stunden mit Karl, Nielsens jüngstem Sohn, im Dorfkrug verbracht – und dort nur zwei kleine Bier getrunken; zu gut erinnerte er sich noch daran, wie sehr er sich nach seinem Besäufnis vor nunmehr einer Woche danebenbenommen hatte. Alles redete von Hitlers Überfall auf die Sowjetunion. Die Nachrichten klangen gar nicht gut. Die deutsche Luftwaffe behauptete, sie hätte mit ihren Blitzangriffen 1800 sowjetische Flugzeuge am Boden zerstört. Im Dorfkrug glaubten alle, Moskau werde noch vor dem Winter fallen. Nur der einzige Kommunist am Ort widersprach, aber Sorgen zu machen schien auch er sich.
    Harald verließ das Wirtshaus frühzeitig, weil Karen gesagt hatte, sie käme vielleicht nach dem Abendessen zu ihm. Müde, doch zufrieden mit sich selbst marschierte er zum alten Kloster zurück.
    Als er das verfallene Gebäude betrat, fand er zu seinem Erstaunen seinen Bruder Arne vor. Er stand in der Kirche und starrte das heruntergekommene Flugzeug an.
    »Eine Hornet Moth«, sagte Arne. »Die Luftkutsche eines Gentlemans.«
    »Ein Wrack«, sagte Harald.
    »Eigentlich nicht. Das Fahrwerk ist ein bisschen verbogen.«
    »Was glaubst du, wie das passiert ist?«
    »Beim Landen. Weil die Haupträder zu weit vorne angebracht sind, neigt das Leitwerk einer Hornet Moth dazu, unkontrolliert zu schwänzeln. Und da die Achsverstrebungen nicht für starken Seitendruck ausgerichtet sind, verbiegen sie sich dann leicht.«
    Erst jetzt fiel Harald auf, dass Arne schlimm aussah. Statt seiner Armee-Uniform trug er Klamotten, die ihm nicht zu gehören schienen
ein abgewetztes Tweed-Jackett und verwaschene Kordhosen. Er hatte seinen Schnurrbart abrasiert, und sein lockiges Haar war mit einer ölverschmierten Kappe bedeckt. In den Händen hielt er eine kleine, feine 35-mm-Kamera. Statt des gewohnten unbekümmerten Lächelns verriet sein Gesicht höchste Anspannung. »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Harald besorgt.
    »Ich sitze in der Tinte. Hast du irgendwas zu essen?«
    »Keinen Bissen. Wir können aber in den Dorfkrug.«
    »Ich kann mich nirgends blicken lassen. Ich werde gesucht.« Arne bemühte sich um ein verschmitztes Lächeln, doch der Versuch endete in einer kläglichen Grimasse. »Jeder Polizist in Dänemark kennt meine Personenbeschreibung, und in ganz Kopenhagen kleben Steckbriefe von mir. Die ganze Stroget entlang war ein Polizist hinter mir her. Ich bin ihm nur knapp entkommen.«
    »Gehörst du zum Widerstand?«
    Arne zögerte, zuckte die Achseln und sagte schließlich: »Ja.«
    Harald fand das ungemein spannend. Er setzte sich auf den Sims, der ihm als Bett diente, und Arne setzte sich neben ihn. Der Kater Pinetop tauchte auf und rieb seinen Kopf an Haralds Bein. »Also warst du schon dabei, als ich dich vor drei Wochen zu Hause danach gefragt habe?«
    »Nein, damals noch nicht. Zuerst haben sie mich außen vor gelassen. Anscheinend dachten sie, ich tauge nicht für solchen Geheimkram. Recht hatten sie, bei Gott. Aber jetzt wissen sie nicht mehr ein noch aus, also bin ich dabei. Ich soll irgendeinen Apparat auf dem deutschen Stützpunkt in Sande fotografieren.«
    Harald nickte. »Ich habe für Poul eine Skizze davon gezeichnet.«
    »Sogar du warst schon vor mir dabei«, sagte Arne verbittert. »Also, wenn das nicht.«
    »Poul sagte, ich solle dir nichts davon

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