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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ein metallisches Klicken, dann blieb es stehen.
    Harald wiederholte die Prozedur. Diesmal drehte sich der Propeller leichter, bevor er wieder klickte.
    Beim dritten Mal drehte Harald ihn mit voller Wucht und hoffte, der Motor würde anspringen.
    Nichts.
    Er versuchte es noch einmal. Der Propeller ließ sich jetzt leicht drehen und klickte jedes Mal, doch der Motor gab keinen Mucks von sich.
    Karen kam herein. »Will er nicht anspringen?«, fragte sie.
    Überrascht sah Harald sie an. Er hatte heute nicht mehr mit ihr gerechnet. Er freute sich ungemein über ihre Rückkehr, antwortete aber nur ganz sachlich: »Kann ich noch nicht sagen – ich hab gerade erst angefangen.«
    »Tut mir Leid, dass ich davongerannt bin«, sagte Karen zerknirscht.
    Das war eine ganz neue Seite an ihr. Bisher hatte Harald angenommen, sie sei zu stolz, um sich zu entschuldigen. »Schon gut«, sagte er.
    »Ich konnte einfach die Vorstellung nicht ertragen, wie der Kater die kleinen Mäuschen frisst, ich hab das einfach nicht ausgehalten. Dabei weiß ich doch, wie idiotisch es ist, auf Mäuse Rücksicht zu nehmen, wenn Männer wie Poul ihr Leben verlieren.«
    Da hast du vollkommen Recht, dachte Harald, sprach es aber nicht aus. »Pinetop hat sich inzwischen ohnehin davongemacht«, sagte er.
    »Eigentlich kein Wunder, dass der Motor nicht anspringt«, sagte Karen, und Harald dachte: Genau wie ich. Wenn mir was peinlich ist, versuche ich auch immer, das Gespräch so schnell wie möglich wieder auf praktische Fragen zu lenken. »Er ist seit mindestens drei Jahren nicht mehr angelassen worden.«
    »Vielleicht liegt‘s am Treibstoff. Nach ein paar Wintern muss im Tank Wasser kondensiert sein. Aber Öl schwimmt oben, also liegt der Treibstoff inzwischen auf dem Wasser – und das können wir vielleicht ablaufen lassen.« Er zog wieder das Handbuch zu Rate.
    »Wir sollten die Magnete abschalten, nur zur Sicherheit«, sagte Karen. »Ich mach das schon.«
    Dem Handbuch entnahm Harald, dass es unten am Rumpf ein Abdeckblech gab, hinter dem ein Ablaufventil lag. Er holte sich einen Schraubenzieher aus dem Werkzeugregal, legte sich auf den Boden und wand sich unter den Flugzeugrumpf, um das Blech abzuschrauben. Karen legte sich neben ihn, und er reichte ihr die gelösten Schrauben. Sie roch aufregend nach warmer Haut und Shampoo.
    Als er das Blech abgeschraubt hatte, reichte Karen ihm eine verstellbare Zange. Das Ablaufventil war äußerst schwer zugänglich. Bei solchen Fehlkonstruktionen wünschte Harald sich immer, in einer Position zu sein, in der er faule Konstrukteure dazu zwingen könnte, bessere Entwürfe zu machen. Als er die Hand in die Öffnung schob, konnte er das Ventil nicht mehr sehen und musste daher blind weiterarbeiten.
    Langsam drehte er an der Verschlusskappe. Kaum war sie offen, lief ihm eine eiskalte Flüssigkeit über die Hand. Vor Schreck zog er sie schnell zurück, wobei er sich seine tauben Finger an der Kante der Öffnung anschlug und zu seinem größten Verdruss die Verschlusskappe losließ.
    Entsetzt hörte er sie durch den Rumpf kullern, während der Treibstoff ungehindert aus dem Ventil strömte.
    Harald und Karen rutschten beiseite. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als tatenlos zuzusehen, wie der Tank auslief. Am Ende stank die ganze Kirche nach Benzin.
    Harald verfluchte Captain de Havilland und die nachlässigen englischen Ingenieure, die für diese abenteuerliche Konstruktion verantwortlich waren, »jetzt ist der Treibstoff futsch«, stellte er erbittert fest.
    »Wir können den Rolls-Royce anzapfen«, schlug Karen vor.
    »Das ist kein Flugbenzin.«
    »Die Hornet Moth fliegt mit Autobenzin.«
    »Wirklich? Das wusste ich nicht.« Haralds Stimmung besserte sich. »Gut, dann sehen wir mal, ob wir uns die Verschlusskappe wieder angeln können.« Wahrscheinlich, dachte er, ist sie irgendwo von einer Querstrebe aufgehalten worden. Er steckte seinen Arm durch das Loch, konnte die Kappe aber nicht erreichen. Karen holte eine Drahtbürste von der Werkbank, fummelte den Verschluss damit heraus,
    und Harald schraubte ihn wieder auf das Ablaufventil.
    Nun mussten sie Benzin aus dem Autotank zapfen. Harald machte sich auf die Suche nach einem Trichter und einem sauberen Eimer, während Karen mit einer schweren Kombizange ein Stück Gartenschlauch abschnitt. Gemeinsam zogen sie die Segeltuchplane von der Limousine. Karen schraubte den Tankdeckel ab und steckte das Schlauchstück hinein.
    »Soll ich das machen?«, fragte

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