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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Mäuschen natürlich mit bloßen Händen aus dem Polster pulen und ins Gebüsch werfen, aber da findet Pinetop sie auch – es sei denn, die Vögel kommen ihm zuvor.«
    »Das ist so grausam.«
    »Es sind doch bloß Mäuse, um Himmels willen!«
    »Wieso verstehst du das nicht? Siehst du denn nicht, wie grässlich ich das finde?«
    »Ich versteh‘s ja! Ich finde nur, dass es albern.«
    »Ach, du bist einfach ein blöder Ingenieur, der immer nur wissen will, wie irgendwas funktioniert. Was in den Menschen vorgeht, was sie denken und fühlen, interessiert euch nicht!«
    Jetzt hatte sie ihn getroffen. »Das stimmt doch gar nicht!«
    »Natürlich stimmt das!«, behauptete Karen und stampfte hinaus.
    Harald war perplex. »Worum ging es gerade eigentlich?«, fragte er sich laut und dachte: Wenn sie mich tatsächlich für einen engstirnigen Ingenieur hält, der sich keinen Deut um die Gefühle seiner Mitmenschen schert, dann ist das einfach unfair, also wirklich.
    Er stieg auf eine Kiste, um aus einem der hoch gelegenen Fester sehen zu können. Karen marschierte über den Fahrweg davon, der zum Schloss führte. Dann schien sie plötzlich ihre Meinung zu ändern und verschwand im Wald. Harald überlegte, ob er ihr nachgehen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder.
    Gleich am ersten Tag ihres großartigen gemeinsamen Projekts waren sie in Streit geraten. Wie realistisch waren da noch die Chancen für einen gemeinsamen Flug nach England?
    Er kehrte wieder zu der Hornet Moth zurück. Dann versuche ich halt, die Maschine allein zu starten, dachte er. Wenn Karen aussteigt, muss ich mir eben einen anderen Piloten suchen.
    Das Handbuch enthielt alle Instruktionen.
    Bremsklötze vorlegen – Handbremse fest anziehen.
    Da er keine Bremsklötze finden konnte, zerrte er zwei Kisten voller Gerumpel über den Boden und stieß sie hart gegen die Räder. Die Handbremse ortete er in der linken Tür und erkannte, dass sie fest angezogen war. Pinetop hockte auf dem Sitz und leckte sich mit satter Zufriedenheit die Pfoten. »Die junge Dame hält dich für widerlich«, klärte Harald ihn auf. Der Kater sah ihn verächtlich an und sprang aus der Kabine.
    Benzinhahn – auf (Anzeige im Cockpit)
    Er beugte sich ins Cockpit, das so klein war, dass er alle Bedienhebel und -Schalter erreichen konnte, ohne sich hineinsetzen zu müssen. Die Benzinanzeige verbarg sich zwischen den beiden Sitzlehnen. Daneben war ein versenkter Schalter. Er stellte ihn von »Aus« auf
    »Ein«.
    Sprit durch Betätigung der Hebel an beiden Benzinpumpen in den Vergaser leiten. Der Kraftstofffluss wird durch die Düse im Vergaser gesteuert.
    Der linke Teil der Motorhaube stand noch offen, und Harald sah die beiden Treibstoffpumpen sofort. Aus beiden ragte ein kleiner Hebel hervor. Die Vergaserdüse war nicht so leicht zu finden. Schließlich fand Harald jedoch einen Ring, der mit einem Springfedermechanismus verbunden war, zog daran und bewegte gleichzeitig einen der Hebel auf und ab. Ob er damit etwas bewirkte, konnte er nicht beurteilen. Er wusste nicht einmal, ob überhaupt Treibstoff im Tank war.
    Er fühlte sich niedergeschlagen nach Karens vehementem Abgang und warf sich vor, sich wieder einmal wie ein Elefant im Porzellanladen benommen zu haben. Warum nur, dachte er. Da gebe ich mir alle Mühe, nett und charmant und ihr in jeder Weise zu Gefallen zu sein, aber im Grunde habe ich nicht die geringste Ahnung, was sie eigentlich will. Warum können Mädchen nicht so unkompliziert wie Motoren sein.?
    Gashebel zu oder fast zu.
    Handbücher mit solchen unklaren Erläuterungen waren ihm verhasst. Sollte der Gashebel nun zu sein oder leicht geöffnet? Harald fand ihn in der Kabine, direkt vor der linken Tür. Er rief sich seinen Flug in der Tiger Moth vor zwei Wochen in Erinnerung. Poul Kirke hatte den Gashebel ein, zwei Zentimeter über die »Aus«-Position vorgeschoben. In der Hornet Moth funktionierte das vielleicht ganz ähnlich. Die eingravierte Skala reichte von eins bis zehn; in der Tiger Moth hatte sie gefehlt. Harald schob den Gashebel auf Eins.
    Magnetschalter »Ein«.
    Am Instrumentenbrett gab es zwei Schalter mit den simplen Aufschriften »Ein« und »Aus«. Harald vermutete, dass sie für die beiden Magnetzünder zuständig waren. Er schaltete sie ein.
    Drehen Sie den Propeller.
    Harald stellte sich vor das Flugzeug, packte eins der Propellerblätter und zog es herunter. Es ließ sich nur mit erheblichem Krafteinsatz bewegen. Als es sich endlich drehte, ertönte

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