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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Tragfläche, die ihr am nächsten war. »Die Bespannung ist allerdings in einem miserablen Zustand.«
    Tragflächen und Rumpf waren aus Holz und mit einem Material bezogen, das mit Spannlack behandelt worden war. Harald sah an der Oberfläche die Stiche des groben Garns, mit denen der Stoff an die Rippen genäht worden war. Die Farbe war brüchig und rissig, und die Bespannung war an manchen Stellen eingerissen. »Der Schaden ist nur oberflächlich«, sagte Harald. »Macht das was aus?«
    »Ja. Die Risse in der Bespannung können die Luftströmung über den Tragflächen stören.«
    »Also müssen wir sie flicken. Was mir mehr Sorgen macht, ist das Fahrgestell.«
    Die Maschine musste eine Art Unfall gehabt haben, vermutlich eine missglückte Landung, wie Arne sie beschrieben hatte. Harald kniete sich auf den Boden, um sich das beschädigte Fahrwerk aus der Nähe ansehen zu können. Die durchgehende, solide Stahlstange, die als Achse diente, schien zwei Sporne zu haben, die in eine V-förmige Strebe passten. Die V-Strebe bestand aus ovalem Stahlrohr, und beide Arme waren an ihrem jeweils schwächsten Punkt verbeult und verbogen, und zwar direkt über dem Ende der Achse. So, wie sie aussah, konnte sie leicht durchbrechen. Eine dritte Strebe, die Harald für einen Stoßdämpfer hielt, schien unbeschädigt zu sein. Insgesamt gesehen war das Fahrgestell in seinem gegenwärtigen Zustand eindeutig zu schwach für eine Landung.
    »Das war ich«, sagte Karen.
    »Du hast eine Bruchlandung gemacht?«
    »Ich bin bei Seitenwind gelandet und gekippt. Die Spitze der Tragfläche ist auf dem Boden aufgeschlagen.«
    Das klang furchterregend. »Hast du Angst gehabt?«
    »Nö, ich kam mir bloß entsetzlich dumm vor, aber Tom hat gesagt, dass das bei der Hornet Moth immer wieder vorkommt. Er hat mir sogar gestanden, dass es ihm selber schon mal passiert ist.«
    Harald nickte. Das passte zu dem, was Arne ihm erklärt hatte. Nur störte ihn etwas an der Art, wie Karen über den Fluglehrer sprach; er spürte Eifersucht in sich aufkommen. »Wieso ist die Maschine nie repariert worden?«
    »Wir haben hier nicht die richtige Einrichtung dafür.« Karen deutete auf die Werkbank und das Regal mit dem Werkzeug. »Tom konnte zwar kleinere Reparaturen durchführen, und mit dem Motor kannte er sich auch bestens aus, aber wir haben hier weder eine Eisenwarenhandlung noch ein Schweißgerät. Und dann hatte Papa einen leichten Herzinfarkt. Es geht ihm wieder gut, aber den Pilotenschein wird er jetzt nicht mehr machen können, und daher hat er das Interesse am Flugunterricht verloren. Deshalb ist die Hornet Moth auch nie repariert worden.«
    Das klingt nicht gerade ermutigend, dachte Harald. Wie soll ich unter diesen Bedingungen die Metall arbeiten machen? Er inspizierte die Tragfläche, die auf dem Boden aufgeschlagen war. »Gebrochen scheint sie nicht zu sein«, sagte er, »und die Spitze kann ich leicht reparieren.«
    »Ich wäre mir da nicht so sicher«, wandte Karen mit düsterer Miene ein. »Einer der hölzernen Sparren in der Tragfläche könnte überlastet worden sein. Von außen lässt sich das nicht erkennen. Und wenn eine Tragfläche beschädigt ist, stürzt das Flugzeug ab.«
    Harald musterte das Höhenleitwerk. Der hintere Teil war mit Scharnieren aufgehängt und bewegte sich auf und ab; es war das Höhenruder, wie ihm jetzt wieder einfiel. Das Seitenruder bewegte sich nach links und rechts. Bei näherem Hinsehen erkannte Harald, dass beide Ruder mit Stahlseilen bewegt wurden, die aus dem Rumpf kamen. Allerdings waren die Kabel gekappt und entfernt worden. »Was ist aus den Seilen geworden?«, fragte er.
    »Ich glaube, damit ist irgendeine andere Maschine repariert worden.«
    »Das kann problematisch werden.«
    »Es fehlen nur ungefähr die letzten drei Meter von jedem Kabel – nur bis zum Spannblock hinter dem Instrumentenbrett unter dem Rumpf. An den Rest kommt man schlecht ran.«
    »Trotzdem fehlen uns an die fünfzehn Meter Kabel, und kaufen kann man die nicht – Ersatzteile sind nirgendwo zu kriegen, für gar nichts. Deswegen ist die Hornet Moth ja höchstwahrscheinlich auch ausgeschlachtet worden.« Haralds Bedenken gegen ihr Vorhaben drohten ihn zu überwältigen. Dennoch behielt er ganz bewusst seinen fröhlichen Ton bei. »Na schön, sehen wir mal, was dem Vögelchen sonst noch fehlt.« Er ging zur Nase vor, entdeckte zwei Flügelschrauben auf der rechten Rumpfseite, schraubte sie auf und öffnete die Motorhaube. Sie bestand aus

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