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Mitternachtsflut

Mitternachtsflut

Titel: Mitternachtsflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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fühlte? Oder war das die Strafe für den wahnsinnig, wundervollen Traum letzte Nacht? Na ja, wenn dem so war, dann konnte sie damit leben. Es gab wenig, was eine starke Schmerztablette nicht wieder hingebogen hätte. Allerdings war ihr der Weg bis zu ihrem Arzneischränkchen noch so weit erschienen. War ihr Haus heute größer als sonst? Himmel, wie konnte ein einziger Kopf so weh tun? Sie drückte die Tablette aus der Verpackung und benutzte der Einfachheit halber ihren Zahnputzbecher als Wasserglas. Na, hoffentlich wirkte das schnell! Sie besah sich im Spiegel und stellte fest, dass ihr Gesicht nicht mit ihren Gefühlen harmonierte. Ihre Haut leuchtete ihr vergleichsweise fahl entgegen und ihren verquollenen Augen sah man die bitteren Tränen der letzten Nacht deutlich an.
    Hatte sich was mit hocherotischer Schönheit. Seufzend wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab, zog sich ein Shirt und ihre Jeans über und schlurfte nach draußen.
    Die Sonne schien sie heute erschlagen zu wollen, so grell blendete sie ihr entgegen, als Marie den ersten Schritt in den Patio tat.
    „Ganz langsam! Immer einen Fuss vor den anderen.“ Sehr witzig! Manolo stand mit einem unverschämt breiten Grinsen in seiner Haustüre. „Na Kind, auch schon wach? Wurde aber auch Zeit, ich dachte schon, du verschläfst den ganzen Tag.“ „Wie spät ist es denn?“
    Grundgütiger, wie klang nur ihre Stimme? Marie räusperte sich mehrmals, ehe sie sich selbst einigermaßen verstand. Nun hatte sie wenigstens die Hoffnung, dass auch Manolo sie verstehen konnte. Aus seinem breiten Grinsen wurde ein verständnisvolles Lächeln. „Es ist halb zwölf Uhr mittags. Möchtest du einen Kaffee? Oder einen Eisbeutel??“ „Du bist gemein! Kannst du mir bitte sagen, wie viel du da letzte Nacht reingeschüttet hast? So mies ging es mir schon lange nicht mehr. Willst du mich vergiften?“ Marie setzte sich sehr langsam und sehr bedächtig auf einen von Manolos Gartenstühlen. „Ach mi hicha, das war genau die Menge die du letzte Nacht gebraucht hast, um tief und fest schlafen zu können.“ Marie tat ihr bestes, das verräterisch, genussvolle Lächeln aus ihrem Gesicht zu verbannen. „Nun, wenn ich den Schlaf letzte Nacht deinen Drinks zu verdanken habe, dann vielen lieben Dank.“ Auch wenn es noch etwas schmerzhaft war, gelang es Marie ihn strahlend anzulächeln. Gott sei Dank fragte Manolo nicht weiter, sondern holte ihr erst einmal einen sehr wohlschmeckenden Kaffee und schnitt ein anderes Thema an.
    Wenig später ...
    Die offizielle Einladung nach Berlin, zur Verleihung des Fotopreises, der von einem großen Werbemagazin initiiert wurde, lenkte sie kurzfristig etwas ab. Irgendwie freute sie sich schon über diese Auszeichnung. Marie zeigte das teure weiße Büttenpapier voller Freude Manolo. „Sieh mal, jetzt ist es wirklich offiziell. Ich habe die beste Bildkampagne hinbekommen.“ „Du darfst stolz auf dich sein. Du hast hart gearbeitet und das ist jetzt der Lohn dafür. Irgendwann zahlt sich alles aus, glaub mir.“ Marie blickte ihn zweifelnd an. „Auch warten? Denkst du es hat Sinn weiter zu warten oder habe ich alles zerstört?“ Manolo seufzte leise. „Nein, du hast sicher nicht alles zerstört, doch wann alles wieder so perfekt passen würde wie beim letzten Mal?“ Er zuckte hilflos die Schultern. „Das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen.“
    Als er sah, wie schnell sich der Schleier der Traurigkeit über Marie senkte, ergriff er ihre Schultern. „Hör jetzt auf damit Marie. Bitte - ich sage es dir noch einmal – hab einfach Geduld. Oder lass es mich anders ausdrücken: Glaub an die Liebe!“ Manolo ließ sie los und plötzlich musste er kichern. „Das klingt ganz schön bombastisch, was?“ „Schon, aber es stimmt ja. Wenn nur Geduld und ich nicht zwei so unterschiedliche Welten wären. Das ist so verdammt schwer für mich.“
    Manolo ging zu seiner Türe, holte seine Schlüssel heraus, warf das Holztor mit Schwung ins Schloss und hakte Marie kurzentschlossen unter. „Wir machen jetzt einen Ausflug. Nur wir beide, du drehst mir hier ja sonst noch durch.“

Kapitel 13
    Marie durfte sich gerade noch umziehen und als sie in ihrem leichten, bunten Sommerkleidchen und den goldenen Schnürsandalen zurückkam, ging ein Strahlen über das Gesicht des wartenden Manolo. „Oh Mann, was wünschte ich mir in solchen Situationen ein paar Jährchen jünger zu sein! Du siehst verboten gut aus, mi hicha!“ Marie lächelte leise. „An

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