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Mitternachtsflut

Mitternachtsflut

Titel: Mitternachtsflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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würde, um mit ihm zusammen zu sein.“ Noch immer liefen Tränen über ihr Gesicht. „Ja, alles bis auf das was man dir gesagt hat“, knurrte Manolo aufgebracht.  „Wie oft waren wir hier gesessen und ich habe es dir erklärt? Hast du mir überhaupt zugehört?“ „Doch habe ich, natürlich habe ich das, gerade deshalb wollte ich doch unbedingt zeigen, dass ich auf ihn warte.“ Marie hatte auch das zweite Glas geleert und hielt es Manolo fragend entgegen. „Noch eines? Findest du dann den Weg zu deinem Haus noch?“ Dem Himmel sei Dank! Manolo lächelte wieder. Zwar war es ein zögerndes Lächeln aber zumindest war es da. Dann konnte es nicht ganz so schlimm sein. Der dritte Cocktail hielt länger, lange genug um sich anzuhören, dass sie möglicherweise alles zerstört hatte.
    Weit nach Mitternacht und mit 4 Gläsern des nach Vanille schmeckendem und fast allen Kummer heilendem Getränk intus, fand sie mit gerade noch den Weg in ihr Bett. Sie machte sich nicht die Mühe ihr Schlafshirt überzustreifen. Es war eine warme Nacht und der Alkohol wärmte zusätzlich von innen. Verweint und verzweifelt und doch beseelt von einem seltsamen Hochgefühl, krabbelte sie unter die Decke, ohne die sie keine Nacht mehr geschlafen hatte. Nur wenige Minuten später fiel sie in einen unruhigen Schlaf mit einem noch viel beunruhigerendem Traum.

Kapitel 11
    Er hatte sie gesehen. Hatte beobachtet, wie sie zum Strand gekommen war. Ihm war bewusst, dass er sie dieses Mal nicht würde retten müssen, denn Manolo stand dort auf den Klippen. Manolo, der bereit war, sein Versprechen einzulösen. Er hatte gespürt, dass sie kommen würde, schon bevor sie dort im Mondlicht um die Ecke gelaufen war. Warum war sie nur gekommen? Doch warum verwunderte es ihn eigentlich? Er hätte damit rechnen müssen. Er kannte sie doch. Er kannte ihre spontanen Entscheidungen, ihre unüberlegten Handlungen. War es nicht auch ihre erfrischende Spontanität gewesen, die er so sehr an ihr geliebt hatte?
    So sehr wie alles andere auch?
    Was immer das auch war, das sie da getrunken hatte, sie hatte offenbar ziemlich viel erwischt, alle Türen waren weit offen geblieben, sie wollte wohl einfach nur in ihr Schlafzimmer. Er folgte der Spur ihres Geruchs, ließ sich genussvoll leiten, obwohl er genau wusste, wo er sie finden würde. Sie hatte die Vorhänge ebenso wenig geschlossen, wie die Türen. Das Licht des Mondes erhellte ihre Silhouette die sich auf dem Bett unter die Decke kuschelte.
    „Ungeduldiges, geliebtes Wesen. So nahe waren wir heute Nacht daran alle unsere Wünsche und Sehnsüchte zu erfüllen.“ Behutsam trat er näher und sah nachdenklich auf seine durchscheinenden Hände und Arme. Er seufzte tief. „Reina, ich hätte so gerne meinen Körper zurück. Es wäre auch für dich nur wünschenswert, glaube mir.“
    Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen als er an ihr Bett trat. Er hatte vieles gelernt in den langen Jahren des Wartens. Er hatte seine Fertigkeiten mittlerweile noch verfeinert. War es verwunderlich, dass er sich gerade bei ihr nicht zurückhalten konnte? Nein, sicher nicht. Obwohl er sehr wohl wusste, dass sein Körper keine Erschütterung verursachen konnte, ließ er sich sehr vorsichtig auf dem Bett nieder. Wie hilflos sie aussah, wie traurig. Noch immer schimmerten an ihren langen Wimpern die Reste der vielen Tränen die sie heute Nacht geweint hatte. Manolo hatte sie getröstet, doch wenn sie nur annähernd das Bedauern empfand, das durch seinen Geist tobte, dann hatte sie Qualen gelitten. Er selbst konnte damit umgehen, doch wie sollte sie damit fertig werden? Was, wenn sie es nicht schaffte? Nein, daran durfte er jetzt keinen Gedanken verschwenden. Ganz weit wies er die negativen Gedankenfetzen von sich, die versuchten, seinen Geist zu vergiften. Alles würde zu einem guten Ende kommen. Er hatte so lange darauf gehofft und nun war ausgerechnet die, für welche er das alles getan hatte, das größte Risiko. Es war wie verhext, doch er konnte es nicht ändern.
    Ganz langsam beugte er sich vor und strich ihr eine Strähne ihres Haares zurück. Sein Zeigefinger fuhr sanft die Spur nach, die die salzigen Tränen auf ihren Wangen hinterlassen hatten. Sein Daumenballen strich zart über ihre vollen, leicht geöffneten Lippen. Wie ein Künstler, der sein vollendetes Werk genießen wollte, liebkoste er ihre Wangen und die schön geschwungenen Bögen ihrer schmalen Brauen. Mit einem leisen Lachen rückte er näher zu ihr, seine

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