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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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die Schaufel. Das Herz der Bestie aus Stahl öffnete sich. Die Hölle trat Sophia entgegen. Hell und brodelnd brannte die Hitze auf ihrer Haut und kroch darunter, als steche ein Schwarm Moskitos sie von innen heraus. Sophia fürchtete jeden Moment in Flammen aufzugehen. Mit Mühe hievte sie den Packen Kohle hinein. Das Eisen der Ketten schnitt Sophia in die Arme. Ihr heißer Schweiß tropfte auf die wunden Stellen und schmerzte fürchterlich.
    Nach der dritten Schaufel brach Sophia zu Boden. Die gleißende Hitze ließ das Atmen in Flammen schwelgen. Die Leitungen begannen zu pfeifen, wie eine Orgel, gestimmt vom dunklen Höllenfürsten persönlich. Piet schrie auf, als ihn eine Wolke Aquilas heißen Atems erwischte. Ungebremst und verschmort fiel er zu Boden.
    Aquila stieß auf. Ein verheerender Schlag wallte durch seinen Körper. Der Metallvogel kippte auf die Seite. Sein Herz gab sein Innerstes frei. Glühende Kohlen schwappten wie ein Lavastrom aus dem Flammrohr, begruben Piet und seine Arbeiter unter sich. Zähe Schmiere, wie Pech, lief die Wände hinunter und ging in Feuer auf. Überall platzten Dampfleitungen, Metallteile brachen vom Gerippe des Adlers ein. Eins verfehlte Sophia knapp und erwischte ihre Ketten. Sie war frei.
    Sophia flüchtete nach oben. Auf dem Deck tobte Panik. Dicker Rauch stieg aus Aquilas Schwanzfedern auf. Alarmgebimmel plärrte. Verzweifelte Soldaten des Regimes rannten sich gegenseitig um.
    Der Boden begann zu zitterte und schüttelte Sophia durch. Sie musste von diesem Vogel runter! Runter ging es zwar von selber, die Wolken rauschten an ihr vorbei, unbeschadet Aquilas Sturz zu überstehen, das war jedoch die Mühe dabei. Ohne ihre Familie, ohne ihre Tochter, wäre ein Überleben jedoch vergebens gewesen. Und Sophia wusste wo sie suchen musste – nein nicht suchen, wo sie fündig werden würde. Vitus hatte es verraten. Wo würden bei einem groben Metalladler kleine Kinderhände mehr gebraucht als in der Feinmotorik des Kopfes – los!
    Sophia stolperte über das Deck. Anhänger des Adlers rempelten sie an, zu sehr damit beschäftigt sich selbst zu retten, statt sich mit entflohenen Gefangenen zu befassen oder gar dem Schutz dessen, was sie bislang noch oben hielt: Aquilas ins Stocken geratener Flügelschlag.
    Sophia brach die Tür zum Hirn auf. Im Gewirr aus herunterhängenden Leitungen hielt sich mit großen, sorgenumflossenen Augen Maria tapfer fest. »Ich wusste, dass du kommst!«
    Vitus, wer sonst, hatte sie hier gefesselt, um die winzigen Teile, die ein Adlerhirn aus Metall zum Funktionieren braucht, zu putzen, zu polieren und auszustaffieren.
    »Dein Dolch!«, rief Maria, »Er hat alles da in die Schublade getan!«
    Sophia eilte zu dem kleinen Tischchen das, als wären ihm Füße gewachsen, umher polterte, wie ein Fohlen bei den ersten Schritten. Sie wühlte sich durch den Schubkasten, entriss ihm ihren Dolch und durchtrennte Marias Fesseln. Schnell stopften sie ihre restlichen Sachen in einen Sack.
    »Wir müssen Byrger holen! Sie haben ihn runtergebracht!«, sagte Maria aufgeregt und lief eine schmale Treppe hinunter. Sophia hetzte ihr nach.
    Aquilas Lungenwege waren unversehrt. Sophia und Maria folgten ihnen bis ins Innerste des Vogels. Dort sah es aus, wie im Labor eines Alchimisten mit Hang zum Schwarzmalerischem. In der Mitte schwebte Byrger, schlaff, ohne Regung, umgeben von mehreren Apparaturen. Sie erzeugten ein dünnes Flimmern um ihn herum. Maria wollte nach Byrger greifen, als Sophia sie zurückhielt.
    »Nein«, sagte Sophia scharf, »Fass nichts an, wir müssen ihn da anders rausbekommen.« Sophia redete auf Byrger ein, rief immer wieder laut seinen Namen.
    Schließlich öffneten sich die Augen des Zauberers einen kaum wahrnehmbaren Spalt. »...der... kasten... tisch...«
    Neben der Apparatur die Byrger in Schach hielt stand eine surrende Blechbüchse. In ihrer Verzweiflung rammte Sophia ihren Dolch hinein. Der Kasten brutzelte und versprühte Funken. Schreckhaft ließ Sophia ihren Dolch los, als dieser augenblicklich zu glühen begann. Der Stahl färbte sich orange, dann weiß, bis er und der Blechkasten zu einem Brei zusammenschmolzen. Das Flimmern um Byrger erlosch und der alte Mann sackte auf den Boden. Sophia und ihre Tochter versuchten ihn auf die Beine zu bekommen. Er atmete, sein Herz bupperte.
    »Hilf mir so gut du kannst Maria, wir müssen ihn nach oben schaffen und dann irgendwie von diesem verflixten Vogel runter.«
    Maria packte mit an, so gut wie ihre

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