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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Langenkamp
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ihr Vater sie lange Zeit über die Schätze unterrichtet und so wusste sie mit den meisten Hinweisen nach kurzer Überlegung etwas anzufangen.
    Ein aufgeregter Ausruf riss Sophia von den Zeilen weg. »Dort, eine Stadt«, rief Abaris, »Das muss Ulm sein.«
    Sofort rannten alle hinüber zu Abaris und pressten ihr Gesicht gegen die Holzwand, um durch einen der Schlitze zu luken.
    Das schnaubende Eisenmonster fuhr eine leichte Kurve, sodass Sophia die große Mauer erkennen konnte auf welche es sich zubewegte. Die Stadtmauern Ulms. Laut pfiff das Eisentier, seine Ankunft verkündend.
    »Packt alle Sachen zusammen. Sobald die Eisenbahn langsamer wird müssen wir abspringen«, sagte Byrger.
    Sophia schnallte sich ihren Sack um. Sie kniete sich nieder in Augenhöhe zu Maria. »Bleib immer ganz nah bei mir. Ich passe auf, dass dir nichts passiert, in Ordnung?«.
    Aufgeregt nickte das Mädchen.
    Abaris hatte inzwischen den Riegel der Tür mit seinem Stab geöffnet. Ein unangenehmer, kalter Wind brauste durch den Wagon. Vorsichtig traute Sophia sich an den Rand. Vor ihr fegte die Landschaft an ihr vorbei.
    »Wir sollen wirklich springen?«, sprach sie etwas lauter, um das Rauschen des Windes zu übertönen, »Wir brechen uns alle Knochen. Selbst wenn dieses Ding langsamer wird.«
    Abaris streckte den Kopf aus dem Wagon und schaute nach vorne. »Bin gleich wieder da«, sagte er kaum hörbar und warf sich in den Wind.
    Nicht mal ein Ausruf des Erschreckens brachte Sophia hervor, so plötzlich führte Abaris sein Vorhaben aus. Er raste davon, stieg weiter auf und verschwamm mit dem blau des Himmels, bis er gänzlich entschwand.
    »Was hat er denn jetzt bloß vor?«, fragte Odilo verwirrt.
    »Spähen«, antwortete Byrger, als wären es Abaris eigene Worte gewesen.
    Gespannt und ungeduldig warteten sie auf Abaris' Rückkehr und das Ergebnis seines Rundfluges. Nur wenig später erschien er wieder auf seinem Stab stehend vor der offenen Wagontür. Sie halfen ihm sicher zu landen.
    »Wie es aussieht belagert das Regime die Stadt«, berichtete Abaris, »Vor der Stadtmauer haben sie ein Lager errichtet. Dorthin führen auch die Schienen. Ich denke dort wird die Eisenbahn Halt machen. Es sieht aber nicht so aus, als wären die Federmäntel in die Stadt eingefallen, aber es wird heftig gekämpft.«
    »Dann müssen wir auf jeden Fall hier raus bevor wir das Lager erreichen«, wandte Byrger ein. Er stand gewaltig unter Druck, das sah Sophia, er vermied aber es allzu stark nach außen hin zu zeigen.
    »So oder so kommen wir nicht ohne weiteres in die Stadt. Die einzige Möglichkeit die ich im Moment sehe ist, dass wir auf meinem Stab über die Mauer hinweg fliegen. Wichtig ist erstmal, dass wir reinkommen. Wenn wir das geschafft haben suchen wir uns eine ruhige Ecke und schauen uns die Lage an.«
    »Alle auf deinem Stab?«, fragte Sophia ungläubig.
    »Die kurze Strecke über muss es irgendwie gehen«, sagte Abaris.
    »Wir haben keine Zeit mehr für andere Vorschläge.« Byrger zeigte auf die Stadtmauer die inzwischen bedrohlich in die Höhe wuchs.
    »Na los«, trieb Abaris sie an. Niemand legte ein Widerwort ein. Er lies seinen Stab zu Boden gleiten.
    »Ich hoffe Ihr habt noch genug „Energie“, um uns vor den Augen des Regimes zu verbergen«, sagte Byrger, der wagemutig mit einer Hand seinen Hut und mit der anderen sich selber an Abaris festhielt, »Weder Regime noch Ulmer dürften sehr erfreut darüber sein plötzlich ein paar Gestalten daher schweben zu sehen.«
    »Keine Sorge. Sind alle bereit?«
    Am liebsten hätte Sophia laut ›Nein‹ geschrien, doch selbst dazu fehlte ihr der Mut. So fest es nur ging umschlang sie Abaris, sodass es ihr schon etwas unangenehm war. Doch als auch er seinen Arm um sie legte verschwand jegliches Gefühl von Verlegenheit. Sicher und geborgen fühlte sie sich mit mal. Abaris' Hände würden sie halten.
    Da sonst auch niemand antwortete deutete Abaris dies wohl als „Ja“ und lies seinen Stab aus dem Wagon hinaus und gen Himmel fahren.
    Sophia schloss die Augen. Ihre Angst verging. Sie dachte nicht darüber nach warum sie die Augen geschlossen hielt, wäre der Anblick Ulms aus der Sicht eines Vogels sicherlich etwas Einmaliges gewesen. Doch das war ihr nicht wichtig. Auch so genoss sie diesen kurzen Moment. Fast war ihr, wie im Traum. Sie schwebte über den Dingen, sah alles, nahm alles wahr, obwohl ihre Augen geschlossen blieben. Durch die Lider hindurch sah, besser spürte sie, die Angriffe der

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