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Mitternachtslust

Mitternachtslust

Titel: Mitternachtslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Winter
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Orgasmus ankündigte, wie Melissa nur zu gut wusste. Er beugte sich noch weiter vor und rammte sich mit so viel Schwung in den vor ihm ausgebreiteten Frauenkörper, dass Rita nach hinten rutschte und ihr Kopf mit dem langen Haar über die Schreibtischkante hing. Ihre Hände suchten nach Halt und fegten nacheinander einen Aktenordner und einen Locher vom Tisch, während ihre Begeisterungsschreie sich zu einem unterdrückten Jaulen steigerten.
    Endlich gelang es Melissa, ihren Blick von der Szene loszureißen. Sie rannte aus dem Büro, stürzte den Flur entlang, trat in den wartenden Fahrstuhl und war bereits wieder unten in der Halle, bevor es ihr gelungen war, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
    »Hat Ihr Mann doch keine Zeit? Das tut mir leid.«
    Melissa starrte Kriener an, als würde sie einen Geist sehen. Dann nahm sie sich zusammen.
    »Nein … Leider … Er ist … beschäftigt.« Sie spürte erst jetzt, wie sehr ihre Knie zitterten, und hätte sich am liebsten in einen der tiefen Besuchersessel gesetzt, aber sie musste so schnell wie möglich von hier fort.
    Auf halbem Weg zur Tür machte sie kehrt.
    »Ach, Herr Kriener?«
    »Ja?« Sein Lächeln wirkte unsicher, vielleicht weil er ihren starren Blick bemerkte.
    »Ich habe eine Bitte … Mein Mann war so mit seinen Akten und all den Ausdrucken beschäftigt … deshalb bin ich wieder gegangen, ohne mit ihm zu sprechen. Ich wollte ihn nicht stören, möchte aber auch nicht, dass er ein schlechtes Gewissen bekommt, weil er so selten Zeit für mich hat. Schließlich geht die Arbeit vor. Es wäre nett, wenn Sie ihm gegenüber gar nicht erwähnen würden, dass ich hier gewesen bin.« Sie atmete tief durch, selbst überrascht, wie leicht ihr die Lüge von den Lippen gegangen war.
    Kriener sah sie mit großen Augen an. »Sie haben überhaupt nicht mit Ihrem Mann gesprochen? Aber vielleicht wäre er ja doch …«
    »Nein, nein. Ich wollte ihn nicht stören. Wirklich, es ist besser so.«
    »Natürlich. Dann habe ich Sie nie gesehen, zumindest nicht heute Abend.« Kriener blinzelte ihr verschwörerisch zu und strich sein schütteres Haar zurück. Der Gedanke, mit ihr unter einer Decke zu stecken, schien ihm zu gefallen.
    »Danke. Das ist sehr nett von Ihnen.« Melissa rang sich ein Lächeln ab und suchte eilig das Weite.
    Den Weg zum Parkplatz legte sie wie in Trance zurück. Als sie endlich hinter dem Steuer saß, starrte sie minutenlang durch die Windschutzscheibe in die Dunkelheit. Was sollte sie jetzt tun? Nach Hause fahren? Und wenn Richard irgendwann ebenfalls in ihr gemeinsames Zuhause zurückkehrte – wie sollte sie sich ihm gegenüber verhalten?
    Vor ihrem inneren Auge lief ein Film ab, wieder und wieder. Wie sie ihn zur Rede stellte und er den Kopf in den Nacken legte, lauthals lachte und behauptete, sie müsse unter Visionen leiden. Sie war sich sicher, dass er alles abstreiten würde, obwohl sie es mit eigenen Augen gesehen hatte. Und wahrscheinlich würde sie sich am Ende bei ihm entschuldigen, weil sie ihn mit den Ausgeburten ihrer wilden Fantasie behelligt hatte.
    Sie hatte Richard gegenüber immer nachgegeben. Seit dem ersten Tag ihrer Ehe und auch schon davor. Zunächst hatte sie kaum bemerkt, wie er sie manipulierte, weil sie viel zu sehr in ihn und seine entschlossene Art verliebt gewesen war. Und als sie es endlich kapiert hatte, war es schon selbstverständlich gewesen, dass nur seine Sicht der Dinge galt.
    Heiße Wut fraß sich in Melissas Magenwände. Doch dann atmete sie tief durch und schob den Schlüssel ins Zündschloss. Sie wollte nichts mehr fühlen. Keinen Zorn, keine Verletztheit, und erst recht keine Liebe mehr. Von nun an würde sie ihr Leben kühl und überlegt planen. Nichts und niemand würde sie mehr manipulieren oder ihr wehtun. Auch und besonders Richard nicht.
    Als sie daran dachte, dass der heutige Abend mit großer Wahrscheinlichkeit den Anfang vom Ende ihrer Ehe bildete, verzog ihr Mund sich zu einem bitteren Lächeln. Es gab einiges, was sie erledigen musste, bevor sie tatsächlich ging.
    Mit einer ruhigen Bewegung streckte sie ihre Hand aus und drehte den Zündschlüssel um.
    Bisher hatte Melissa es immer übertrieben gefunden, dass Banken sich und ihre Dienste am Kunden – beziehungsweise an dessen Geld – so wichtig fanden, dass einige von ihnen einen Rund-um-die-Uhr-Service anboten. An diesem Abend wusste sie diesen Service zum ersten Mal zu schätzen.
    Zum Glück hatte sie ihren Ausweis dabei, sodass es

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