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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Nachdenken.
    »Was?«
    »Wenn jemand ein Gespräch mit diesen Worten anfängt. Danach kommt garantiert nichts, was ich gerne hören würde. Wird es diesmal anders sein?«
    »Wahrscheinlich nicht«, flüsterte sie, weil ihr die Angst die Kehle zuschnürte.
    »Wenn du verheiratet bist, Nikita, dann schwöre ich bei Gott …«, setzte er grollend an.
    »Nein, nein! Das war nicht gelogen. Ich war noch nie verheiratet.«
    »Was ist es dann? Dass du lesbisch bist, kannst du mir nicht weismachen.«
    Der altmodische Ausdruck ließ sie für einen kurzen, ganz kurzen Moment schmunzeln. »Das ist es auch nicht. Ich bin eine Kopie«, verkündete sie mit fester Stimme und willens, die Sache hinter sich zu bringen, ehe er sie wieder ablenken konnte.
    »Eine … was?«
    »Eine Kopie.« Sie hatte im Lauf der Jahre gelernt, jedes Gefühl aus ihrer Stimme zu verbannen, wenn sie ihren Ursprung offenbarte. »Ich wurde nicht geboren, ich wurde … gepflanzt. Wie Gemüse.«
    »Scheiße. Kein Witz? Alle in einer Reihe, wie Karotten? Was hat nach oben geschaut, der Kopf oder die Füße?«
    Das Bild war so lächerlich, dass sie sich in einem plötzlichen Wutausbruch im Bett aufsetzte. »Ich meine es ernst! Das ist nicht zum Lachen!«
    »Ich habe nicht gelacht«, bemerkte er und zog sie wieder an seine Brust. »Ich habe dir eine Frage gestellt.«
    »Du glaubst doch nicht wirklich …« Sie brach ab, weil er es offenbar doch glauben konnte. Ein Gehirn, das diesen Karottenvergleich produzierte, musste einige absonderliche Windungen aufweisen.
    »Du hast ›Gemüse‹ gesagt. Was sollte ich mir denn vorstellen? Erbsschoten? Tomatenstauden?«
    »Würdest du bitte den Mund halten? Ich bin keine verfluchte Erbsschote! Und auch keine Tomate!«
    Er zwickte sie in den Hintern. »Wie wär’s mit einem Pfirsich? Fest und saftig bist du jedenfalls.«
    Entnervt und verärgert fuhr sie ihn an: »Ich wurde gezeugt, um Ersatzorgane für meine … Schwester zu liefern. Wobei sie nicht wirklich meine Schwester war, weil ich sie selbst bin. Ich bin ihre Kopie. Ich bin genau wie sie, nur dass ich lebe und sie nicht.«
    Es folgte ein langes, erdrückendes Schweigen, das ihr die Luft abzuschnüren drohte. Sie streckte die Hand aus, um die Nachttischlampe einzuschalten, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte und endlich nicht mehr das Gefühl hatte, die Wände würden sie erdrücken. Er hielt sie davon ab, indem er ihren Arm sanft mit der Hand zurückschob.
    »Lass das Licht aus«, sagte er zärtlich. »Leg dich wieder hin und erzähl mir das genauer. In deiner Epoche werden also die Menschen geklont und die Klone anschließend getötet, weil man ihre Organe braucht? Nimm’s nicht persönlich, Schätzchen, aber das ist barbarisch.«
    »Nein, so geht das nicht.« Sie hörte selbst, wie ärgerlich sie sich anhörte, und versuchte, möglichst unbeteiligt zu klingen.
    »Wie dann? Was soll das heißen, dass du gezeugt wurdest, um Organe zu produzieren? Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei dir die Körperteile nachwachsen wie bei einem Salamander.«
    »Würdest du aufhören, mich mit Pflanzen oder Reptilien zu vergleichen? Bitte!«
    »Salamander sind Amphibien.«
    Jetzt verlor sie endgültig die Beherrschung, packte eine Hand voll Brusthaare und zerrte daran.
    »Autsch!«, jaulte er auf. »Hey! Lass meine Körperbehaarung in Frieden.«
    »Nächstes Mal gehe ich an deine Hoden«, warnte sie ihn. »Hörst du mir jetzt zu, oder willst du weiterhin dumme Bemerkungen machen?«
    »Nach so einer Drohung würde ich mir alles anhören.«
    Zu ihrer Überraschung merkte sie, dass sie lächelte, und sie war froh, dass er sie im Dunkeln nicht sehen konnte. Die Beklemmung war nicht mehr ganz so erdrückend, vielleicht würde er ja nicht so entsetzt reagieren, wie es die Menschen in ihrer Zeit taten. Darum ließ sie es geschehen, als er sie wieder aufs Bett herunterzog und in seine Arme schloss.
    »Klonen ist illegal«, sagte sie. »Keines der Klon-Experimente erzielte ein brauchbares Ergebnis; alle Klone schienen genetisch anfälliger zu sein. Sie wurden leichter krank, sie starben meistens jung, und wenn sie es doch ins Erwachsenenalter schafften und sich fortpflanzten, dann kamen ihre Kinder fast immer mit schweren Geburtsfehlern auf die Welt. Darum wurde das Klonen verboten, aber trotzdem wurden zahllose Milliarden dafür ausgegeben, eine Technologie zu entwickeln, mit der, kurz gesagt, aus den Zellen eines Menschen Ersatzorgane gezüchtet werden konnten. Das größte Problem

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