Mitternachtsmorde
Hüften freigegeben hätte, ohne dass er aufgehört hätte, in ihr zu pulsieren.
Ganz allmählich wurde er ruhiger, und sein mächtiger Körper begann zu zittern, genau wie ihrer. Mit bebender Brust rang er um Atem, weshalb sie zur Seite gleiten wollte, um ihm mehr Luft zu geben, was er aber mit festem Griff verhinderte. »Bleib«, befahl er rau. »Genau so.«
Ganz unerwartet wallten so starke Gefühle in ihr auf, dass Tränen in ihre Augen schossen. Sie kämpfte dagegen an, indem sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge presste und sich an ihm festhielt. Fassungslos fragte sie sich, warum ihr zum Heulen zumute war. Es war einfach … wunderschön gewesen. Ihre Körper waren sexuell auf einer Wellenlänge, nicht eine einzige falsche Bewegung hatte die Empfindungen getrübt. Sie genoss es, ihn zu spüren, ihn zu riechen, und vielleicht war es genau diese Perfektion, die sie nach diesem Erlebnis zu Tränen rührte.
Ihr Atem beruhigte und normalisierte sich wieder. Schläfrig schmiegte sie sich an ihn. Sie musste aufstehen, dachte sie; sie hatten das Bett vollkommen zerwühlt. Aber sie war so zufrieden, und die Laken konnten sie auch später glattziehen …
»Hey, wach auf«, murmelte er in ihr Haar. Er streichelte ihren Rücken, ihren Hintern, und sie dachte, dass er unbedingt mit diesen beruhigenden Berührungen aufhören sollte, wenn er tatsächlich wollte, dass sie wach blieb. »Ähm – ich weiß, dass es ein blöder Zeitpunkt ist, aber verhütest du eigentlich?«
Sie lächelte, ohne das Gesicht von seinem Hals zu heben. »Du meinst, du hast es vergessen?«
»Komplett.« Er klang beschämt. »Also?«
»Ja. Meine Jahresdosis reicht noch für vier Monate.«
Sie merkte, wie sein Interesse erwachte. »Die Jahresdosis? Du brauchst nur einmal im Jahr zu verhüten?«
»Genau.«
»Aber vergisst man das nicht viel eher, wenn man es nur einmal im Jahr auffrischen muss?«
»Ich werde automatisch benachrichtigt. Jede Frau, die sich für die Jahresdosis entscheidet, wird einen Monat vor Ende der Frist benachrichtigt, zwei Wochen später noch einmal und ein letztes Mal am vorletzten Tag. Ob ich reagiere, bleibt mir überlassen, aber falls ich beschließen sollte, nicht weiter zu verhüten, sollte ich das melden, damit keine überflüssigen Benachrichtigungen mehr verschickt werden.«
»Gibt es das nur für Frauen oder auch für Männer?«
»Nur für Frauen. Die Männer haben ein anderes System. Bislang hält die längste Verhütungsdosis für Männer ungefähr einen Monat.« Und deutlich weniger Männer als Frauen verhüteten; da konnten die Soziologen argumentieren, wie sie wollten, es war nicht zu ändern, dass Männer nicht schwanger wurden und die Frauen es darum wesentlich ernster mit der Verhütung nahmen. Es war ungerecht, aber damit mussten sie offenbar leben.
Sie konnte spüren, wie die Fragen in ihm aufstiegen, aber ehe er sie aussprechen konnte, legte sie einen Finger auf seine Lippen. »Ich bin zu müde«, flüsterte sie. »Wir reden morgen weiter. Ich möchte mich nur kurz sauber machen und dann schlafen.«
»Das lässt sich machen«, sagte er und ließ sie endlich von seinem Körper herabgleiten. »Es ist zwar Zeitverschwendung, aber was soll’s; heißes Wasser habe ich genug.«
25
Knox weckte sie in dieser Nacht noch zweimal auf, um sie zu lieben. Als sie nach dem dritten Mal aus der ungetrübten körperlichen Glückseligkeit wieder aufzutauchen begann, erwachte auch ihr Gewissen, und zwar mit Macht.
Es war nicht fair, seine Unwissenheit auszunutzen. Es gab einige Dinge, die er über sie wissen sollte, die jeder wissen sollte, der ihr gegenüber freundschaftliche oder romantische Absichten hatte. Nur für den Fall, dass er es danach vorziehen würde, die Beziehung zu ihr abzubrechen, war es besser, wenn sie gleich zu Beginn beichtete, solange sie noch nicht allzu viel Gefühl investiert hatte. Sie hatte unter Schmerzen lernen müssen, dass es besser war, nicht zu warten.
Nachdem sie sich ein weiteres Mal geliebt hatten, sanken sie erschöpft auf die Matratze zurück. Er zog sie an seine Brust, sodass ihr Kopf auf seiner Schulter und ihr linker Arm auf seiner Brust zu liegen kam. Sie lauschte dem ruhigen, kräftigen Schlag seines Herzens und flehte in einem stillen Stoßgebet, sie möge ihm noch möglichst oft so nahe sein, dass sie sein Herz schlagen hören konnte.
»Ich muss dir etwas sagen«, murmelte sie, ehe sie der Mut verließ.
»Das kann nicht gutgehen«, kommentierte er nach kurzem
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