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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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nett das Angebot auch klang, es verunsicherte sie zutiefst. Wieso bot er ihr sein Heim an, obwohl sie sich gerade erst unter keineswegs idealen Umständen kennen gelernt hatten? Schließlich waren sie nicht befreundet. Im Gegenteil, ihrer Erfahrung nach waren Polizisten weitaus zynischer und misstrauischer als die Durchschnittsbevölkerung.
    Als sie die Antwort gefunden hatte, zog sich ihr Magen zusammen. Er war misstrauisch – ihr gegenüber. Er wollte sie in seinem Haus haben, damit er sie im Auge behalten konnte, während er sie überprüfen ließ; womöglich hatte er schon jemanden angerufen und die Überprüfung angeordnet.
    Scheinbar beiläufig zog sie den Arm aus seinem Griff, als sie um einen Baum herumging; dann wartete sie auf ihn und ging weiter neben ihm her. Nachdem sie bereitwillig neben ihm blieb, würde ihn das kleine Manöver hoffentlich nicht misstrauisch machen, während sie gleichzeitig den Arm frei hatte, falls sie doch noch drastische Maßnahmen ergreifen musste.
    Sie überlegte fieberhaft und versuchte zu entscheiden, wie sie am besten mit ihm umgehen sollte. Er war für ihre Mission von entscheidender Bedeutung; sie hatte von Anfang an geplant, sich an den Leiter der Ermittlungen zu wenden, aber da er sie beim Herumschnüffeln am Tatort erwischt hatte, hatten sie auf dem falschen Fuß angefangen, und nicht einmal die Tatsache, dass man auf sie geschossen hatte, hatte ihn überzeugen können, dass sie zu den Guten gehörte.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gestand sie schließlich. »Ich bin … also, das hier ist mein erster Einsatz, und so wie er bislang läuft, werde ich wahrscheinlich bis ans Ende meiner Tage in einer Schreibstube sitzen, falls ich mit leeren Händen zurückkomme.«
    Statt verständnisvoll zu reagieren, kühlte sein Blick sofort ab. »Sie sind Anfängerin, und man hat Ihnen so einen Auftrag übertragen?«
    »Eigentlich sollte es nur Laufarbeit werden.« Sie hielt den Blick auf den Weg gerichtet. »Niemand hätte erwartet, dass ich wirklich auf etwas stoße.«
    »Warum hat man Sie dann hergeschickt? Und warum sollte jemand Sie umbringen wollen, wenn er damit die Katze endgültig aus dem Sack lässt?«
    Was für eine Katze? Sie überdachte eilig den Kontext seiner Aussage und entschied sich dann für die nächstliegende Bedeutung. »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich. »Ich verstehe das selbst nicht. Ich habe bisher nur ein paar Informationen eingeholt, Rohdaten gesammelt und sie nach Quantico geschickt, damit die Eierköpfe sie zusammenbasteln.« Das immerhin entsprach der Wahrheit – wenigstens halbwegs.
    »Sie haben irgendwas entdeckt, irgendwen befragt und sind dabei auf ein zentrales Puzzlestück gestoßen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was das gewesen sein sollte. Es war bestimmt nichts, was die ortsansässigen Ermittler nicht schon entdeckt hatten.« Sie schüttelte den Kopf und sagte dann: »Um zum Ursprungsthema zurückzukommen, es wäre mir sehr unangenehm, in Ihrem Haus zu wohnen …«
    »Selbst wenn ich nicht da bin?«
    »Selbst dann«, bekräftigte sie. »Das macht zu viele Umstände …«
    »Mir nicht. Wie gesagt, ich bin sowieso kaum zu Hause. Ich arbeite viel, und meine Wohnung habe ich hauptsächlich, damit ich mich irgendwo ein paar Stunden aufs Ohr hauen kann.«
    »Sie sind nicht verheiratet?«
    »Nein.« Ein Schatten huschte über sein Gesicht, so schnell, dass Nikita ihn nicht deuten konnte. »Aber die anderen Ermittler sind verheiratet, darum schicke ich sie sooft wie möglich nach Hause.«
    Das war nett, fand sie. Alles in allem kam er ihr wie ein netter Mensch vor. Misstrauisch, aber nett.
    Sie kamen beim Haus an, und sie blieb stehen, um das hübsche Heim und den gepflegten Garten zu betrachten. Die Bäume standen in vollem Laub, und die adretten Beete waren mit farbenprächtigen Blumen bestückt. Es gab Orte auf dieser Erde, an die ein Mord zu passen schien, so als wäre er ein fester Bestandteil der Umgebung, aber auf diesen Ort traf das nicht zu.
    »Hat man die Kugel schon gesichert?«, fragte sie und deutete dabei auf das Loch in der Hauswand. »Es wäre interessant, zu sehen, ob die ballistischen Merkmale übereinstimmen.«
    »Womit übereinstimmen?«, fragte er sie.
    Sie zog die Brauen zusammen und sah ihn verwirrt an. »Mit der Kugel, die Mr Allen getötet hat, natürlich.«
    »Ach ja, mit der.«
    Der positive Beweis, dass er ihr nicht traute, dachte Nikita. Sie wusste, dass Taylor Allen nicht erschossen worden war, aber

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