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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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in seinem Büro auf und ab zu spazieren. Weit kam sie dabei nicht, ein paar Schritte hin, ein paar Schritte her, aber immer wieder strich sie leicht mit dem Finger über irgendeinen Gegenstand, um dann zum nächsten weiterzugehen. Er beobachtete, wie sie diese zärtliche Berührung erst seiner fleckigen, zehn Jahre alten Kaffeemaschine zukommen ließ und dann weiterschlenderte zu einer Korktafel mit verschiedenen Fahndungsplakaten.
    Sie war gut in Form, dachte er, aber das war bei einer funkelnagelneuen Agentin frisch von der Akademie nicht anders zu erwarten. Er begutachtete die Form des Hinterns, der sich in ihrer Hose abzeichnete, und kam sich im nächsten Moment so idiotisch vor, dass er den Blick abwandte. Gleich darauf beschloss er, dass er lieber ein Idiot bleiben wollte, und sah noch mal hin; schließlich war es ein wirklich hübscher Hintern.
    Eine Stimme quäkte in seinem Ohr, und er konzentrierte sich mühsam wieder auf die Akte in seiner Hand, aber nicht, ohne genauestens zu registrieren, wo sie sich aufhielt und was sie gerade tat. So klein, wie sein Büro war, war das nicht weiter schwierig.
    Nach einer Weile kehrte sie an den Schreibtisch zurück, um ihre Cola zu holen. Er beobachtete, wie sich ihre Lippen um den Strohhalm schlossen, ein Vorgang, der ihm so unverhohlen sinnlich erschien, dass er den Blick abwenden musste. Okay, dann war er eben ein geiler Idiot. Es gefiel ihm gar nicht, dass er so stark auf eine angebliche FBI-Agentin reagierte, der er Amtsanmaßung unterstellte.
    Schließlich beendete er das Gespräch, legte den Hörer wieder auf und hängte die Akte zurück in die Hängeregistratur. Lässig in seinem Stuhl sitzend, meinte er ungerührt: »Warum erzählen Sie mir nicht, woher Sie wirklich kommen.«
    Zu seiner Überraschung reagierte sie mit einem schiefen Lächeln. »Ich wusste, dass Sie mir nicht glauben würden. Aber ich bin wirklich eine FBI-Agentin.« Sie hob die Klappe ihrer Handtasche an, zog ihre Marke ab und reichte sie ihm zusammen mit ihrem Ausweis. »Eine echte, authentische Agentin aus dem Federal Bureau of Investigation. Ich nehme an, Sie haben bereits eine Überprüfung in die Wege geleitet; soll ich hier sitzen bleiben, bis Sie die Antwort bekommen haben?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, antwortete er höflich und korrekt, während er die Marke und den Ausweis überprüfte. Sie erschienen echt, aber geschickte Fälscher konnten Erstaunliches leisten. Er musste auf der Hut sein; er wollte keinesfalls den Fehler begehen, sie zu entwaffnen und einzusperren, weil er sich damit bis zu den Ohrenspitzen in die Scheiße reiten würde, falls sie tatsächlich eine Bundespolizistin war. Andererseits konnte er ihr auch nicht über den Weg trauen; wenn er sie nicht überprüfte, wäre er ein hundsmiserabler Polizist. Schließlich reichte er ihr Marke und Ausweis zurück, und sie steckte beides wieder an den dafür vorgesehenen Platz.
    »Wie wär’s mit meinem Führerschein?«, bot sie ihm an. »Oder einer Kreditkarte? Möchten Sie die auch noch sehen?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, wiederholte er, womit er sie tatsächlich zum Lachen brachte. Sie öffnete ihr Portemonnaie, zog beide Karten heraus und reichte sie über den Tisch.
    Er studierte den Führerschein mit dem holografischen Siegel, untersuchte ihn auf alle fälschungssicheren Merkmale hin und verglich danach die Unterschrift mit jener auf der Rückseite der Kreditkarte. Natürlich stimmten sie überein. Allmählich kam er sich lächerlich vor, vor allem, da sie nicht nur völlig entspannt, sondern wirklich amüsiert wirkte.
    »Gut.« Er gab ihr die Karten zurück. »Jetzt habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ich Ihnen die Waffe abnehmen müsste.«
    »Dass Sie es versuchen müssten«, verbesserte sie. »Es gibt einen Punkt, an dem ich aufhöre, eine gute Bürgerin zu sein, und mich in eine stinksaure Agentin verwandle.«
    »Dann tun Sie nichts, was mich nervös machen könnte, und wir werden wunderbar miteinander auskommen.«
    Sie zog ein weiteres Pommes frites aus dem Haufen. »Wenn ich Sie erschießen wollte, hätte ich das heute Morgen erledigen können, als wir beide allein waren und ich meine Waffe gezogen hatte.«
    »Stimmt«, gestand er ihr zu. »Haben Sie sich inzwischen Gedanken gemacht, inwiefern der Mord an Taylor Allen mit Ihren anderen Fällen zusammenhängen könnte und wieso jemand in Ihrem Büro Ihren Aufenthaltsort an einen Heckenschützen durchsickern lässt, der eventuell unser Mörder sein

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