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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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diese kleine Tatsache war bis jetzt nicht erwähnt worden. Sie hatte Knox Davis eine breite Brücke gebaut, aber er hatte kein Wort von dem Speer gesagt.
    Sie war niedergeschlagen, die Sonne stand hoch und heiß am Himmel, und sie wollte in den Schatten. Also kehrte sie auf die Veranda vor dem Haus zurück und setzte sich in einen der weißen Korbstühle. Das grünweiß gestreifte Kissen umfing sie und schmiegte sich tröstend an sie. Es war ein mit Liebe und Sorgfalt geführtes Haus, dachte sie, während sie ihr EN herausholte und sich weitere Notizen machte.
    »Ich nehme an, Mrs Allen wurde bereits überprüft«, sagte sie gedankenverloren. Ihr hartnäckiger Beschatter hatte sich ihr gegenüber ans Geländer gelehnt und die langen Beine an den Knöcheln gekreuzt.
    »Sie hat ein felsenfestes Alibi. Sie war bei Freunden. Ich untersuche trotzdem die Möglichkeit, dass es ein Auftragsmord war.«
    »Eine hohe Versicherungspolice?«
    »Hoch genug.«
    »Ein Liebhaber?«
    »Keiner, von dem wir wüssten.«
    Sie kniff die Lippen zusammen. »Eine Freundin vielleicht? Seine, nicht ihre. Obwohl das vermutlich auch eine Möglichkeit wäre.«
    »Auch da habe ich nichts finden können. So wie es aussieht, waren sie glücklich verheiratet.«
    »Nicht allzu glücklich, falls sie ihn wirklich umgebracht hat.«
    »Das ist nur ein Faden, dem ich folge, und es ist einer von vielen. Sie haben mir gerade ein paar davon verheddert.«
    »Nicht absichtlich.« Sie bog den Kopf zurück, musterte ihn und registrierte dabei die Ruhe und Intelligenz in seinem schmalen Gesicht. Keltischer Abstammung, dachte sie, und dann fiel ihr ein, dass dieser Teil des Landes noch vor den Unabhängigkeitskriegen vorwiegend von schottisch-irischen Einwanderern besiedelt worden war, die sich in den folgenden zweieinhalb Jahrhunderten nur wenig vermischt hatten. Dieses schmale, klingengleiche Gesicht mit den hohen Wangenknochen war ein Anblick, den man auf Hunderten von sorgsam aufbewahrten alten Fotografien finden konnte.
    »Woher kommen Sie?«, fragte er unvermittelt. »Ich kann Ihren Akzent nicht einordnen.«
    Es wäre auch verblüffend, wenn er das gekonnt hätte, dachte sie amüsiert. »Ursprünglich aus Florida, dann war ich in Washington State an der Universität, und seither habe ich überall in den Staaten gearbeitet.« Auch das entsprach der Wahrheit, und diesmal der ganzen Wahrheit.
    »Da kommt einiges an Dialekt zusammen.«
    »Allerdings«, pflichtete sie ihm bei. »Und Sie?« Er hatte ihr eine persönliche Frage gestellt, woraus sie das Recht ableitete, sich zu revanchieren.
    »Ich lebe hier, seit ich ein kleiner Junge war. Geboren bin ich in Lexington, aber nach dem Tod meiner Mutter zogen wir hierher.«
    »Das tut mir leid.« Sie hatte augenblicklich Mitleid mit ihm. »Das muss schlimm für Sie gewesen sein.«
    »Ziemlich. Ich war damals sechs.«
    »Hat Ihr Vater wieder geheiratet?«
    »Erst als ich erwachsen und aus dem Haus war.«
    »Wieso durften Sie nicht mehr im Haus bleiben?«
    »Ich bin ans College gegangen, genauer gesagt, aber der Ausdruck bedeutet eigentlich nur, dass ich alt genug war, das Haus zu verlassen.« Er sagte das ganz leidenschaftslos, aber sein Blick bohrte sich dabei in ihre Augen.
    Die alltäglichen Redewendungen brachten sie immer wieder in Verlegenheit, was besonders frustrierend war, weil sie sich mit der Sprache intensiver und enthusiastischer beschäftigt hatte als mit allem anderen und weil sie sich auf diesem Gebiet besonders sicher gefühlt hatte. Auch McElroy hatte damit Schwierigkeiten gehabt, aber er hatte das Risiko minimiert, weil er keinen Kontakt zu den hiesigen Polizeikräften aufgenommen hatte und lieber so unauffällig wie möglich geblieben war. Vielleicht war diese Vorgehensweise geschickter gewesen, aber inzwischen war es zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. »Möchten Sie mich nicht in die Zentrale begleiten?«, fragte er. »Da können wir gemeinsam die Akte Allen durchgehen.«
    Ihr Instinkt stritt mit ihrem Berufsethos. Sie hatte den Verdacht, dass er sie nicht aus den Augen lassen wollte, bis die Nachfrage in der FBI-Zentrale, die er mit Sicherheit abschicken würde oder bereits abgeschickt hatte, beantwortet war, aber gleichzeitig musste sie unbedingt wissen, was in der Akte stand. Sie beschloss, das Risiko einzugehen und sich darauf zu verlassen, dass sie sich aus allen Schwierigkeiten, in die sie geraten mochte, befreien konnte.
    »Sicher«, sagte sie. »Könnten wir unterwegs etwas zu essen

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