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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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besorgen? Ich bin heute Morgen nicht zum Frühstücken gekommen.«
     
    Er wollte seine Marke fressen, wenn sie vom FBI kam, dachte Knox.
    Die Kleider stimmten: konservativ und nicht allzu teuer. Sie hatte ihre Waffe in der bewährten Weise geführt, und sie war klug und kapierte schnell. Die meisten Polizisten wollten nichts mit den Kollegen von der Bundespolizei zu tun haben, aber im Großen und Ganzen waren die FBI-Agenten, denen Knox bisher begegnet war, kluge Köpfe gewesen. Zum Teil Arschlöcher, aber kluge Arschlöcher.
    Vielleicht war sie einfach nicht verklemmt genug. Sie hatte ein offenes, freundliches Gesicht und war immer bereit, ein Lächeln zu zeigen, eines, das ebenfalls zum Lächeln einlud, und sie hatte ein bemerkenswert entspanntes Verhältnis zu ihren Vorschriften. Er hatte noch keinen Bundesbullen kennen gelernt, der ein entspanntes Verhältnis zu irgendwas gehabt hätte.
    Und dann war da noch die Sache mit der Kommunikation. Mehrmals hatte er das Gefühl gehabt, sie würden über völlig verschiedene Dinge sprechen, bis ihm aufgefallen war, dass das Gespräch immer dann ins Absurde abglitt, wenn er umgangssprachliche Begriffe oder Redewendungen benutzte, die sie wörtlich auffasste. Natürlich hatte jeder Landesteil seinen eigenen Dialekt, aber das Bild mit dem »weißen Hut« war nicht auf den Süden beschränkt. Es war fast so, als wäre sie keine Amerikanerin, sondern jemand, der Englisch als Fremdsprache studiert hatte. Diese letzte Möglichkeit ließ seine inneren Alarmglocken schrillen.
    Sie konnte von überallher kommen; er konnte sie keinem bestimmten ethnischen Typus zuordnen. Sie hatte glänzendes dunkelbraunes Haar, das in der Mitte der Stirn etwas tiefer angesetzt war, große braune Augen, dazu einen breiten, weichen Mund und gleichmäßige weiße Zähne, die definitiv amerikanisch wirkten. Ein Gebiss, das von Spangen, Fluor, guter Ernährung und regelmäßigen Besuchen beim Zahnarzt kündete. Sie hatte sich sehr zurückhaltend geschminkt, und ihr nicht ganz in der Mitte gescheiteltes Haar wurde von vereinzelten Highlights aufgehellt.
    Aus dem Nahen Osten stammte sie nicht, überlegte er, und auch nicht aus Osteuropa. Ihre Haut hatte einen warmen Farbton, der womöglich auf italienische oder spanische Vorfahren hindeutete, aber für ein solches Erbe war sie eigentlich zu groß.
    Alles in allem konnte er sie einfach nicht einordnen, und das bereitete ihm Unbehagen.
    Sie saß ihm gegenüber am Schreibtisch und hatte den Stuhl so nah an die Kante herangezogen, dass sie den Tisch als Essunterlage benutzen konnte. Ihm war aufgefallen, dass sie kurz gezögert hatte, bevor sie in ihren Hamburger biss, so als wüsste sie nicht genau, wie er schmecken würde. Danach hatte sie eifrig zu kauen begonnen, aber erst als er ihr ein paar Pommes frites geklaut und in den Ketchupklecks getunkt hatte, den er auf ihr ausgebreitetes Hamburgerpapier gepresst hatte, tat sie es ihm nach, wobei sie seine Bewegungen bis ins Detail kopierte.
    Sie hat noch nie einen Hamburger mit Pommes gegessen. Der Gedanke hallte mit absoluter Gewissheit durch seinen Kopf. Er suchte im Geist nach einem Fleck auf dieser Erde, an dem McDonalds nicht ein, zwei Außenposten errichtet hatte. Wie war es möglich, dass sie noch nie einen Hamburger gegessen hatte, wenn sie nicht als strenge Veganerin erzogen worden und sozusagen erst gestern vom Rübenwagen gepurzelt war?
    »Woher stammen Sie noch mal?«
    »Florida. Sarasota.« Sie zupfte ein weiteres Pommes heraus, tauchte es in Ketchup und stopfte es dann in ihren Mund. Dann griff sie nach ihrem Becher, lenkte den Strohhalm zum Mund und nahm einen großen Schluck Cola – das Zuckerzeug, nicht die Diätversion, die fast jede Frau in seinem Bekanntenkreis trank. »Hm, das schmeckt«, schnurrte sie.
    Während des Essens sah sie sich in seinem vollgestellten kleinen Büro um wie in einem Museum. Man merkte ihr an, dass sie die Umgebung faszinierte. Er fragte sich, was sie wohl am interessantesten fand: die Aktenstapel, den verschrammten und abgewetzten Schreibtisch, seinen quietschenden Stuhl oder vielleicht die Schmierstreifen am Fenster?
    Sein Telefon klingelte, und er nahm ab. »Davis. Ja.« Den Hörer zwischen Schulter und Kinn geklemmt, schob er den Stuhl zurück, bis er an eine Aktenschublade kam, die er herauszog. Er suchte nach einer Akte und klappte sie auf. »Hab sie.«
    Während er telefonierte, beschäftigte sich Agent Stover – oder wie sie auch heißen mochte – damit,

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