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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Davis.
    »Hör auf, mich zu bevormunden«, antwortete sie mit unterdrückter Wut, die Hände schon zu Fäusten geballt.
    »Mach schon, schlag mich, wenn du dich danach besser fühlst.«
    Das würde sie, also tat sie es. Er wusste nicht, was er sich damit eingehandelt hatte. Nikita schlug ohne jede Vorwarnung zu; sie spannte die Muskeln in ihrem Arm und ihrem Rücken so an, wie man es ihr beigebracht hatte, und jagte den Arm in einem blitzschnellen, angedrehten Stoß aus der Schulter nach vorn. Ihre Knöchel trafen mit einem dumpfen Schlag auf Knox’ linken Unterkiefer auf, er taumelte zurück und plumpste dann unvermittelt auf seinen Hintern.
    »Heilige Scheiße«, stöhnte er und rieb sich das Kinn.

15
    »Verflucht«, sagte Kelvin Davis und sah auf seinen am Boden sitzenden Sohn. »Sie haben einen ordentlichen Schlag, Miss Stover. Oder heißt es Ms?«
    Sie hatte in den nicht digitalisierten antiken Benimmbüchern von den Anredesitten im zwanzigsten Jahrhundert gelesen und wusste darum, was er damit meinte. »Nennen Sie mich einfach Nikita.« Sie wischte sich schniefend die Augen mit den Handflächen ab und sagte dann zu Knox: »Stehst du irgendwann wieder auf, oder willst du die ganze Nacht hier sitzen bleiben?«
    »Kommt darauf an, ob du vorhast, mir noch mal so einen Haken zu verpassen«, erwiderte er. »Falls ja, dann bleibe ich lieber hier unten, vielen Dank.«
    »Setz dich nicht an wie ein dickes Baby«, fuhr sie ihn an. »Den ganzen Tag hast du mich herumgeschubst, dabei habe ich dir immer, immer wieder gesagt …«
    »Dass du nur deinen guten Willen zeigst, ja, ich weiß schon. Und es heißt ›stell dich nicht an‹ und nicht ›setz dich nicht an‹.« Argwöhnisch stand er wieder auf, achtete aber darauf, außer Reichweite zu bleiben.
    »Setzen, stellen, ist doch egal.« Sie war zu aufgebracht, als dass es sie interessiert hätte, ob ihr ein weiterer Fehler unterlaufen war. Die Ereignisse waren außer Kontrolle geraten; sie war außer Kontrolle geraten, und zwar so sehr, dass ihr fast alles egal war.
    »Du solltest lieber reinkommen und dein Kinn mit Eis kühlen«, sagte Kelvin zu Knox.
    »Danke, das werde ich. Ich kann jetzt schon die Jungs lachen hören, wenn ich morgen mit einer dicken Backe ins Büro komme.«
    Kelvin wandte sich höflich an Nikita und deutete in Richtung Haus. »Nach Ihnen.«
    Emotional und psychisch aufgewühlt, stolzierte Nikita den beiden Männern voran. Wenn sie es richtig interpretierte, fanden es sowohl Knox als auch sein Vater auf einer ihr unverständlichen Ebene lustig, dass sie ihn tatsächlich geschlagen hatte. Der Gewaltausbruch hatte keineswegs ihre angestauten Emotionen gelöst; sie wollte Knox noch mal schlagen, sie wollte heulen, sie wollte ihre Frustration in den Himmel schreien.
    Über der Veranda auf der Rückseite des Hauses brannte eine Laterne, und als sie vor dem Haus standen, konnte sie sehen, dass es sich um einen schon älteren, ebenerdigen Backsteinbau handelte, dessen Fundament von ordentlich gestutztem Gebüsch umsäumt war. Die Veranda schien später angebaut worden zu sein, denn sie war aus Holz und weiß lackiert. Kelvin zog die quietschende Fliegentür auf und bat sie auf die Veranda, wo er eine zweite Holztür öffnete, die genau wie bei Knox’ Haus in die Küche führte.
    »Lynnette!«, rief er. »Wir haben Besuch!«
    »Ist es Knox?« Der freudigen Stimme folgte eine Frau, die aus einem anderen Zimmer gelaufen kam. Als sie Nikita sah, blieb sie wie angewurzelt stehen und sah ihren Mann an, als würde sie auf eine Vorstellung oder Erklärung warten, je nachdem, was angebracht war.
    »Das ist Nikita Stover, Knox’ … äh … Freundin. Nikita, meine Frau Lynnette.«
    »Sehr erfreut«, sagten Nikita und Lynnette gleichzeitig. Lynnette war eine sympathische Frau von gut fünfzig Jahren mit attraktiven Rundungen und kurzen roten Haaren. Sie hatte ein freundliches Gesicht und strahlte Entschlossenheit aus.
    »Knox braucht Eis für sein Kinn«, sagte Kelvin.
    »Was ist denn passiert?« Noch während Lynnette das fragte, war sie schon auf dem Weg zum Kühlschrank, öffnete eine Tür und zog ein Päckchen mit etwas Blauem heraus.
    »Nikita hat mich sozusagen umgehauen«, erwiderte Knox.
    Lynnette holte aus einer Schublade ein dünnes Geschirrtuch, wickelte es um das blaue Päckchen und reichte beides an Knox weiter, der es an seinen Kiefer drückte. »Absichtlich?«, fragte sie.
    »O ja.« Knox zog einen Küchenstuhl unter dem Tisch heraus und ließ sich

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