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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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wahrscheinlich mit seinen strampelnden Beinen umgekickt. Erwürgt zu werden ist eine brutale Todesart, bei der das Opfer minutenlang um sein Leben kämpft, ehe das Hirn endgültig stirbt. Außerdem braucht der Täter Kraft oder muss wissen, wie er die nötige Kraft durch Technik ausgleichen kann.
    Ob der Mörder stark war, blieb dahingestellt, denn er hatte die Hände nicht eingesetzt. Auf dem Hals des alten Mannes waren keine blutunterlaufenen Fingerdruckstellen zu sehen, sondern nur ein quer verlaufendes Ligatur-Druckmal, was bedeutete, dass dem Opfer etwas über den Kopf gezogen worden war, das verdreht und zugezogen wurde. Beispielsweise ein Gürtel. Vielleicht aber auch ein Seil, ein dünner Schal, irgendwas, das lang und biegsam war.
    Dieser Fall fiel nicht in Knox’ Zuständigkeit. Der Bürgermeister lebte innerhalb der Stadtgrenze, weshalb der Tatort von den Detectives der städtischen Polizei untersucht wurde. Dennoch arbeiteten die beiden Strafverfolgungsbehörden eng zusammen und kombinierten ihre Erfahrung, ihre Einsatzkräfte und Budgets. Man kannte einander, bildete gemeinsame Sonderkommissionen und half sich gegenseitig aus, wenn es nötig war.
    Die Detectives brauchten Knox nicht, um den Tatort zu sichern, aber sie waren immer daran interessiert, zu hören, was ihm aufgefallen war; ihm eilte der Ruf unersättlicher Neugier voraus. Er war nicht der einzige Ermittler aus dem Sheriff’s Department, der am Tatort war; Roger Dee Franklin war ebenfalls gekommen und tat ziemlich genau das Gleiche wie Knox, nämlich zuschauen.
    Der Mord hatte sich kurz nach Eintritt der Dunkelheit ereignet, wie die Nachbarin vermutete. Sie hatte noch beobachtet, dass Harlan genau wie jeden Tag seine Katze hinausließ. Ebendiese Katze hatte sie später auch veranlasst, nach Harlan zu sehen, denn das arme Tier hatte miauend an der Haustür gestanden und darum gebettelt, eingelassen zu werden, und Harlan hatte seine Katze noch nie draußen vergessen. Irgendwann war der Frau das Gemaunze zu viel geworden, und sie hatte ihren Nachbarn angerufen. Als Harlan nicht ans Telefon gegangen war, hatte sie die Polizei verständigt.
    Roger Dee hörte sich die Katzenstory an und kam zu Knox geschlendert. »Gut, dass die Katze draußen war«, murmelte er. Man hatte schon von Katzen gehört, die allein mit einem Toten in einem Haus eingesperrt waren und irgendwann angefangen hatten, sich an dem Leichnam gütlich zu tun. Die Menschen vergaßen nur allzu gern, dass Katzen nicht nur Haus-, sondern auch Raubtiere waren. Nachdem Knox mehrmals in Häuser gerufen worden war, in denen ein allein lebender, alter Mensch gestorben war, der eine oder mehrere Katzen gehalten hatte, hatte er sich geschworen, dass er sich höchstens einen Fisch zulegen würde, falls sich sein Lebensstil je mit einem Haustier vereinbaren ließe. Er hatte Katzen gern, aber nicht so gern, dass er als Katzenfutter enden wollte.
    Knox’ Blick wanderte zurück zu dem Toten. Das Bild hatte nichts mit der Szene im Haus von Taylor Allen gemein; die Tötungsart war anders, und auf den ersten Blick gab es nichts, was die beiden Opfer verband: Der eine war ein halbwegs vermögender Anwalt mit einer präsentablen Gattin und der andere ein alter Witwer, der mit einer Katze zusammenlebte und seit fünfzig Jahren dasselbe Haus bewohnte. Der Nachbarin zufolge verließ Harlan Forbes sein Heim nur selten und begnügte sich meist damit, in seinen Blumenbeeten herumzuwerkeln oder auf der Veranda zu sitzen und dem vorbeiziehenden Verkehr nachzuschauen. Ungefähr einmal in der Woche brachten ihm seine Tochter oder Enkeltochter frische Lebensmittel oder holten ihn zu einem Ausflug ab. Während des letzten Jahres war er sichtbar gebrechlicher geworden und hatte darüber zu reden begonnen, dass er das Haus eventuell verkaufen und in ein Seniorenstift ziehen würde. Darüber brauchte sich der arme alte Mann nun nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.
    Nachdem die beiden Morde augenscheinlich nichts miteinander zu tun hatten, wunderte sich Knox ein wenig über seine feste Überzeugung, dass sie irgendwie miteinander verbunden waren. Allerdings war er nicht so verrückt, irgendjemandem davon zu erzählen. Man würde sich im ganzen County darüber ausschütten vor Lachen. Hätte er Nikita nicht kennen gelernt und nicht gewusst, dass in ihrer Stadt ein Killer aus der Zukunft umging, wäre ihm der Gedanke genauso absurd vorgekommen.
    All die merkwürdigen Dinge, die sich in den letzten Tagen ereignet hatten,

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