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Mitternachtsmorde

Mitternachtsmorde

Titel: Mitternachtsmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sie entdeckt, dass diese Filter perfekt in den kleinen Korb über der Karaffe passten, woraus sie schloss, dass der Kaffee dort hineingehörte. Folglich war der leere Tank für das Wasser gedacht.
    Sie fand eine ungeöffnete Packung Kaffee, las darauf ab, wie viel Kaffee man für jede Tasse Wasser verwendete, und gab beides sorgfältig abgemessen in die Maschine. Danach brauchte sie nur noch auf die AN-Taste zu drücken, und gleich darauf begann das Wasser zischend und fauchend im Filter zu landen, von wo es in die Karaffe tropfte. So einfach. Und es schmeckte himmlisch.
    »Ich schätze mal, Kaffee gibt es auch in zweihundert Jahren noch«, sagte er, während er eine Tasse aus dem Hängeschrank holte und sie vollschenkte.
    »Aber sicher. Es ist das wichtigste Anbauprodukt in Südamerika.«
    »Noch wichtiger als Öl?«
    »Der Ölmarkt brach zusammen, nachdem sich die Technologie weiterentwickelt hatte.« Sie blieb sitzen, das Buch aufgeschlagen und den Blick fest auf die Seite gerichtet, obwohl die Buchstaben vor ihren Augen verschwammen.
    Er zog sich ihr gegenüber einen Stuhl heraus und ließ sich erschöpft darauf fallen. Dann rieb er seine Augen und legte die Hände um die Kaffeetasse. »Das Opfer ist ein ehemaliger Bürgermeister namens Harlan Forbes. Die Vorgehensweise unterscheidet sich grundlegend, das Opfer wurde stranguliert. Harlan war fünfundachtzig und gebrechlich. Nichts außer meinem Instinkt deutet darauf hin, dass dieser Mord etwas mit dem an Taylor Allen zu tun haben könnte.«
    »Könnte der Bürgermeister irgendein Forschungspapier geschrieben haben, das er in die Zeitkapsel gesteckt hat?«
    »Nein, er war nicht mal auf dem College. Er war ein wackerer alter Knabe mit Talent zum Schachern und Kungeln, ein gewitzter Schreibtischhengst, aber kein physikalischer Geistesriese.«
    Das meiste davon, sinnierte sie, waren keine Fremdwörter, und die meisten ihr unbekannten Metaphern konnte sie sich daraus, wie er sie verwendete, erschließen. Schreibtischhengst. Den Begriff musste sie sich merken.
    »Vielleicht steht sein Tod gar nicht in Beziehung zu dem anderen Mord«, schlug sie vor.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nachgedacht und mir überlegt, wer vor zwanzig Jahren dabei war, als die Kapsel bei der Zeremonie im Boden versenkt wurde. Der Football-Coach Howard Easley wurde am nächsten Morgen erhängt aufgefunden. Der Gerichtsmediziner erkannte damals auf Suizid, aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Der Coach stand nahe genug, um genau zu sehen, was in die Kapsel gesteckt wurde; er hat sogar geholfen, sie zu vergraben. Der Bürgermeister stand direkt neben ihm. Und wenn ich mich recht entsinne, war auch Taylor Allen da. Er hatte gerade seine Anwaltspraxis eröffnet und engagierte sich überall in der Gemeinde, weil er möglichst schnell Kontakte knüpfen wollte. Auch er war bei der Zeremonie dabei.«
    »Aber der Coach starb schon vor zwanzig Jahren«, wandte sie ein. »Warum sollte der Täter zwanzig Jahre warten, ehe er die Übrigen tötet?«
    »Da kann ich auch nur raten. Allerdings wird für mich allmählich ein Muster erkennbar. Ich muss meine Erinnerung auffrischen. Gleich morgen früh gehen wir in die Bücherei, suchen den Zeitungsartikel heraus und schauen nach, ob darin erwähnt wird, wer damals alles dabei war. Es gab auch ein Foto, ich weiß noch, dass ich es angeschaut habe, um zu sehen, ob Dad und ich auch darauf waren, aber wir standen damals im toten Winkel.«
    Sie nickte und blickte wieder in ihr Buch.
    Nach einer Minute seufzte er. »Hör zu – es tut mir leid. Ich habe ehrlich nicht wegen der Sexgeschichte gefragt, ob du ein Roboter bist.«
    »Es gibt keine ›Sexgeschichte‹. Du hast mich zweimal geküsst, das war angenehm, und es wird nicht wieder vorkommen.« Ihre Miene blieb so ausdruckslos wie möglich, und sie kämpfte den Drang zu weinen nieder, der ihr schon wieder die Kehle zuschnürte. Auf keinen Fall würde sie noch einmal vor ihm weinen.
    Sie klappte das Buch zu und stand auf. »Wenn es dir nichts ausmacht, gehe ich jetzt ins Bett.«
    »Nach dem vielen Kaffee wirst du sowieso nicht schlafen können. Wir können also auch noch sitzen bleiben und quatschen.«
    »Ich habe nicht viel getrunken, und ich bin müde. Gute Nacht.« Mit ihrem Buch in der Hand verschwand sie in dem kleinen Zimmer, das er ihr zugewiesen hatte, und schaltete dort die Nachttischlampe ein. Dass sie müde sei, war nicht gelogen; sie war so erschöpft, dass sie kaum mehr klar denken

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