Mitternachtsmorde
waren irgendwie miteinander verbunden. Die Zeitkapsel, die Blitze draußen bei Jesse Binghams Farm, Nikita, die Zeitreisen, der Mord an Taylor Allen – all das gehörte definitiv zusammen, auch wenn Nikita nicht genau wusste, wie sich der Mord an Taylor Allen ins Bild fügte. Sie wusste nur, dass der »UT« ihn getötet hatte, aber nicht, warum, und sie wusste auch nicht, wer dieser UT war. Also … wie passte der Mord an Harlan Forbes dazu?
Beraubt hatte man Harlan nicht. Es gab keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen ins Haus, aber andererseits waren die Türen auch nicht verschlossen gewesen. Die meisten Menschen hier im Ort ließen die Türen unverschlossen, solange sie zu Hause waren, wenigstens bis sie zu Bett gingen. Die Tötungsart und die Tatsache, dass nichts gestohlen worden war, sprachen dafür, dass hier kein Drogengeld besorgt werden sollte, denn ein Süchtiger hätte garantiert die Wohnung durchsucht, um irgendwo Bargeld oder irgendwas Verkaufbares aufzutreiben.
»Der arme alte Knabe«, sagte Roger Dee und gab damit Knox’ Gedanken von vorhin wieder. »Wieso sollte irgendwer jemanden wie ihn umbringen wollen? Er ist in Rente, lebt von seiner Pension – und in Pekesville Bürgermeister zu sein war noch nie besonders einträglich. Wenn er beraubt worden wäre, würde die Geschichte wenigstens halbwegs schlüssig klingen, aber dass jemand einfach so ins Haus spaziert kommt und ihn umbringt – wozu? Könntest du dir vorstellen, dass es einer seiner Verwandten eilig hatte, diesen alten Kasten und einen Haufen klappriger Möbel zu erben?«
»Könnte sein.« Falls Harlan eine dicke Lebensversicherung abgeschlossen hatte oder ein hübsches Sümmchen auf der Bank aufbewahrte. Er hatte nicht so gelebt, als würde er im Geld schwimmen, aber viele der alten Leute, die noch die große Depression miterlebt hatten, horteten ihre gesamten Ersparnisse und schränkten sich gleichzeitig so ein, als kämen sie nur mit Mühe über die Runden. Knox versuchte, alle Möglichkeiten zu bedenken, aber im Grunde war er überzeugt, dass dieser Vorfall etwas mit Nikitas Ermittlungen zu tun hatte. Wie auch immer, es war nicht sein Fall; die Jungs von der Stadttruppe würden die Bankkonten und Lebensversicherungen abchecken, während er hier aushelfen würde, indem er die Nachbarn befragte.
Er und Roger Dee zogen mit ihren Notizblöcken los, um alle Häuser abzugehen und überall Fragen zu stellen. Es war ein altes Viertel, in dem vor allem Rentner wohnten, was wiederum bedeutete, dass die meisten von ihnen abends zu Hause waren und vor dem Fernseher saßen. Niemand hatte etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen. Alle waren zutiefst schockiert, dass das Verbrechen nun auch in ihrer Nachbarschaft zugeschlagen hatte und dass ihm jemand zum Opfer gefallen war, den jeder gekannt und gemocht hatte, aber keiner von ihnen war eine große Hilfe.
Als Knox erschöpft heimfuhr, war es schon nach zwei Uhr morgens. Es war ein sehr, sehr langer Tag gewesen, und als er in die Einfahrt bog und die Lichter in seinem Haus brennen sah, wusste er, dass der Tag noch nicht vorüber war.
Nikita saß am Küchentisch, eine dampfende Kaffeetasse in der Hand, und las eines von Knox’ Büchern, während sie auf ihn wartete. Als sie den Wagen in die Auffahrt biegen hörte, stand sie auf und spähte aus der Küchentür, um sicherzugehen, dass er es war, ehe sie die Tür aufschloss und ihm öffnete.
Er sah müde aus, als er eintrat, aber war das ein Wunder? Es war spät, und er brauchte Schlaf. Statt ins Bett zu gehen, begann er jedoch, kaum dass er die Küche betreten hatte, zu schnüffeln und fragte: »Ist der Kaffee frisch?«
»Ich habe ihn vor einer Stunde gekocht«, antwortete sie und kehrte auf ihren Platz am Küchentisch zurück. Sie war stolz, dass sie ganz allein die Kaffeemaschine entdeckt und herausgefunden hatte, wie sie funktionierte. Ersteres war ihr gelungen, weil sie in Knox’ Büro eine Maschine mit dem Aufdruck »Mr Coffee« gesehen hatte, und auch wenn dieses Modell hier keinen Namen trug, entsprach es im Wesentlichen jener Maschine, obwohl die Karaffe eine leicht abgewandelte Form hatte. Da Nikita nirgendwo eine Gebrauchsanweisung gefunden hatte, hatte sie sich die Bedienung selbst erarbeitet: Die große Glaskaraffe war mit Maßstrichen versehen, also musste etwas dort hineinkommen. Der Kaffee? Aber wenn dort der Kaffee hineinkam, wozu war dann die Schachtel mit den Papierfiltertüten gut? Durch Experimentieren hatte
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