Mitternachtspicknick
gute Chancen gehabt. Aber Pat zeigte nicht, wie getroffen sie war. Sie schluckte nur einmal etwas krampfhaft. Simone verschwand. Angie, die zufällig in der Nähe gestanden und alles mitangehört hatte, trat heran.
»Pat, das ist ja furchtbar!«, rief sie. »Meinst du nicht, wir können Simone noch umstimmen? Ach, warum kannst du dich nie an eine Vorschrift halten?«
»Ich werde nicht bitten und betteln«, gab Pat zurück. »Es ist mir ganz gleich, ob ich bei diesem dummen Turnier mitmache oder nicht. Und ich werde auch weiterhin mit Fairytale ausreiten, so viel ich will!«
Angie seufzte. »Du bist ein Dummkopf, Pat«, sagte sie freundschaftlich. »Aber ein lieber. Wo warst du eigentlich? Uns war es am Strand zu heiß, deshalb sind wir zurückgekommen.«
Pat schwieg beharrlich. Der Hund war ihre Sache, und über Frau Jung und die merkwürdige Unterhaltung der beiden Fremden musste sie erst noch allein nachdenken.
Angie, Diane und Kathrin hatten am nächsten Morgen keinen Stalldienst und konnten daher in Ruhe aufstehen. Kathrin hatte sich einen blauen Pullover gekauft, der einem von Simone aufs Haar glich. Obwohl es heute wieder heiß zu werden versprach, zog sie ihn an.
Angie spottete mitleidslos. »Findest du das bei dem Wetter nicht selber verrückt?«, fragte sie. »Und glaubst du, Simone findet es toll, wenn du jeden Tag in einer Kopie eines ihrer Kleider erscheinst?«
»Simone und ich verstehen uns«, erwiderte Kathrin, die wie keine sonst von Simone verachtet und fortwährend kritisiert wurde, eine solche Behandlung aber offenbar brauchte.
»Wir beide sind ausgesprochene Individualisten und ...« Sie brach ab, als an die Tür geklopft wurde.
»Angie, Diane! Seid ihr wach?«
Das war Toms Stimme. Diane öffnete und Tom und Chris traten ein.
Kathrin kicherte nervös. »Also, das geht ein bisschen zu weit«, sagte sie. »Die Jungen dürfen nicht in die Mädchenzimmer!«
»Sei nicht albern«, wies Angie sie zurecht. »Bleibt nur, ihr beiden. Kathrin kann ja gehen!«
Kathrin blieb natürlich. Sie musste sowieso noch ihre Frisur mit Haarspray festkleben. Chris und Tom wirkten sehr aufgeregt.
»Ratet, was passiert ist«, sagte Chris. »Ich habe euch doch von den reichen Amerikanern erzählt, die bei uns wohnen. Nun, sie sind heute Nacht ausgeraubt worden. In unserem Haus. Und keiner hat etwas gemerkt!«
»Die Täter haben das Schloss der Kellertür aufgebrochen«, fuhr Tom, der bereits alle Einzelheiten kannte, fort, »und dann sind sie direkt in das Zimmer der Nortons geschlichen und haben Geld und Juwelen gestohlen.«
»Und die beiden sind nicht aufgewacht?«, fragte Diane ungläubig.
Chris schnippte mit den Fingern. »Das ist es eben! Die beiden waren gar nicht da! Sie hatten Freunde besucht, die sehr weit weg wohnen, und kamen erst gegen vier Uhr morgens zurück. Wisst ihr, was das bedeutet?«
»Nein, was denn?«, fragte Kathrin vom Spiegel her.
»Die Täter waren gut informiert», sagte Angie langsam.
»Zu gut«, ergänzte Tom. Er blickte von einem zum anderen. »Wie bei den Sterns vor einer Woche. Damals wunderte es alle, wie jemand wissen konnte, dass es in diesem unscheinbaren Pförtnerhäuschen etwas Wertvolles zu holen gab. Und diesmal wieder. Die Einbrecher wussten, dass reiche Amerikaner im ›Leuchtfeuer‹ wohnen, sie wussten, dass sie in dieser Nacht weg waren. Sie müssen sogar gewusst haben, wo sie ihr Zimmer haben. Fast so, als ob ...« Er brach ab, als habe er eine Scheu auszusprechen, was er dachte.
Angie machte große Augen. »Als ob es jemanden gäbe, der alle diese Einzelheiten auskundschaftet und weitergibt«, flüsterte sie.
In der Reitstunde, kurz nach dem Frühstück, ritten Angie und Diane unkonzentriert. Simone ließ eine Abteilung bilden, und Angie, die an der Spitze ritt, brachte Farino nicht recht in Schwung. Er zockelte lustlos durch die Halle und warf hin und wieder wütend den Kopf hoch. Simone war verärgert.
»Es ist schon ein Kunststück, Farino zur Langsamkeit zu bewegen«, sagte sie bissig. »Oh, und Diane, auf dem Zirkel habe ich gesagt! Hast du das nicht gehört?«
»Doch«, erwiderte Diane bedrückt und bemühte sich, Jane wieder unter Kontrolle zu bringen.
»Warum lässt du dein Pferd dann ausbrechen? Ein Reiter muss sich immer konzentrieren. Wo bist du denn mit deinen Gedanken?«
Diane schwieg.
Aber Simone war noch nicht fertig. »Wo ist Patricia?«, fragte sie scharf.
Niemand antwortete. Diane und Angie warfen einander vielsagende Blicke zu.
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