Mitternachtspicknick
Natürlich, Pat schwänzte wieder einmal.
Simone machte sich eine Notiz in ihren Kalender. »Ich werde mit Frau Andresen deswegen sprechen«, sagte sie. »Und nun weiter! Sitz nicht wie ein Mehlsack auf deinem Pferd, Tina!«
Die Stunde nahm dann schließlich doch noch einen ungestörten Verlauf. Danach hatten es Angie und Diane sehr eilig, ihre Pferde abzusatteln und trocken zu reiben. Sie waren mit Tom und Chris am Strand verabredet, um über die Geschehnisse der letzten Nacht zu sprechen. Unterwegs trafen sie Pat, die an den Koppeln entlangschlenderte und ein paar Pferde mit Mohrrüben fütterte. Sie zuckte nur mit den Schultern, als Angie ihr von Simones Ärger erzählte.
»Na und?«, fragte sie. »Vom Turnier hat sie mich sowieso ausgeschlossen. Weshalb soll ich dann noch in ihren Unterricht gehen?«
»Warum bringst du die Leute nur so gegen dich auf?«, fragte Diane. »Auf diese Weise können sie nie merken, wie nett und klug du in Wahrheit bist!«
Pat warf den Kopf zurück und lachte. »Das können sie merken - wenn sie mir nicht dauernd vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Aber jetzt Schluss damit. Was machen wir? Gehen wir schwimmen?«
»Wir treffen Tom und Chris am Strand«, antwortete Angie. »Und dann müssen wir dir etwas Interessantes erzählen.«
Tom und Chris kamen gerade aus dem Wasser. Tropfnass rannten sie über den Sand und ließen sich auf ihre Handtücher fallen.
Pat setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. »So, nun erzählt mal«, forderte sie die anderen auf. »Angie und Diane haben bislang nur ein paar geheimnisvolle Andeutungen gemacht.«
In kurzen Worten wiederholte Tom die ganze Geschichte.
Pat hörte gespannt zu. Dann pfiff sie durch die Zähne. »Sieh einer an«, sagte sie langsam.
Chris wirkte noch immer bedrückt. »Meine Eltern sind ganz außer sich«, erzählte er. »Im ›Leuchtfeuer‹ ist so etwas noch nie passiert. Und jetzt stapfen die Polizisten überall herum und machen die Gäste verrückt. Ein Ehepaar ist schon abgereist. Und Herr Norton droht mit einer Schadenersatzklage.«
Die anderen sahen ihn mitleidig an. Armer Chris! Wie scheußlich, wenn so etwas im eigenen Haus passiert!
»Irgendetwas müsste man tun«, sagte Angie.
Pat nickte. »Vielleicht kann ich euch etwas Wichtiges erzählen«, sagte sie. »Ich habe gestern etwas erlebt, das mir gleich merkwürdig vorkam.« Sie berichtete, wie sie unter dem Fenster auf dem Krähenhof gestanden und den beiden Männern im ersten Stock gelauscht hatte.
»Offenbar Vater und Sohn«, berichtete sie. »Denn der eine nannte den anderen ›Vater‹. Die beiden schienen auf eine Frau zu warten, die wohl unpünktlich war, worüber sich der Vater sehr aufregte. Er sagte, dass die Sache - was immer das ist - sehr genau geplant werden müsse, woraufhin der Sohn meinte, es sei noch lange zum Abend und noch länger bis Mitternacht. Vater drohte, er werde auf sie verzichten, wenn sie sich nicht an die Vereinbarungen hielte. Ja, und dann schlossen sie das Fenster und ich konnte nichts mehr verstehen.«
Die Kinder hatten schweigend und immer atemloser zugehört.
»Donnerwetter«, sagte Tom schließlich. »Das ist ein starkes Stück. Das klingt ja wirklich sehr seltsam.«
»Seltsam?«, rief Angie. »Vollkommen klar. Vater und Sohn Mommsen sind die Täter. Und eine Frau bringt ihnen die Informationen, die sie brauchen. Mitternacht! Natürlich, gegen Mitternacht wollten sie den Einbruch begehen, denn da war die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass jeder im ›Leuchtfeuer‹ bereits schlief. Andererseits hatten sie noch genug Zeit, bis die Nortons zurückkamen. Und wahrscheinlich warteten sie noch auf einen Plan des Hauses, um zu wissen, welches Zimmer die Amerikaner bewohnten!«
Angie hatte immer schneller gesprochen vor lauter Aufregung.
Tom hob beschwichtigend die Hand. »Langsam. Das klingt alles ganz schlüssig, aber es sind nur Vermutungen. Ich meine, es mag alles scheinbar wunderbar zusammenpassen, aber trotzdem kann es sich bei dem Gespräch um etwas ganz anderes gedreht haben. Etwas völlig Harmloses.«
»Na, ich weiß nicht«, sagte Angie. »Wer plant schon etwas Harmloses für Mitternacht! Außerdem sind die Mommsens äußerst verdächtige Leute. Ich könnte mir den Krähenhof gut als Treffpunkt einer Verbrecherbande vorstellen.«
»Wir können nicht, nur weil wir diese Leute nicht mögen, ein solches Gerücht über sie verbreiten«, wandte Tom ein.
»Der vernünftige Tom«, murmelte Angie.
Aber der
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