Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
nachdenken. Noch einmal wedelte er mit dem Zettel vor seiner Nase herum und genoss wieder den Duft, der für Sekunden in der Luft hing. Dieses Parfüm regte seine Sinne an. Alle seine Sinne, und das war zweifellos Absicht.
Wer immer ihm diese Einladung gesandt hatte, war darauf aus, sein Blut in Wallung zu bringen. Und das war dieser Person auch eindeutig gelungen. So gut, dass Jack vorerst nicht von diesem Tisch hier aufstehen konnte. Vermutlich sogar für eine ganze Weile nicht. Machte nichts, dann hatte er wenigstens Zeit,in aller Ruhe darüber nachzudenken, ob er zu dem Stelldichein erscheinen sollte oder nicht.
So ein Quatsch. Er wusste genau, dass er um jeden Preis da sein würde. Sie hatte sich viel Mühe gegeben, ihn so herauszufordern, da verdiente sie es auf jeden Fall, dass er zumindest reagierte. Persönlich. Und das Kribbeln auf der Haut und die peinliche Wölbung im Schritt seiner Shorts bewiesen ihm, dass er es auch wollte.
Die Abenddämmerung hüllte den Strand ein, und langsam brach die Nacht herein. Voll ungeduldiger Erwartung beobachtete Jack die Digitalanzeige des Weckers in seinem Hotelzimmer. Die Zeit kroch wie eine Schnecke auf acht Uhr zu. Es ließ sich nicht leugnen, die anonyme Absenderin der Nachricht wusste, wie man einen erotischen Abend in Szene setzte. Den ganzen Nachmittag über hatte Jacks Erregung nicht nachgelassen.
Eine sanfte Brise wehte vom Meer her durch die offene Terrassentür ins Zimmer. Jack kam es vor, als ob sein Körper im Rhythmus der ans Ufer klatschenden Wellen pulsierte. Dass sein Herz wie verrückt hämmerte, kam ihm jedenfalls nicht nur so vor. Er starb fast vor Begierde.
Dabei hatte er keine Ahnung, mit wem er sich überhaupt treffen würde!
War das normal? Erhöhte Anonymität automatisch die Intensität der Erwartung? Die Erregung? Geheimniskrämerei war jedenfalls ein hervorragendes Aphrodisiakum, so viel stand fest. Die Regel, die Jack sich selbst auferlegt hatte, sich nämlich auf keine One-Night-Stands einzulassen, war vergessen. Es ging ihm nur noch darum herauszufinden, wer diese Einladung geschickt hatte, und endlich all die Fantasien auszuleben, die ihm seither durch den Kopf spukten.
Möglich, dass er es später bereuen würde, dieser Einladung gefolgt zu sein. Aber im Moment gab es nichts, was ihn davon abhalten konnte, die Absenderin kennen zu lernen und den berauschenden Duft ihres Parfüms an ihr selbst wahrzunehmen. Er würde pünktlich zur Stelle sein.
Als er die Tür seines Hotelzimmers hinter sich abschloss und hinaus in die dunkle Nacht trat, wurde die kleine Flamme der Erregung, die den ganzen Nachmittag über in ihm gebrannt hatte, zu einer alles verzehrenden Feuersbrunst.
Der Strandabschnitt der Ferienanlage war mit insgesamt zehn Häusern bebaut, die getrennt voneinander lagen. In seinem Zimmer hatte Jack eine Karte der Anlage vorgefunden. Daher fiel es ihm jetzt nicht schwer, das Strandhaus Nummer 10 ausfindig zu machen, obwohl dieses hinter üppig wucherndem Grün gut versteckt lag. Weitaus schwerer erschien es ihm, einigermaßen gefasst zu bleiben: Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, als er sich am Treffpunkt einfand.
Jack Latham, der selbst ernannte Playboy, der Herausforderungen ebenso sehr liebte wie die Frauen, die sie ihm stellten – dieser Mann war nervös und ungeduldig. Und sogar unsicher, wie er feststellte, als er jetzt begann, sich noch einmal den Inhalt der Einladung herzusagen, den er schon nach dem ersten Lesen auswendig gewusst hatte.
Den darin gemachten Anweisungen zufolge sollte er die Augen schließen und an die Tür der Hütte anklopfen. Das tat er also. Die Dunkelheit ließ alle Geräusche viel deutlicher als bei Tageslicht wirken, und Jack erschrak geradezu, wie laut sein Klopfen war. Ringsum veranstalteten die Grillen ein schier ohrenbetäubendes Konzert, während der leichte Wind in den Zweigen der Bäume rauschte.
Sekunden vergingen, bis Jack endlich hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Sein Magen begann zu flattern. Nur mit Mühe widerstand er der Versuchung, die Augen aufzumachen. Aber die Anweisungen waren eindeutig gewesen. Wenn er später zum Zuge kommen wollte, dann musste er sich jetzt an die Regeln halten. Also behielt er die Augen fest geschlossen.
Ohne Vorwarnung ergriff eine weiche Hand ihn beim Handgelenk. Er hielt überrascht die Luft an und spürte, wie sein Mund trocken wurde. Der Griff war sanft und warm, aber doch fest und bestimmt. Kein Wort wurde gesprochen. Stattdessen fühlte
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