Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
man sich abends ausruhen wollte, blieb nur der frühe Morgen für das tägliche Training. Jack sah sich um und entdeckte Leatherman neben einem der Laufbänder, wo er mit dem Rücken zur Tür stand, ein schneeweißes Handtuch um den fleischigen Hals gelegt.
Jack stählte sich für die Auseinandersetzung, die nun unweigerlich kommen würde. Seit er hier war, hatte er sich viel zu sehr gehen lassen. Er war abgelenkt gewesen von dem Spiel, das Mallory und er gespielt hatten.
Mit langen Schritten durchquerte er den großen Raum. „Paul, ich muss mich mal mit Ihnen unterhalten.“
Jack hatte beschlossen, die Wut, die in ihm kochte, vorerst nicht zu zeigen. Noch bestand die Möglichkeit, dass er sich irrte, was Leathermans Motive für sein Verhalten betraf. Allerdings hielt er das für sehr unwahrscheinlich.
Leatherman wandte sich zögernd um und begegnete Jacks durchdringendem Blick. „Ich wollte Sie heute Nachmittag sowieso an rufen.“
Wohl eher nicht. Seit dem Gespräch gestern Morgen hatte Leatherman nichts weiter von sich hören lassen. Und da Jack so sehr damit beschäftigt gewesen war, eine Affäre zu haben, hatte er sich nicht weiter darum gekümmert. Aber Mallory hatte sich heute Morgen so kühl verhalten, dass die Flitterwochen jetzt wohl vorbei waren. Und das war vermutlich das Beste für sie beide.
„Was gibt es denn?“ fragte Paul.
„Das würde ich gern von Ihnen erfahren. Ich habe mir von einer sicheren Quelle sagen lassen, dass Sie mir ein paar Dinge verschwiegen haben.“ Jack sah sich kurz um, ob auch niemand in Hörweite war. „Medikamentenmissbrauch?“
Er beobachtete genau Leathermans Reaktion.
„Wie zum Teufel haben Sie denn das erfahren?“ Paul kniff scheinbar verärgert die Augen zusammen, zuckte dann aber mit den Schultern. „Egal. Die Sache lässt sich jedenfalls gut verwenden. Wie sieht es aus, sind Sie bereit dazu?“
„ Falls Sie mich engagieren, und falls Sie es wirklich wollen, und falls es sich als strategisch klug erweisen sollte – ja.“
Während Jack das sagte, sah er im Geiste Mallorys enttäuschtes Gesicht vor sich, und er verabscheute sich selbst.
Als Nächstes fiel ihm das verzagte Gesicht seines Vaters ein. Jack brauchte nicht lange nachzudenken, wie er reagieren würde, wenn bei der Scheidung seiner Eltern schmutzige Wäsche gewaschen werden würde, weil seine habgierige Mutter es für nützlich befand, die Schwächen und Unzulänglichkeiten ihres Ehemannes gegen ihn zu verwenden. Ihm war auch klar, wie wütend er auf den jeweiligen Anwalt sein würde, der bereit war, seine Mutter zu vertreten und ihre hässlichen Spielchen mitzuspielen. Spielchen, die Jack schon seit Jahren zu spielen gewohnt war, wenn es galt, bei Scheidungen fremder Leute auf Gefühle keine Rücksicht zu nehmen.
Leatherman lachte. „Ich habe übrigens selbst Nachforschungen angestellt. Sie haben verdammt gute Referenzen, offenbar auch ein paar gute Detektive und außerdem noch Mut. Solche Männer mag ich.“ Er hielt Jack die Hand hin. „Betrachten Sie sich als engagiert.“
Jack musste sich zwingen, Leathermans Hand zu schütteln.„Diese Entscheidung werden Sie nicht bereuen. Waldorf, Haynes und Partner werden Sie bestens vertreten. Aber eins möchte ich noch klar stellen.“
„Das wäre?“
Jack trat sehr dicht an Leatherman heran. „Möglich, dass ich bereit bin, auch unfaire Methoden zu verwenden. Aber ich mag es gar nicht, wenn mein eigener Mandant sich mir gegenüber solcher Methoden bedient. Mein guter Ruf eilt mir voraus. Entweder Sie vertrauen in meine Fähigkeiten oder Sie lassen es bleiben. Noch einmal solche Spielchen, und ich lege sofort die Mandantschaft nieder!“
„Abgemacht.“ Leatherman schüttelte begeistert Jacks Hand. Dann wandte er sich um und betrat ohne ein weiteres Wort das Laufband.
Jack verließ das Fitnessstudio. Er hatte soeben einen sehr lukrativen Fall ergattert. Er hatte seiner Kanzlei den wichtigsten Kunden erhalten und den eigenwilligen alten Herrn zufrieden gestellt.
Und er hatte sich nicht einmal eindeutig bereit erklärt, sich die Hände schmutzig zu machen oder gegen seine Berufsauffassung zu handeln. Er hatte sich nicht verpflichtet, für diesen Mandanten weiter zu gehen, als er es auch schon in diversen vorangegangenen Fällen für andere Mandanten getan hatte. Es gab allen Grund, mit sich zufrieden zu sein.
Doch anstatt des üblichen Adrenalinstoßes hatte Jack ein ganz und gar ungutes Gefühl. Zwar war diese Dienstreise nunmehr von
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