Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
Liebe,
Mallory
Jack wurde immer ungemütlicher zu Mute.
„So etwas ist nie leicht“, hörte er Alicia sagen, und er spürte ihre Hand auf seinem Arm, die sie dann jedoch schnell wieder wegzog.
Er sah zu ihr hin und begegnete ihrem mitfühlenden Blick. „Ja, richtig“, sagte er, „ Sie müssen das wissen.“ Sorgsam achtete er darauf, dass nicht aus Versehen ein sarkastischer Unterton die Freundlichkeit seiner Worte zerstörte.
„Ja“, antwortete sie. „Mir ist klar, dass ich Paul nicht halten kann, wenn er nicht will. Dieser Tatsache muss ich ins Auge sehen. Und ich weiß, Sie dachten, ich hätte keine Ahnung, als Sie mir rieten, mir ebenfalls einen Anwalt zu suchen. Doch so ist es nicht. Ich bin wohl vorbereitet.“
„Halten aber die Karten noch verdeckt? Das respektiere ich.“
„Ich bin nicht sicher, ob das, was ich getan habe, Respekt verdient. Doch ich weiß, dass diese Ehe vorbei ist. Und ich werde nicht kampflos gehen.“
„Sehen Sie, und das ist der Punkt, wo ich Ihnen rate, sich rechtlichenBeistand zu suchen.“ Es ist ja so einfach, sich mit ihr zu unterhalten, dachte Jack und musste lächeln.
„Das werde ich auch. Ich hatte allerdings gehofft, wir könnten uns auch so einigen.“ Sie griff in ihre Tasche und hielt ihm eine Mappe hin. „Ich bin nicht so naiv, wie mein Mann denkt. Es gibt Dinge in meiner Vergangenheit, die er mit Sicherheit gegen mich verwenden will. Richten Sie ihm bitte aus, dass ich sehr wohl zurückschießen kann.“
Jack blätterte schnell durch den Inhalt der Mappe. Es waren lauter kompromittierende Aufnahmen von Paul Leatherman und einer jungen Frau. Die am unteren Rand eingeblendeten Datumsangaben bewiesen, dass es sich um eine durchaus aktuelle Affäre handelte. Alicia Leatherman hatte Beweise für die Untreue ihres Mannes. Jack stöhnte auf.
„Sie ist eine Angestellte“, erklärte Alicia, und es klang zutiefst verletzt. „Eine sehr junge, unerfahrene Angestellte. Ich schwöre Ihnen, er war ein ganz anderer Mensch, als wir damals heirateten. Aber der Herzinfarkt und die Midlife-Crisis haben ihn verändert.“
Er hörte den Abscheu, der aus ihren Worten sprach, und er konnte dieses Gefühl nur teilen. Wie Paul Leatherman sich benahm, war einfach das Letzte.
„Haben Sie vor, diese Fotos zu verwenden?“ fragte er.
Die ältere Dame wischte sich über die Augen. „Ich möchte sie nicht veröffentlichen. Ich habe Kinder, die mir wichtiger sind als irgendwelches Geld, das ich bei der Scheidung herausschlagen könnte.“
Jack war sprachlos. Da war eine Frau, die Beweismaterial in ihren Händen hielt, mit dem sie eine enorme Abfindungssumme bekommen konnte, wenn sie es nur darauf anlegte. Und was tatsie? Sie war bereit, es nicht zu verwenden, um auf ihre Kinder Rücksicht zu nehmen. Noch nie war ihm bei seinen Mandanten oder deren jeweiliger Gegenpartei so etwas vorgekommen.
Diese Frau war einzigartig. Genau wie Mallory, die von Anfang an ihre Güte erkannt hatte.
„Mr. Latham?“
Er räusperte sich. „Entschuldigen Sie. Wenn Sie nicht bereit sind, diese Beweise zu verwenden, warum zeigen Sie sie mir dann?“
„Ich sagte nur, ich möchte sie nicht veröffentlichen. Nicht, dass ich nicht dazu bereit wäre, wenn es sein muss.“
Sie klang bedrückt, doch durchaus entschlossen, und er bekam noch mehr Achtung vor ihr.
„Verstehen Sie mich richtig“, fuhr sie fort. „Wenn Paul bestimmte Informationen über meine Vergangenheit verwendet, wird die Sache schmutzig. Und ich will nicht, dass meine Kinder danach noch eine Fortsetzung der Schlammschlacht erleben müssen. Sie sollen nach der Scheidung wenigstens noch einen Elternteil haben, für den sie Achtung empfinden können. Selbst wenn es auf eine Scharade hinausläuft.“
Jack hörte schweigend zu.
„Also zeigen Sie ihm bitte diese Bilder“, fuhr Alicia fort. „Die Negative befinden sich in meinem Besitz. Und richten Sie ihm aus, dass ich nicht mehr will, als mir fairerweise zusteht. Ich habe geholfen, diese Ferienanlage zu managen, und ich habe seine Kinder großgezogen. Ich bin eine Frau mittleren Alters, die keine weiteren Einkünfte und auch keine besonderen Talente hat. Alles, was ich fordere, ist eine Abfindung, wie sie nur recht und billig ist, damit er dann in Ruhe mit diesen jungen Frauen herumpoussieren kann, die er ja zu bevorzugen scheint.“
Sie unterdrückte ein Schluchzen, und Jack schluckte schwer. Nicht nur wegen Alicia, sondern vielmehr seines Vaters wegen, dem diese Tortur auch
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