Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
es ist grässlich! Was du da vorhast, ist widerwärtig, ekelhaft, demütigend. Wie bist du denn auf die Idee gekommen?«
    »Ich tue, was ich tun muss«, gab Sophronia eigensinnig zurück.
    »Musst du ja gar nicht!«
    »Du hast leicht reden. Hast du je darüber nachgedacht, dass ich auch gern ein paar schöne Dinge hätte, so wie du – ein Haus, neue Kleider? Morgens nicht mit der Angst aufzuwachen, verprügelt zu werden?«
    »Aber hier tut dir doch keiner was! Der Krieg ist seit drei Jahren vorbei. Niemand belästigt dich.«
    »Weil ohnehin alle denken, dass ich mit deinem Mann ins Bett steige.« Auf Kits misstrauischen Blick setzte sie rasch hinzu: »Sieh mich nicht so an, es stimmt nicht. Aber das weiß außer Magnus keiner.« Um ihren hübschen Mund herum legte sich ein erbitterter Zug. »Nachdem ihr jetzt verheiratet seid, ist es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis mir irgendwelche Männer nachstellen. So ist das eben bei schwarzen Frauen, die keinen weißen Beschützer haben. Und das mache ich nicht mehr mit.«
    »Und was ist mit Magnus?«, wandte Kit ein. »Er ist ein netter Mann. Jeder, der Augen im Kopf hat, sieht, dass er in dich verliebt ist. Und auch wenn du es abstreitest, ich weiß, dass du viel für ihn empfindest. Wie kannst du ihm da so etwas antun?«
    Sophronia kniff die Lippen zu einem schmalen Spalt zusammen. »Ich muss für meine Zukunft sorgen.«
    Kit sprang vom Sofa auf. »Und deshalb brauchst du einen weißen Beschützer? Als du noch Sklavin warst, sollte mein Vater dich beschützen und versorgen. Vielleicht ist Mr. Spence dazu genauso wenig in der Lage wie mein Dad. Womöglich ist er nicht viel anders als mein Vater. Hast du dir das schon mal durch den Kopf gehen lassen, Sophronia?«
    »Dein Vater hat erst gar nicht versucht, mich zu beschützen!« , erregte sich Sophronia. »Kapierst du das? Er wollte gar nicht wahrhaben, was mit mir passierte. Im Gegenteil, er hat mich nachts großzügig seinen Freunden überlassen.«
    Das versetzte Kit einen schmerzhaften Stich in die Magengrube.
    Nachdem die Wahrheit einmal im Raum stand, sprudelte es ohne Halt aus Sophronia heraus. »Bisweilen haben
sie um mich gewürfelt. Oder Pferderennen veranstaltet. Und ich war die Siegestrophäe.«
    Kit lief zu Sophronia und nahm sie spontan in die Arme. »Es tut mir leid. Oh, es tut mir so wahnsinnig leid für dich.«
    Sophronia versteifte sich unter der Berührung. Kit streichelte sie, wischte ihr die Tränen fort, entschuldigte sich im Nachhinein für ihren Vater und versuchte Sophronia zu überzeugen, auf Risen Glory zu bleiben. Die einzige Heimat, die sie je gehabt hatte. »Lass dir davon nicht dein ganzes Leben ruinieren. So entsetzlich es war, es ist lange her. Du bist jung. Etliche Sklavinnen …«
    »Erzähl du mir nichts von Sklavinnen!« Aufgebracht riss Sophronia sich von ihr los. »Wag es ja nicht! Du hast ja keine Ahnung, was wir durchmachen mussten!« Sie tat einen gequälten Atemzug. »Immerhin war er auch mein Vater!«
    Kit erstarrte. Wie in Trance schüttelte sie den Kopf. »Nein. Das ist nicht wahr. Du lügst. Das hätte selbst mein Vater nicht getan! Seine eigene Tochter für so etwas herzugeben. Du solltest dich wirklich schämen, mich so anzulügen!«
    Sophronia verzog keine Miene. »Ich bin seine Tochter, genau wie du. Er entjungferte meine Mama, als sie dreizehn war, und ließ sie hier in diesem Haus wohnen, direkt vor der Nase deiner Mutter. Und als er merkte, dass sie schwanger war, stopfte er sie wie ein Stück Müll zurück in die Sklavenhütten. Anfangs, wenn seine Freunde mir nachstellten, dachte ich, vielleicht hat er schlicht vergessen, dass ich seine Tochter bin. Von wegen, er hatte es nicht vergessen. Ich bedeutete ihm einfach nichts. Ich war kein Mensch. Ich war sein Besitz. Irgendeine Niggerschlampe.«
    Kit war kalkweiß im Gesicht geworden. Sie vermochte sich nicht zu rühren. Brachte keinen Ton heraus.
    Nachdem sie ihr Geheimnis preisgegeben hatte, beruhigte sich Sophronia. »Ich bin froh, dass meine Mama starb, bevor das alles anfing. Sie war eine starke Frau, aber das hätte sie nicht verkraftet.« Sophronia streckte zaghaft die Hand aus und streichelte über Kits unbewegtes Gesicht. »Wir sind Schwestern, Kit«, sagte sie leise. »Hast du das denn nie gespürt? Dieses geheime Band zwischen uns, das niemand zerreißen konnte? Wir waren von Anfang an zusammen. Deine Mutter starb gleich nach deiner Geburt, und meine Mama sollte dich aufziehen. Aber sie mochte dich

Weitere Kostenlose Bücher