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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Wagen wartete bereits am Ende der Auffahrt, als Magnus dort eintraf. Der Geschäftsmann trug einen schwarzen Gehrock mit Zylinder und umklammerte mit
seinen behandschuhten Fingern einen Spazierstock. Magnus würdigte ihn kaum eines Blickes. Er hatte nur Augen für Sophronia.
    Sie stand am Wegrand, ihren blauen Wollschal um die Schultern gewickelt, ein Bündel neben sich am Boden.
    »Sophronia!« Er hielt an und sprang vom Kutschbock.
    Ihr Kopf schoss hoch, und einen Herzschlag lang meinte er, einen Funken Hoffnung in ihren Augen aufglimmen zu sehen, aber dann verdunkelten sie sich, und sie zog das Tuch fester um sich. »Halt dich da raus, Magnus Owen. Das geht dich nichts an.«
    Spence umrundete die Kutsche und taxierte Magnus. »Irgendwelche Probleme, mein Junge?«
    Der Plantagenaufseher steckte einen Daumen in den Gürtel und musterte Spence provozierend. »Die Dame hat sich anders entschieden.«
    Unter dem Rand des Zylinders verengten sich Spences Augen. »Wenn du mit mir redest, Junge, dann nenn mich gefälligst ›Sir‹.«
    Sophronia, die die Auseinandersetzung verfolgte, kroch eine ahnungsvolle Gänsehaut über den Rücken. Magnus wandte sich zu ihr. Sein sanftes, gutmütiges Wesen schien schlagartig verschwunden. Schmallippig, mit wutblitzenden Augen, hatte sie das Gefühl, einem Fremden gegenüberzustehen. »Du gehst jetzt sofort ins Haus zurück.«
    Spence trat auf ihn zu. »Das wollen wir doch mal sehen. Für wen hältst du dich eigentlich, hä?«
    »Verschwinde endlich, Magnus.« Mit Bestürzung bemerkte Sophronia das leichte Zittern in ihrer Stimme. »Du kannst mich nicht daran hindern, von hier wegzugehen.«
    »Oh doch«, erwiderte er mit versteinerter Miene. »Und genau das werde ich tun.«
    Seinen Spazierstock mit dem vergoldeten Knauf fest umklammernd, baute Spence sich vor Magnus auf. »Du
gehst besser dorthin, wo du hergekommen bist, Bürschchen. Na, komm schon, Sophronia.«
    Als er nach ihr griff, wurde sie abrupt beiseite gezerrt. »Fassen Sie sie nicht an«, schnaubte Magnus. Er schob sie entschlossen hinter sich. Dann trat er mit geballten Fäusten vor.
    Schwarz gegen Weiß. Sophronias sämtliche Albträume drohten Wirklichkeit zu werden. Eine Woge der Angst durchflutete sie. »Nein!« Sie umklammerte Magnus’ Hemd. »Schlag ihn nicht! Wenn du einen Weißen angreifst, baumelst du morgen früh an irgendeinem Strang.«
    »Aus dem Weg, Sophronia.«
    »Die Weißen sitzen am längeren Hebel, Magnus. Hör auf damit!«
    Er schob sie beiseite, aber seine fürsorgliche Geste kostete ihn wertvolle Sekunden. Hinter seinem Rücken hob Spence den Spazierstock, und als Magnus sich umdrehte, stieß er ihm diesen mit Wucht in den Brustkorb.
    »Halt dich gefälligst aus Dingen raus, die dich nichts angehen, Bursche«, blaffte Spence.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung packte Magnus den Stock und zerbrach ihn über seinem Knie.
    Sophronia schrie auf.
    Der junge Plantagenaufseher warf den Stock achtlos weg. Er verpasste Spence einen gezielten Kinnhaken, worauf der Minenbesitzer stöhnend zu Boden ging.
    Kit, die über die baumbestandene Allee zu ihnen lief, hatte alles mit angesehen. Sie hob die Flinte, umspannte mit dem Finger den Abzug. »Verschwinden Sie, Mr. Spence. Sie sehen doch, dass Sie hier nicht erwünscht sind.«
    Sophronia war heilfroh, Kit zu sehen, aber Magnus’ Miene gefror. Spence, der sich langsam erhob, versah Kit mit unheilvollen Blicken. In diesem Moment erklang eine tiefe, spöttisch gedehnte Stimme.
    »Scheint mir, als wären die Dinge ein bisschen außer Kontrolle geraten.«
    Vier Augenpaare glitten zu Cain, der eben von Vandal heruntersprang. Mit lässigem Hüftschwung strebte er zu Kit und streckte die Hand aus. »Gib mir die Waffe, Kit.« Das sagte er so ruhig, als hätte er sie bei Tisch um das Brotkörbchen gebeten.
    Mit dem größten Vergnügen, dachte Kit bei sich und reichte sie ihm. Sie hatte wirklich nicht den Nerv, jemandem mit einer Waffe zu drohen. Cain würde schon dafür sorgen, dass Magnus nicht zu Schaden kam.
    Zu ihrer Verblüffung richtete er die Flinte nicht auf Spence. Stattdessen packte er Kit am Arm und zerrte sie unsanft zu Vandal. »Ich bitte vielmals um Verzeihung, Mr. Spence. Meine Frau ist ungemein impulsiv und temperamentvoll.« Er schob die Waffe in die Satteltasche.
    Sie gewahrte Spence’ überlegenden Blick. Als Besitzer einer Baumwollspinnerei war Cain ein wichtiger Mann im Ort. Vermutlich schwante ihm, dass man sich den Major besser nicht zum Feind

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