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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Cain irgendwann auf Nimmerwiedersehen wegritt und sie allein auf Risen Glory schmoren ließ. Schöne Aussichten!
     
    Am Sonntagnachmittag gaben Sophronia und Magnus einander in der alten Sklavenkirche das Jawort. Kit und
Cain waren ihre Trauzeugen. Nach Glückwünschen, Umarmungen, Freudentränen und Miss Dollys bombastischer Hochzeitstorte war das junge Paar endlich allein in Magnus’ Haus.
    »Ich möchte dich zu nichts zwingen«, sagte er. Draußen, vor dem Fenster, zog eine schwarzsamtene, friedvolle Dezembernacht herauf. »Wir haben noch so viel Zeit.«
    Strahlend musterte Sophronia seinen attraktiven, ebenholzfarbenen Körper. »Nein, wir haben schon viel zu viel Zeit vertrödelt.« Ihre Finger glitten zu den obersten Knöpfen ihres wunderschönen Seidenkleides – ein Geschenk von Kit. »Liebe mich, Magnus. Bitte, nimm mich.«
    Und er tat es. Zärtlich und hingebungsvoll verscheuchte er die letzten Schatten der Vergangenheit. Sophronia fühlte sich zum ersten Mal geliebt und geborgen. Die ständigen Albträume verschwanden, und sie wähnte sich endlich befreit.
     
    Bis Anfang Januar steigerte sich der Liebesakt zwischen Cain und Kit zu animalisch-wilder Besessenheit, dass es sie beide mit heimlicher Bestürzung erfüllte. Sie hatte Cain in die Schulter gebissen. Er ein Liebesmal auf Kits Brust hinterlassen und sich hinterher bittere Vorwürfe gemacht.
    Nur einmal, ganz kurz, berührten sie das Thema.
    »So kann es nicht weitergehen«, sagte er.
    »Ich weiß.« Sie drehte den Kopf auf dem Kissen und tat so, als wäre sie eingeschlafen.
    Am liebsten hätte sie kapituliert und ihm ihre Seele geöffnet, bevor sie an ihrer Liebe zerbrach. Aber dieser Mann trennte sich ohne einen Wimpernschlag von seinen Büchern und seinen Pferden, ehe sie ihm ans Herz wachsen konnten. Und die Dämonen der Vergangenheit kamen nicht zur Ruhe.
    Die Plantage war alles, was sie hatte – ihr einziger fester Bezugspunkt im Leben. Menschen kamen und gingen, nur Risen Glory war von Dauer. Oh nein, ihre wahren Empfindungen enthüllte sie Cain besser nicht. Cain mit seinen kalten grauen Augen und der Baumwollspinnerei. Der geschäftstüchtige Cain, der mit seinem Ehrgeiz am Ende noch sämtliche Baumwollfelder aufs Spiel setzte, bis sie vor dem Ruin stünden.
     
    »Ich habe dir doch erklärt, dass ich nicht hingehen möchte.« Kit knallte ihre Haarbürste auf den Toilettentisch und funkelte Cain im Spiegel an.
    Er warf sein Hemd zu Boden. »Aber ich.«
    Im Schlafzimmer wird nicht gestritten. Aber diesmal schon. Na und? Ihr ausuferndes Liebesleben hatte diesen Raum ohnehin in eine Art Kriegsschauplatz verwandelt.
    »Du hasst Partys, schon vergessen?«, meinte sie spitz.
    »Diese hier nicht. Außerdem muss ich mal ein bisschen Abstand von der Spinnerei gewinnen.«
    Soso, von der Spinnerei, dachte sie, und nicht von Risen Glory.
    »Und ich vermisse Veronica«, setzte er hinzu.
    Kits Magen verknotete sich vor Eifersucht und Schmerz. In Wahrheit freute sie sich auch auf ein Wiedersehen mit Veronica, aber das brauchte sie Cain wirklich nicht auf die Nase zu binden.
    Veronica war sechs Wochen zuvor, kurz vor dem Erntedankfest, aus Rutherford fortgezogen. Sie hatte in Charleston ein repräsentatives, zweistöckiges Haus gekauft, das sie in eine Begegnungsstätte für Kunst und Kultur umwandelte. Künstler und Politiker gingen bei ihr ein und aus. Da war der unbekannte Bildhauer aus Ohio oder der berühmte Schauspieler aus New York, die bei ihr logierten. Jetzt plante Veronica einen Winterball in ihrem neuen Heim.
    In dem Brief an Kit hatte sie mit der für sie typischen Direktheit erwähnt, dass sie ganz Charleston einladen werde, aber auch alte Bekannte aus Rutherford. Unter ihnen auch Brandon Parsell mit seiner neuen Verlobten Eleanora Baird, Tochter des Direktors der Genossenschaftsbank.
    Normalerweise wäre Kit der Einladung liebend gern gefolgt, aber momentan hatte sie nicht den Mut dazu. Sophronias junges Glück führte ihr tagtäglich ihr eigenes Unglück vor Augen. Und in Gegenwart der faszinierenden Veronica fühlte sie sich noch linkischer und frustrierter.
    »Dann geh doch allein hin«, zischte sie, obwohl ihr die Vorstellung verhasst war.
    »Wir gehen zusammen hin.« Cain klang gereizt. »Das ist mein letztes Wort.«
    Von wegen. Ihre Wut wuchs stündlich, und in jener Nacht hatten sie keinen Sex. Auch nicht in der nächsten. Oder in der übernächsten. Und wenn schon, redete sie sich ein. Sie fühlte sich ohnehin schon seit Wochen

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