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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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nehm an keinem Ball teil und damit basta.«
    Fasziniert von dem Gedanken an das große gesellschaftliche Ereignis hatte Elsbeth ihr nicht zugehört. »Du musst nur den Richtigen finden. Jemanden, der dich glücklich macht. Dann ist die Sache ausgestanden. Du bist nicht mehr Mr. Cains Mündel, und du bekommst das Geld.«
    »Du bist ein echt nettes Mädchen, Elsbeth, aber deine Idee ist absolut schwachsinnig. Vorhin hast du doch selber betont, dass ich mit einer Heirat den Zugriff auf mein Vermögen verliere.«
    »Wenn du den Richtigen findest, macht das gar nichts. Du nagelst ihn eben darauf fest, dass er dir Risen Glory zur Hochzeit schenkt.« Ausgelassen klatschte sie in die Hände. »Stell dir bloß vor, wie romantisch das wäre. Du könntest gleich nach den Flitterwochen in deine frühere Heimat zurückkehren.«
    Flitterwochen und Ehekandidaten… Elsbeth hätte ebenso gut Chinesisch mit Kit reden können. »Das ist doch völliger Blödsinn. Welcher Mann heiratet schon jemanden wie mich?«
    »Steh auf!« Elsbeth’ Stimme hatte den gleichen Kommandoton wie die von Elvira Templeton, und Kit erhob sich widerwillig.
    Elsbeth tippte sich nachdenklich mit dem Finger auf die Wange. »Du bist entsetzlich dünn, und dein Haar sieht grauenvoll aus. Zum Glück wächst es ja wieder nach«, setzte sie beschwichtigend hinzu. »Und es hat eine schöne
Farbe, fast tintenschwarz. Es würde sicher besser aussehen, wenn es ein bisschen ordentlicher geschnitten wäre. Die Augen sind zu groß für dein Gesicht, aber das kommt daher, weil du so klapperdürr bist.« Langsam umkreiste sie Kit. »Aus dir wird bestimmt noch eine kleine Schönheit, deswegen brauchen wir uns überhaupt keine Sorgen zu machen.«
    Kit kräuselte verständnislos die Stirn. »Weswegen denn dann?«
    Elsbeth überlegte. »Wegen allem anderen. Du musst lernen, wie man sich anmutig bewegt, wie man sich ausdrückt, was man sagt und vor allem, was man nicht sagen darf. Das lernst du alles hier in Templeton. Du kannst von Glück reden, dass Mr. Cain dir so viel Geld für eine neue Garderobe spendiert hat.«
    »Die brauch ich nicht. Was ich brauche, ist ein Pferd.«
    »Damit findest du aber keinen Mann. Und genau darum kümmert sich die Schule.«
    »Wie denn? Bisher war ich doch die absolute Niete.«
    »Stimmt.« Elsbeth’ strahlende Miene nahm einen spitzbübischen Ausdruck an. »Aber jetzt hast du mich, und ich helfe dir, einverstanden?«
    Die Idee war zwar absurd, gleichwohl flackerte ein Fünkchen Hoffnung in Kit auf.
    Die Wochen verstrichen, und Elsbeth stand zu ihrem Wort. Sie schnitt Kits Haare mit der Nagelschere in Form und gab ihr Nachhilfe in den Fächern, in denen sie hinterherhinkte. Kit stieß im Tanzunterricht keine Vasen mehr um und stellte zudem fest, dass sie ein Faible für Handarbeiten hatte. Nicht etwa hübsche Tischdecken besticken  – das war ihr verpönt, stattdessen gab sie Kleidungsstücken mit skurrilen Accessoires eine extravagante Note, einschließlich der Schuluniformen (zehn Minuspunkte). Sie war ein Ass in Französisch und unterrichtete schon
bald die Mädchen, die sich vorher über sie lustig gemacht hatten.
    Um Ostern schien Elsbeth’ Plan, einen Mann für sie zu finden, gar nicht mehr so abwegig. Und nachts, in ihren Träumen, sah sich Kit bereits wieder als Plantagenbesitzerin von Risen Glory.
    Man stelle sich das vor.
     
    Sophronia war von der Köchin zur Haushälterin der Plantage aufgestiegen. Sie legte Kits Brief in den Mahagonischreibtisch zu den Haushaltsbüchern und zog fröstelnd den blauen Wollschal um ihre Schultern. Es war Februar und Kit seit nunmehr sieben Monaten an der Templeton Academy. Letztlich hatte sie sich wohl mit ihrem Schicksal versöhnt.
    Sophronia vermisste sie. Kit hatte von vielen Dingen keine Ahnung, aber sie war ein äußerst feinfühliger Mensch und liebte Sophronia wie eine Schwester. Keine Frage, sie stritten auch gelegentlich, zuletzt sogar in ihren Briefen; Sophronia hatte das erste Mal seit einem Monat Post von ihr bekommen.
    Die junge Haushälterin sinnierte, ob sie ihr direkt antworten sollte, überlegte es sich dann aber anders. Ihre Briefe versetzten Kit nämlich eher in Panik. Statt froh zu sein, dass es mit der Plantage wieder aufwärts ging, warf sie Sophronia vor, mit dem Feind zu kooperieren.
    Die junge Haushälterin schaute sich in dem gemütlichen, kleinen Salon um. Auf dem Sofa lagen neue, rosafarbene Damastkissen, die blitzenden Delfter Kacheln um den Kaminsims schimmerten im

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