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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ihres Gehirns. Aber irgendwann würde sie Baron Cain für jede dieser infamen Ungerechtigkeiten büßen lassen!
    Die gutmütig-sanfte Elsbeth benahm sich in ihrem gemeinsamen Zimmer anfangs wie eine aufgescheuchte Maus. Sie beteiligte sich zwar nicht an den üblen Streichen, hatte aber auch nicht den Mumm, den anderen Mädchen gehörig ins Gewissen zu reden. Nachdem sie merkte, dass ihre Zimmernachbarin eigentlich ganz nett war, freundete sie sich mit Kit an.
    »Ich bin ein hoffnungsloser Fall«, gestand Kit ihr eines Abends. Sie war im Tanzunterricht über ihren Rock gestolpert und hatte dabei eine Vase aus feinstem Chinaporzellan von einem Sockel gestoßen. »Ich werde nie Tanzen lernen. Ich rede zu laut. Ich hasse Röcke und Kleider, das einzige Musikinstrument, das ich spielen kann, ist die Maultrommel. Und wenn ich Lilith Shelton sehe, muss ich ko … – ähm – mich übergeben.«
    Elsbeth’ Augen wurden groß wie Untertassen. »Du
musst netter zu ihr sein. Lilith ist das beliebteste Mädchen in der ganzen Schule.«
    »Und das grässlichste.«
    »Sie meint es bestimmt nicht so.«
    »Ach, Elsbeth, du bist einfach zu verständnisvoll, um wahrzuhaben, wie hässlich Menschen zueinander sein können. Du findest sogar mich nett, obwohl ich einen verdammt schlechten Charakter habe.«
    »Das stimmt nicht!«
    »Oh doch. Aber vermutlich auch nicht schlechter als etliche Templeton-Schülerinnen. Du bist hier das einzig nette Mädchen.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach Elsbeth mit Nachdruck. »Die meisten sind wirklich nett. Du musst nur ein bisschen Entgegenkommen zeigen. Ich glaube, sie sind einfach nur skeptisch, weil sie dich nicht richtig kennen.«
    Kits Laune besserte sich ein bisschen. »Danke. Das geht mir runter wie Öl. Aber alles, was ich hier anfange, mache ich verkehrt. Ich weiß nicht, wie ich das drei lange Jahre aushalten soll!«
    »Mein Vater hat mit keinem Wort erwähnt, dass du so lange hier bleiben musst. Dann bist du immerhin schon einundzwanzig. Da drückt man normalerweise nicht mehr die Schulbank.«
    »Sicher, aber mir bleibt vermutlich gar nichts anderes übrig.« Kit zupfte unschlüssig an der grauwollenen Zudecke. Für gewöhnlich zog sie andere Menschen nicht ins Vertrauen, aber sie fühlte sich schrecklich einsam. »Hast du schon einmal irgendwas so geliebt, dass du alles dafür tun würdest?«
    »Oh ja. Meine kleine Schwester, Agnes. Sie ist nicht wie andere Kinder. Sie ist zwar schon zehn, kann aber weder lesen noch schreiben. Aber sie ist so süß, und ich werde sie immer beschützen.«
    »Dann verstehst du mich sicher.«
    »Erzähl schon, Kit. Was brennt dir denn so furchtbar auf der Seele?«
    Also erzählte Kit ihr von Risen Glory. Sie beschrieb die Felder und das Haus, sprach von Sophronia und Eli und versuchte Elsbeth zu erklären, wie sich ihr Leben mit einem Schlag verändert hatte.
    Sie brachte den Major ins Spiel. Berichtete natürlich nicht alles. Elsbeth würde weder ihre Maskerade als Stalljunge verstehen noch ihr gescheitertes Attentat oder das Angebot, Cains Geliebte zu werden. Trotzdem machte sie ihrem Herzen Luft.
    »Er ist sooo hundsgemein, und mir sind die Hände gebunden. Wenn ich von der Schule geworfen werde, verkauft er Risen Glory. Und selbst wenn ich es drei Jahre hier aushalte, muss ich immer noch bis dreiundzwanzig warten. Erst dann bekomme ich den Treuhandfonds ausgezahlt und kann die Plantage zurückkaufen.« Sie seufzte. »Das Warten fällt mir ungeheuer schwer.«
    »Kommst du denn nicht irgendwie vorher an dein Geld?«
    »Nur wenn ich heirate. Und das kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Elsbeth war nicht umsonst die Tochter eines Anwalts. Sie schüttelte den Kopf. »Bei einer Heirat würde die Verfügungsgewalt auf deinen Ehemann übertragen. Das ist gesetzlich so geregelt. Ohne seine Zustimmung könntest du rein gar nichts machen.«
    Kit zuckte wegwerfend mit den Schultern. »Das ist mir zu hoch. Und es gibt auch keinen Mann in meinem Leben. Außerdem wäre ich als Ehefrau sicher eine mittlere Katastrophe. Das Einzige, was ich gut kann, ist kochen.«
    Die liebenswerte Elsbeth sah das Ganze eher von der praktischen Seite. »Deswegen sind wir ja auf dieser Schule.
Hier bringt man uns alles bei, was eine Vorzeige-Ehefrau wissen muss. Die Mädchen von der Templeton Academy sind begehrte Ehekandidatinnen. Um an unserem Abschlussball teilzunehmen, kommen die Männer aus sämtlichen Landesteilen angereist.«
    »Von mir aus könnten sie vom Mond kommen. Ich

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