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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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betrachtete, wallte die übliche Panik in ihr auf. Sie versuchte sich zu vergegenwärtigen, wie nett er immer zu ihr war. Trotzdem hatte er etwas an sich, was ihr Angst machte.
    Sein Blick glitt über sie, verharrte auf ihren Brüsten. »Sophronia…«
    Sie dachte an Seidenkleider und an ein pastellfarbenes Haus. Am besten mit einem riesigen Vorhängeschloss.
    »Pssst…« Sie glitt zu ihm und legte die gespreizten Finger auf seine Brust. Dabei rutschte ihr der Schal auf die nackten Arme.
    Sieben Monate lang hatte er hart gearbeitet und sich kaum etwas gegönnt. Er senkte die Lider und umschloss mit seinen langen, feingliedrigen Fingern ihren Arm. Seine gebräunte Hand war dunkler als ihre Haut.
    Er umschloss ihr Kinn. »Bist du auch sicher, dass du das willst?«
    Sie zwang sich zu einem Nicken.
    Er senkte den Kopf, doch bevor sich ihre Lippen fanden,
ging hinter ihnen die Tür. Als sie sich umdrehten, stand Magnus Owen auf der Schwelle.
    Sein anziehendes Gesicht verdunkelte sich bei ihrem Anblick – hingegossen in Cains Armen. Unwillkürlich entfuhr ein missfälliges Stöhnen seiner Kehle. Er durchquerte den Raum und stürzte sich auf den Mann, den er für seinen besten Freund hielt, den Mann, der ihm einmal das Leben gerettet hatte.
    Der plötzliche Angriff überrumpelte Cain. Er stolperte zurück und hätte fast das Gleichgewicht verloren. Instinktiv ballte er die Fäuste.
    Hellauf entsetzt verfolgte Sophronia, wie Magnus auf ihn losging. Er holte brutal aus, aber Cain sprang beiseite und wehrte den Schlag gezielt ab.
    Magnus schwang erneut die Faust. Diesmal traf er Cains Kinn, worauf dieser zu Boden ging. Der Major erhob sich schwankend und versagte sich eine Gegenreaktion.
    Allmählich beruhigte Magnus sich wieder. Als er merkte, dass Cain sich nicht wehrte, ließ er frustriert die Arme sinken.
    Der Major sah Magnus eindringlich an, bevor sein Blick durch den Raum zu Sophronia schweifte. Er bückte sich, stellte einen umgefallenen Stuhl auf und sagte dumpf: »Du legst dich besser schlafen, Magnus. Wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns.« Und an Sophronia gewandt: »Du kannst gehen. Ich brauche dich nicht mehr.« Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, wie das gemeint war.
    Sophronia stürzte aus dem Zimmer. Sie war wütend auf Magnus, weil er ihre Pläne durchkreuzt hatte. Und sie hatte Angst um ihn. Sie waren in South Carolina, da griff ein Schwarzer einen Weißen nicht tätlich an.
    In dieser Nacht fand sie kaum Schlaf, da sie ernsthaft
befürchtete, dass die weiß vermummten Häscher ihn holen kämen. Aber nichts passierte. Am nächsten Tag sah sie, dass er wieder einvernehmlich mit Cain auf den Feldern arbeitete. Die Angst um ihn wich unterschwelligem Zorn. Was bildete er sich ein, sich derart in ihr Leben einzumischen?
    Am Abend darauf wies Cain sie an, das Getränketablett künftig auf den Tisch vor der Bibliothek zu stellen.

6
    Frische Frühlingsblumen schmückten den Ballsaal der Templeton Academy für Höhere Töchter. Pyramiden aus weißen Tulpen und Kristallvasen mit duftenden Lilien standen auf den Kaminsimsen. Rosen und Azaleen umkränzten die Spiegel.
    Festlich gekleidete Menschen drängten in den Saal. Alle warteten auf den Auftritt der vorerst letzten Abgängerinnen der Schule. Man schrieb das Jahr 1868.
    Neben den Eltern der Debütantinnen zählten die Mitglieder der angesehenen New Yorker Familien zu den Gästen: die Schermerhorns und die Livingstons, die Jays und auch die Van Rensselaers. Keine der prominenten Mütter hätte gebilligt, dass ihr heiratsfähiger Sohn diesem Ereignis fernblieb, zumal sich auf diesem Abschlussball sicher die geeignete Schwiegertochter finden ließe.
    Die Junggesellen standen in kleinen Gruppen zusammen. Der Krieg hatte zwar seinen Tribut gefordert, aber die Auswahl war immer noch zahlreich, so dass die Mütter der Mädchen unbesorgt sein konnten.
    Die jüngeren Männer wirkten selbstsicher in standesgemäßem Frack mit blütenweißem Hemd, auch wenn so
mancher Ärmel schlaff herunterhing und der eine oder andere sich wegen einer Kriegsverletzung auf einen Stock stützen musste. Die älteren, die bereits wieder von der boomenden Nachkriegswirtschaft profitierten, signalisierten ihre Erfolge mit brillantbesetzten Manschettenknöpfen und schweren, goldenen Taschenuhren.
    Die Gentlemen aus Boston, Philadelphia und Baltimore kannten die reizenden Debütantinnen aus Manhattan noch nicht. Anders als die New Yorker Junggesellen hatten sie nicht an den

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