Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
musste sein Gefolge instruiert haben, sie unternahmen keinen Versuch, einzuschreiten. Einzig die fliederfarbenen Augen der Donas bewegten sich. Mephistopheles küsste das Handgelenk seiner Tochter, bevor er sie losließ. Seine Eskorte drehte sich um und verließ die Halle. Seine ganze Haltung änderte sich, die Grausamkeit verschwand. Er musterte Morven, erneut sah Kendrick die Zuneigung in seiner Mimik.
Was für eine überraschende Wendung.
„Steck den Dolch weg, Söldner. Ich werde meiner Tochter nicht schaden und dir auch nicht.“ Die letzten Worte klangen erheitert.
Sein Tonfall sagte klar aus, wenn er es wollte, wären sie beide auf seinen Altären. Kendrick wusste nicht, warum, aber er glaubte ihm. Etwas stimmte nicht, etwas, was über die Geburt von Morven hinausging. Mit einem Seufzen zeigte der Vampirdämon auf eine weiße Sitzgruppe, die an dem Kamin stand. Eine Handbewegung erweckte Feuer zum Leben. Die Flammen sprühten rubinrot mit goldenen Funken. Kendrick umfasste Morvens Oberarm und drückte sie auf einen der Sessel. Er musste mehr Druck anwenden, als er beabsichtigte.
„Du verdammter Vergewaltiger“, zischte sie. Ihre Haltung glühte vor Hass.
Mephistopheles saß gegenüber von ihnen. Ein humorloses Lachen füllte die Halle.
„Vergewaltiger?“ Ein eindringlicher Blick traf seine Tochter. „Ich habe es nicht nötig, Gewalt anzuwenden, um meinen sexuellen Appetit zu stillen. Die Damen stehen freiwillig Schlange. Diese Erklärung wäre am einfachsten fürdich. Du würdest einen Dämon bevorzugen, der eine arme menschliche Frau vergewaltigt hat, mit ihr ein Kind zeugte und sie sich selbst überließ, schutzlos und innerlich zerstört.“ Mephistopheles‘ bernsteinfarbene Augen richteten sich auf Kendrick.
„Söldner, vielleicht solltest du sie aufklären, dass Schwangerschaften zwischen Dämonen und Menschen unmöglich sind.“
Ein schlagkräftiges Argument. Noch bevor er weitersprach, fiel es ihm wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen.
„Hör dir an, was er zu sagen hat.“ Er sagte es sanft. Die Vergewaltigung ausgeführt durch den männlichen Part wäre bequemer. Unsicherheit breitete sich in seiner Gefährtin aus und sie tastete nach seiner Hand.
Halt suchend umschlossen ihre eiskalten Finger seine. Sie wappnete sich gegen Mephistopheles’ Worte.
„Deine Mutter hat mich vergewaltigt.“ Der Dämon hob den Arm, als Morven protestieren wollte. „Sie hat mich mit einem Ritual beschworen, lockte mich zu den Standing Stones of Stenness. Sie belegte mich mit einem Bann und ich musste erdulden, dass sie mich ... bestieg, während ich auf dem Stein lag.“
Kendrick unterdrückte ein Stöhnen, denn sie umklammerte ihn dermaßen stark, dass er um seine Knochen fürchtete. Ein roter Schimmer bedeckte ihre Haut, die Energie der Armanach drohte, an die Oberfläche zu brechen.
Das durfte nicht geschehen. Die gesamte Dämonenwelt würde bemerken, dass sie sich in Mephistopheles Halle aufhielten. Sie konnte die Kräfte nicht kontrollieren. Er tat das Einzige, was ihm in den Sinn kam und küsste sie.
Die Wut auf ihren Vater trat in den Hintergrund. Heiß und fordernd lagen Kendricks Lippen auf ihren. Sie öffnete willig den Mund und seine Zunge strich über ihre Unterlippe. Bevor er sie küsste, fühlte sie sich merkwürdig, gleich einem Raubtier.
Tiefes Verlangen löste das beunruhigende Gefühl ab. Sie versuchte, es zu unterdrücken, als hätte sie nicht genügend Sorgen.
Was immer er mit dem Kuss bezweckt hatte, es gelang ihm. Morven war Herrin ihrer Sinne, wenigstens die, die ihren dämonischen Vater angingen.
Er sah kaum älter aus als Kendrick. Morven starrte auf Mephistopheles’ gebräunte muskulöse Brust. Sie sah in seine Augen und fand darin nicht das, womit sie gerechnet hatte. Sein Blick lag zärtlich auf ihr. Schlagartig realisierte sie, dass er nicht log. Ihre Mutter nahm den Platz des Miststückes ein.
Luke, ich bin deine Mutter
.
„Rede weiter, bitte.“ Sie wollte es schnell hinter sich bringen.
„Sie erzwang den Akt, brachte mich ...“
Er strich mit den Händen durch seine Haare, sah sie verzweifelt an.
„Sie hat mehrere Rituale verwendet, nur mein Samen verursacht keineSchwangerschaft.“
Mephistopheles bewegte sich und Morven sah die breite Narbe über seinem Herzen. Ein eiskaltes Band umklammerte sie. Immer, wenn sie dachte, es ging nicht schlimmer ...
„Sie hat versucht, dich umzubringen.“ Die Worte auszusprechen, schmerzte. Ihre Mutter war
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