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Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren

Titel: Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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vordrangen, desto unwirklicher wirkte die Landschaft. Unzählige Lochs und Lochans durchzogen das Gebiet. Bäche verliefen wie ein Zickzackmuster, unterbrochen von Heidekraut. An diesem Ort präsentierte sich Schottland in seiner ursprünglichsten Form. Im Hintergrund schimmerten Berge, die höchsten eintausend Meter hoch.
    Er schmunzelte bei der Erinnerung an Draehdas Zorn, als der Westhighland-Trial eröffnet wurde. Auf ihm trampelten jedes Jahr Scharen von Wanderern.
    Draehdas Sitz auf dem Gipfel blieb ihnen verborgen, mächtige Glyphen schützten ihn. Sie lehnte Mobiltelefone ab, die Frau besaß noch nicht einmal einen Fernseher.
    Morris rollte den Jeep auf dem Parkplatz des Städtchens Glencoe aus. Sie überquerten die Ballachulish Bridge und sahen auf den Glen Coe hinab. Die Wasseroberfläche glitzerte in der Sonne, die kurz die Wolkendecke unterbrach.
    Bezwingen konnte man das Gelände nur zu Fuß. Ein mehrstündiger Marsch lag vor ihnen. Draehda verbot Portale in ihrem Reich.
    Ohne ein Wort zu sagen, drückte Lior Morven einen Schokoladenriegel in die Hand. Sie lächelte ihn dankbar an, bevor sie hineinbiss.
    So ein Bananenpürier.
    Morven betrachtete die Kerle, die sie umrundeten. Alle Blicke der Touristen und Einheimischen lagen auf ihnen. Eine Gruppe junger Mädchen brach in lautes Kichern aus, als sie vorbeiliefen, eine mutig genug, zu pfeifen. Morven verstand sie. Sie war unterwegs mit einem Werwolf und drei Lugus, die dermaßenmännlich aussahen, dass es verboten gehörte. Keine Jungs für eine Boyband. Jeder der sie ansah ahnte, dass sie gefährlich waren. Frauen sprachen auf den Reiz an.
    Sie schob sich das letzte Stück des Riegels in den Mund, schloss verzückt die Augen, das Karamell zerging auf der Zunge.
    Die vier Männer beobachteten sie grinsend. Nicht nur, dass ständig Hunger Morven quälte, jetzt musste sie mit den Neckereien zurechtkommen. Es gefiel ihr.
    Sie trug als Einzige keinen Rucksack. Kendrick hatte ihren ausgepackt und das Gepäck auf die Männer verteilt.
    Ihre Proteste ignorierte er. Morven wusste, wann ein Kampf verloren war. Er zog eine schwarze Fleecemütze aus der Jackentasche und stülpte sie ihr auf den Kopf.
    „Es fängt gleich an, zu regnen.“ Dann grinste er. „Außerdem steht sie dir.“
    Die unwirklich karge Landschaft zog sie sofort in den Bann.
    Sie nutzte den Marsch, um zur Ruhe zu kommen. Sie würde nachher ein weiteres übernatürliches Geschöpf treffen. Bedenklich, dass es sie nicht mehr erstaunte. Innerlich akzeptierte sie die Fantastik, die über sie hereinbrach. Sie hoffte, dass Draehda ihnen helfen konnte. Die gebrochenen Augen des jungen Werwolfes und die vielen Körperteile von Randy verfolgten sie. Sie wusste nicht, wie sie die Schuldgefühle bewältigen sollte.
    Sie konzentrierte ihre Wut auf April Wind, das gab ihr die nötige Kraft.
    Sie hasste jemanden, den sie nicht kannte. Eine andere Befürchtung nagte schleichend an ihr. Hatte sie das Böse geerbt? Lauerte es in ihren Zellen, wartete darauf, auszubrechen? Als ihre Mutter in ihren Körper eingedrungen war, durchdrang die Bösartigkeit sie. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas davon noch in ihr steckte, vielleicht schon immer gesteckt hatte. Der Gedanke zwang sie fast in die Knie.
    Dàn legte ihr einen Arm um die Schultern und erinnerte sie daran, dass ihr Gehirn nicht mehr ihr allein gehörte.
    Er warf ihr einen entschuldigenden Blick zu.
    „Deine Gedanken sind so intensiv, dass wir es nicht schaffen, sie abzublocken. Kendrick zeigt dir bald, wie es funktioniert.“ Dann flüsterte er in ihr Ohr. „Du findest meinen Po knackiger als den von Morris?“
    Kendrick schlug ihm dermaßen hart auf den Rücken, dass er nach vorn stolperte.
    Lior drehte sich zu ihr, Hitze überwältigte sie.
    Shit! Hatte sie nicht vorhin gedacht, ausgestattet wie ein Shire Horse?
    Von einer Sekunde zur nächsten prasselte Regen auf sie herab. Der Boden des schmalen Pfades verwandelte sich in eine gefährliche Rutschbahn. Kendrick bewahrte sie mehrmals davor, hinzufallen.
    Morven stand vor dem Bach, der sie mit seinem Gluckern zu verhöhnenschien. Sie sah zweifelnd auf die weit entfernte Seite, die in einem dichten Nebel lag. Das schaffte sie niemals. Erfolglos versuchte sie, die Armanachkraft zu aktivieren. Frustriert gab sie auf. Lior und Morris sprangen mit Leichtigkeit darüber, waren in dem wabernden Grau kaum noch auszumachen. Der Nebelschleier wirkte irreal, hüllte sie von einem Moment zum anderen ein.

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