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Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihr Herz. Ryans Zimmer?
War jemand in Ryans Zimmer? Aber sein Zimmer lag auf der
anderen Seite des Flurs, in der Nähe der Treppe!
Mehr Geflüster. Und jetzt war sie sicher, Schritte gehört zu
haben, als sie ihr Ohr noch einmal an die Mauer presste.
Die Angst, die sie gerade eben erst besiegt zu haben glaubte,
kehrte mit unverminderter Wucht zurück, doch Laurie wollte
sich davon nicht unterkriegen lassen. Sie ging zur Tür,
lauschte, und als sie draußen kein Geräusch hörte, drehte sie
den Schlüssel.
Der Bolzen schnappte ein.
Die Tür war abgesperrt!
Und jetzt, was sollte sie jetzt tun?
Nach ihrer Mutter rufen?
Verzweifelt versuchte sie sich daran zu erinnern, wo das
Schlafzimmer ihrer Mutter lag. Unten? Nein – auf dieser Etage,
da war sie sich ziemlich sicher.
Sie ging zurück zu der Wand, wo sie die leisen Wortfetzen
gehört hatte, das Gelächter und die Leute.
Jetzt war nichts mehr zu hören.
Sie stand ganz still, presste das Ohr an die Wand, hielt den
Atem an und lauschte angestrengt.
Nichts.
Doch ihr Herz schlug wie wild, und ihr Magen war vor lauter
Angst zu einem Knoten zusammengeballt.
Wie lange sie dort stand und in die Stille hinter der Wand
lauschte, wusste sie nicht, doch als ihr Kopf zu schmerzen
anfing, weil sie das Ohr so fest an die Wand presste, ging sie
wieder zurück in ihr Bett und drückte noch einmal auf den
Knopf oben auf ihrem kleinen Wecker.
Drei viertel eins.
Am Bettrand aufgestützt und jetzt hellwach, starrte sie
ungläubig auf das Zifferblatt. War tatsächlich erst eine
Dreiviertelstunde vergangen, seit sie diese Geräusche erstmals
vernommen hatte?
Wie lange schon waren die Geräusche verstummt?, fragte sie
sich.
Schließlich stand sie wieder auf, ging zur Tür und lauschte
nochmals.
Stille.
Mit angehaltenem Atem drehte sie den Schlüssel wieder in
die andere Richtung, und das Zurückschnappen des Bolzens
erschreckte sie so, dass sie einen Satz von der Tür zurück
machte. Doch dann nahm sie allen Mut zusammen und drehte
langsam den Türknopf.
Zog die Tür auf, nur einen Spalt weit.
Hielt das Ohr an den Spalt.
Spähte hinaus in den Flur.
Dort glomm ein schwaches Nachtlicht.
Stille.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Tür aufzog und
hinaus in den Flur schlich. Sie wollte zum Zimmer ihrer Mutter
rennen, die Tür aufreißen und in ihr Bett springen.
Aber welche war die Tür zu Mutters Zimmer?
Und außerdem, ihre Mutter war nicht allein.
Tony würde bei ihr sein.
Vielleicht sollte sie besser wieder zurück in ihr eigenes Bett
kriechen.
Aber wenn sie nun wieder dieses Geräusch hörte? Eine
Ewigkeit lang stand Laurie im Flur vor ihrer Zimmertür. Der
Flur und der obere Treppenabsatz erschienen ihr im matten
Schein des Nachtlichts noch größer als noch vor kurzem auf
dem Weg in ihr Zimmer. Aber den Flur entlang, nur ein paar
Meter weiter, befand sich die Tür zu dem Zimmer, das an ihres
angrenzte.
Das Zimmer, in dem sie die Geräusche gehört hatte.
Hatte sie tatsächlich etwas gehört?
Möglicherweise nicht – vielleicht war sie eingeschlafen, und
die Geräusche hatten nur in ihrem Traum existiert.
Aber wenn nicht – wenn in diesem Zimmer Leute waren …
Plötzlich fühlte sie sich wie innerlich zerrissen. Ein Teil von
ihr wollte loslaufen und ihre Mutter suchen, ein anderer wollte
sich wieder in ihr Zimmer zurückziehen, die Tür verriegeln und
sich die Decke über den Kopf ziehen.
Doch ein dritter Teil von ihr – ein Teil, der mit jedem
Atemzug stärker zu werden schien – wollte zu der besagten Tür
gehen, sie öffnen und in dieses Zimmer schauen.
Tu das nicht, ermahnte Laurie sich selbst. Doch während sie
sich stumm den Befehl erteilte, trugen ihre Beine sie bereits
den Flur entlang. Ein paar Sekunden später blieb sie mit
klopfendem Herzen und flachem Atem vor der Mahagonitür
stehen. Der verzierte Türknauf aus Kristall schien von innen
heraus zu leuchten, als er die Strahlen des Nachtlichts einfing
und in regenbogenfarbene Lichtpunkte brach.
Und als sich Lauries Finger um den Knauf schlossen, kam er
ihr beinahe warm vor, als hätte das seltsame Licht darin ihn
aufgeheizt. Sie zögerte, während ein Teil ihres Bewusstseins
sie immer noch anbrüllte, zurück in ihr Zimmer zu laufen, die
Tür zu versperren und unter ihre Decken zu kriechen. Doch
dieser andere Teil – der, der wissen wollte – gewann die
Oberhand.
Sie drehte den Türknauf und stieß die Tür auf.
Wartete, zu angespannt, um Luft holen zu können.
Aber

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