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Mitternachtsstimmen

Mitternachtsstimmen

Titel: Mitternachtsstimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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beantwortet habe, soweit es angebracht
war«, gab Humphries zurück, ein wenig beherrschter jetzt. »Ich
muss jedoch zugeben, dass ich, als sie begann, meine
Befähigung in Zweifel zu ziehen, und die Krankengeschichte
der Kleinen einsehen wollte, nicht mehr sehr freundlich zu ihr
war.«
Oh, Gott, dachte Nate. Hoffentlich hat Andrea ihn nicht
einen Quacksalber genannt. »Ihre Befähigung in Zweifel
gezogen?«, fragte er. »Ich glaube, ich kann Ihnen nicht ganz
folgen.«
Einen Moment lang fürchtete er, dass Humphries auflegen
würde, doch dann schien sich dieser anders besonnen zu haben.
»Darf ich fragen, weshalb genau Sie mich angerufen haben,
Mister …«
»Rosenberg«, wiederholte Nate und erklärte Humphries
dann ausführlich den Grund seines Anrufs. Als er geendet
hatte, hörte er Humphries schwer seufzen.
»Es tut mir Leid«, sagte er. »Ich fürchte, ich kann Ihnen
nicht helfen. Ich habe mich geweigert, Miss Costanza Rebecca
Mayhews Krankengeschichte ohne Gerichtsbeschluss einsehen
zu lassen, was, wie ich annehme, auch mein gutes Recht ist.
Dann hat sie, wie gesagt, meine Referenzen in Frage gestellt
und ist gegangen.«
Corrine Bradshaw hörte sich schweigend an, was Nate über
das Telefonat mit Dr. Humphries, Andreas letztem Termin,
berichtete, dann erkundigte sie sich bei den anderen Betreuern.
Keiner von ihnen hatte irgendjemanden ausfindig gemacht, der
Andrea seit Freitagabend gesehen oder mit ihr gesprochen
hatte. »Also gut«, sagte sie und griff zum Telefon. »Mal sehen,
ob ich einen Treffer lande. Dort oben ist doch das 20.
Polizeirevier zuständig, oder?« Als Nate nickte, wählte sie aus
dem Kopf die Nummer. Kurz überlegte sie, ob es ein Fluch
oder ein Segen war, die Telefonnummern sämtlicher Polizeireviere in Manhattan auswendig zu wissen, und entschied dann,
dass das einfach zu ihrem Job gehörte. Nur dass sie gewöhnlich
wegen eines vermissten Kindes anrief, und nicht wegen einer
verschwundenen Betreuerin.

20. Kapitel
    Der erste Schultag an der Elliott Academy war vorbei, und
Laurie wünschte bereits, sie wäre an der Columbus Middle
School geblieben, die Ryan und sie im letzten Semester
besucht hatten. Und das alles nur wegen Amber Blaisdell und
ihren anderen Freundinnen. Alles hatte sich verändert, seitdem
sie auf die öffentliche Schule gewechselt hatte. Das hatte sie
bereits damals an dem Tag im Park gespürt. Ein Mädchen, das
sie kaum kannte – Caitlin Murphy – hatte sie in Ambers Clique
ersetzt, und obwohl Laurie mit den gleichen Mädchen wie
früher Mittag gegessen hatte, hatte sich Caitlin neben Amber
gesetzt.
    Dieser Platz war immer ihrer gewesen, seit der ersten Klasse
schon.
Das Komische war nur, dass niemand – nicht einmal Amber
– Caitlin gesagt hatte, dass sie auf Lauries Platz saß. Ja, sie
schienen es nicht einmal zu bemerken. Natürlich hatte Laurie
das Thema nicht angesprochen, und als sie sich einen Stuhl
vom Nebentisch herangezogen hatte, rückten die Mädchen
gegenüber von Amber und Caitlin so weit zusammen, dass
Laurie dort noch Platz fand. Aber es ging nicht nur darum, dass
sie nicht mehr neben Amber saß. Es schien sich auch sonst
vieles verändert zu haben. Zum Beispiel kannte sie die Namen
der Jungs nicht, über die die Mädchen ständig tuschelten, und
wenn sie sich über die Sommerferien unterhielten, dann nur
über Southampton. Als sie ihren Freundinnen von den zwei
Wochen auf Mustique erzählen wollte, hatte Caitlin Murphy
nur die Augen verdreht.
»Niemand geht mehr nach Mustique«, hatte sie erklärt.
»Meine Mutter sagt, da sieht man nur noch Pauschaltouristen
aus Europa und abgehalfterte Rockstars.« Laurie spürte, wie sie
rot wurde und sagte nichts mehr. Aber für Caitlin war das
Thema noch nicht abgehakt. »Warum sollte man da auch
mitten im Sommer hinfliegen?«
»Meine Mutter hat wieder geheiratet«, erklärte Laurie. »Es
war ihre Hochzeitsreise.«
»Und da hat sie euch mitgenommen?«, tat Caitlin erstaunt.
»Das ist seltsam.«
Diesmal zumindest kam ihr Amber zu Hilfe. »Ich finde das
sehr nett«, sagte sie. »Ich wünschte, ich hätte auch mitkommen
dürfen, als mein Stiefvater und meine Mutter ihre Hochzeitsreise nach Europa gemacht hatten.«
»Hochzeitsreisen sind nur für die Braut und den Bräutigam«,
verkündete Caitlin, klang aber nicht mehr ganz so selbstsicher
wie zu Anfang.
»Na ja, vielleicht beim ersten Mal«, meinte Amber. »Aber
wenn ich Kinder hätte und ein zweites

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