Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Danach litt er unter noch mehr Durst und verfluchte seine Willensschwäche.
Während sie wanderten, war es, als stände die Zeit still. Es gab in dieser Wüste keine Geräusche, keine Tiere, keine Vögel, nur ihr eigenes Schnaufen und Ächzen. Sie sprachen nicht miteinander. Bob klebten die Lippen zusammen , und die Zunge wurde dick wie ein Pelz. Sie schwitzten und ihre Haare waren nass, als hätte es geregnet. Laryssa profitierte von ihrer leichten Kleidung, allerdings färbte sich die Haut an ihren Beinen verdächtig rot, denn sie bekam einen Sonnenbrand.
Sie hatten nur ein Ziel. Das Dunkle dort hinten, dem sie sich näherten wie Schnecken.
Laryssa blieb stehen und wies nach Westen. Die Sonne schwebte über dem Horizont , und höhere Dünen warfen Schatten. Innerhalb weniger Atemzüge fiel das Licht über den Rand von Mittland , und der Dämmerung folgte Dunkelheit. So etwas hatte Bob noch nie erlebt. Desorientiert blinzelte er in die Schwärze und nahm seine Begleiterinnen nur noch als Schemen wahr. Gleichzeitig machte sich die Hitze davon.
»Endlich wird es kühl«, schnaufte er.
»Zu kühl«, fügte Laryssa hinzu.
Tatsächlich sanken die Temperaturen schlagartig , und Bob schüttelte sich fröstelnd, als der Schweiß auf seiner Haut nicht trocknete, sondern zu vereisen schien.
Laryssa fluchte in ihrer Sprache und stieß in der Hohen Sprache hervor: »Verdammter Mist! Damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich erinnere mich jetzt an die Schriften. Nordengrol schrieb, in der Toten Wüste könne die Temperatur weit unter den Punkt fallen, an dem Wasser gefriert. Erst tödliche Hitze, dann tödliche Kälte.«
»Die Tote Wüste ... der Name sagt alles«, bekräftige Bob. »Kein Leben, nur Sand. Keine Geräusche, nicht mal Wind, gar nichts.«
Bama sank auf die Knie und stützte sich mit den Händen im Sand ab. Es dauerte eine kleine Weile, bis Bob erkannte, dass sein geliebtes Weib weinte. Ihre Schultern zuckten , und als sie hochblickte, glitzerten ihre Tränen im Sternenlicht. »Wie lange soll das noch so gehen?«, schluchzte sie. »Wir geraten von einer schlimmen Sache in die andere. Und unsere kleine Bluma liegt in einem Teich , und so viele sind tot und was mit Darius ist, weiß niemand und Fret, Connor und Agaldir sind weit entfernt – genauso weit wie unsere Heimat. Ach Bob ... ach Bob ...«
Der Häuptling der Barbs kniete sich neben Bama und schloss sie in seine Arme. Sie drückte ihr Gesicht an seine Schulter , und er tätschelte ihr sanft und schweigend den Rücken.
Laryssa drehte sich weg und starrte dumpf in die Ferne. »Da nähert sich etwas ... jemand«, flüsterte sie.
Bob blickte hoch. Hatte er sich verhört?
»Da kommt jemand auf uns zu. Ich erkenne Lichter«, murmelte Laryssa.
Bama schluchzte noch einmal und zog den Schnodder hoch. »Hast du das gehört, Liebster?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
»Mmpf«, knurrte Bob.
»Ich glaube, sie haben uns gesehen«, wisperte Laryssa.
»Und nirgendwo etwas, wo wir uns verstecken können«, knurrte Bob.
»Womöglich sind es keine Feinde«, sagte Bama und wischte sich die Augen trocken. Sie rappelte sich auf , und Bobs Hand rutschte von ihrem Rücken. »Vielleicht haben wir Glück. «
»Ja, vielleicht ...«, gab Bob zurück. »Vielleicht.«
8
Öklizaboraknorr packte seine Sachen und machte sich auf den Weg.
Er blickte sich nicht um, denn seine Seele trauerte. Er hörte Vater Baum brummeln und das Rascheln der Äste, das Stöhnen der anderen Bäume, in denen er oder andere seiner Rasse gelebt hatten, und wusste, dass er nie wieder zurückkehren würde.
Eg al, was Vater Baum gesagt hatte - Öklizaboraknorr würde seine Familie suchen und finden. Dann würde sich alles zum Guten wenden. Er war in der Lage, seine Sprache auf die Laute der Bailiff zu reduzieren , und falls es nicht anders ging, würde er alles tun, um seine Klugheit, sein Können und seine Intelligenz zu unterdrücken.
Vater Baum hatte zum Abschied gesagt, Öklizaboraknorr strahle voller Helligkeit.
Was da bedeute?, hatte der Bailiff gefragt.
Wer sich nach Licht sehne, sei nicht lichtlos, denn die Sehnsuch t sei schon Licht. Und Vater Baum hatte gefragt, ob er sich mit diesem Licht nicht begnügen wolle? Es würde ihn, Öklizaboraknorr, glücklich machen, denn ein schöner lichtvoller Traum sei wie eine gute Mahlzeit für die Seele. Keine Wolke würde ihn stören oder einen Schatten darauf legen.
Ja, Vater Baum sorgte sich um Öklizaboraknorr.
Doch der junge
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