Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

was geschehen solle.
    »Seit ... sicher? Fardas?«, fragte der Weiße.
    Der Große sagte: »Es ... kein Zweifel!«
    Der Kleine sagte etwas, dass Öklizaboraknorr nicht verstand.
    Der Große wog sein Schwert. »Wir ... Übel des Mi ttlandes. Schlimmer als Dämonen ... gefährlicher ... Pest!«
    Schlimmer als Dämonen? Öklizaboraknorrs Nackenhaare stellten sich auf. Gab es etwas Schlimmeres als Dämonen? Diese Menschen schienen Bescheid zu wissen. Und sie waren in Gefahr. Der Bailiff spürte jedes Unwetter früher als ein Mensch, er ahnte jede Veränderung des Waldes schneller als viele andere Tiere , und diesmal wusste er: Falls die Menschen sich nicht aus dem Staube machten, waren sie verloren. Denn diese Rauchwesen mussten gefährlich sein. Es war das erste Mal, dass Öklizaboraknorr eine so starke Veränderung seines grünen Kosmos nicht vorausgeahnt hatte. Bei allen Bäumen, über welche Kräfte mochten sie verfügen, wenn sogar sein Vorgefühl versagte?
    Er tastete nach seinem Blasrohr und zog es aus dem Beutel. Vorsichtig öffnete er den kleinen Behäl ter, in dem die Giftpaste ruhte und tauchte die Pfeile ein, stets darauf bedacht, sich selbst nicht zu verletzen.
    Die Menschen taten genau das Richtige. Sie fingen an zu laufen. Hinter ihnen gab es eine Schneise, durch die sie die Lichtung verlassen konnten. Wenn sie Glück hatten, würde der Rauch sie nicht verfolgen.
    Öklizaboraknorr staunte, wie sehr er um diese Menschen fieberte. Machte ihn die Sprache zu etwas, dass das atavistisch Kreatürliche überlagerte?
    Umso schlimmer war es, als die Schatten sich aufrichteten und Gestalt annahmen. Öklizaboraknorr rann Sabber aus dem Maul, als er begriff, was da vor sich ging. Der stinkende Rauch festigte sich , und aus ihm kristallisierten sich Farben und Körper . Das ging sehr schnell , und Öklizaboraknorr begann, an seinem Verstand zu zweifeln. Nebeneinander bildeten sich Zweibeiner und schoben sich nach oben wie böse Geister. Einige große blonde Männer, sehr viele kleine , dicke Männer mit Bart , und noch mehr hagere Weißhaarige. Eine Armee, die ausschließlich aus drei Personen bestand. Der Rauch hatte sich die drei Zweibeiner angeschaut und bildete diese perfekt nach. Jeder von ihnen trug die Waffen seines Spiegelbildes.
    Fatal war, dass der Weiße eine Armbrust trug, deren Geschosse sicher und schnell waren. Die Weißen knieten sich hin, legten die Armbrustsehne in einen aufklappbaren Haken, setzten dann einen Fuß in den Bügel und spannten die Armbrust beim Aufstehen.
    Öklizaboraknorr quiekte.
    Noch übler war, dass aus den Büschen an der Schneise weitere Große, Kleine und Weiße traten, die den drei Zweibeinern den Weg versperrten.
    Öklizaboraknorr wusste, dass es für die Zweibeiner keine Rettung gab. Sie würden den Schusswaffen, sowie den Äxten und Schwertern ihrer Ebenbilder nicht entkommen. Es musste schlimm genug sein, gegen sich selbst zu kämpfen, eine Vielzahl der eigenen Person war ganz sicher unbesiegbar.
    Der Bailiff versuchte, sein Blasrohr zu füllen, doch seine Klauen zitterten wie Espenlaub. Seine Tasche rutschte ihm von der Schulter , und nur mit einer schnellen Bewegung konnte er verhindern, dass sie vom Baum zu Boden fiel.
    Das also war der Beginn seiner Reise?
    Etwas, das schlimmer war als Dämonen bemächtigte sich des Waldes und brachte einen dunklen Alptraum mit, der soeben erst begonnen hatte.

9
     
    »Ich bin Symbylle«, sagte Bluma.
    Steve fuhr erschrocken zurück. »Ich kenn‘ Symbylle, ich kenn‘ das kleine Mädchen. Mit ihr hab ich oft gesprochen«, stammelte er. »Doch sie sah nicht so aus wie du.«
    »Sie war jünger«, gab Bluma zurück. »Nun ist sie erwachsen. Sie ist ebenso in mir, wie sie im Lichtwurm war.«
    Steve fasste sich erstaunlich schnell und kam auf sie zu. Er tastete nach i hrer Kleidung. »Unglaublich. «
    Bluma strahlte innerlich. So schnell hatte sich ihr Wunsch erfüllt? Nun war sie das, was sie sich erhofft hatte. Die schlanke, wohlgeformte Körperlichkeit tat ihr gut. Ihre Schritte trugen weiter, die Haare waren glatt und weich, genauso wie die Haut makellos war , und ihre Sehkraft war stärker. Außerdem hatte sie eine höhere Stimmlage und spürte in sich ein Feuer, das ihr fremd war.
    Darius, was wirst du sagen, wenn du mir begegnest?
    So wollte sie bleiben. Wollte nie wieder eine Barb sein, nie wieder klein, rund, stämmig und hässlich.
    »Wohin gehst du?«, fragte Steve.
    Ja, wohin eigentlich?
    »Connor und Fret sind in Gefahr«,