Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
auf die Hinterpfoten und sagte: »Das ist eine lange Geschichte.«
»Aha«, schmunzelte Connor und richtete sich auf. Er stützte sich auf sein besudeltes Schwert und fragte: »Hast du uns gerettet?«
»Sowieso«, sagte der Bailiff. »Einmal gegen die Wargen , und heute auch wieder .« Das sagte er in einem solchen Brustton der Überzeugung, dass Connor zu lachen anfing und Frethmar kicherte.
»Klein, aber oho«, sagte der Zwerg. »Genauso wie ich.«
»Ich bin ein Meister des Blasrohrs. Allerdings haben diese Fardas kaum auf meine Giftpfeile reagiert. Ich glaube, es ist besser, wenn ihr von hier verschwindet, bevor sie es sich anders überlegen und zurückkehren.« Öklizaboraknorr reckte sich und fiel zurück auf alle viere. Sein Schwanz wirbelte , und mit den Krallen zog er den Reisebeutel über die Schultern.
»Dann sind wir dir einiges schuldig«, sagte Frethmar. »Ohne dich wären wir vermutlich tot.«
» Auf jeden Fall «, gab der Bailiff zurück. »Außerdem dürft ihr mich ruhig Ökliz nennen. Tatsächlich ist mein Name etwas lang und nicht für Menschenohren gemacht. Ökliz klingt gut, ziemlich heldenhaft, finde ich.«
Flack lachte kurz. Frethmar und Connor blickten sich an. Dass der Kopfjäger einer solchen Regung fähig war, erstaunte sie. Was verbarg sich hinter der kühlen Gestalt des Albinos?
»Danke, Ökliz«, sagte Connor. »Ja, du bist ein Held. D u hast dich den Fardas entgegen gestellt und damit Verwirrung gestiftet. Dürfen wir etwas für dich tun?«
Der Bailiff schnüffelte und setzte sich. Er blickte die Zweibeiner mit großen , glänzenden Knopfaugen an. »Ich suche meine Eltern. Sie mussten einst fliehen, als die Dämonen den Wald überfielen, weshalb meine Eltern mich, ein Neugeborenes, zurückl ießen . Ich wuchs in den Bäumen auf und lernte mit ihnen zu sprechen. Nun habe ich den Entschluss gefasst, meine Leute zu finden. A llerdings spricht nichts dagegen, wenn ich euch eine Weile begleite. Wo wollt ihr hin?«
»Nach Lindoria«, sagte Connor.
»Eine Stadt?«
»Ja«, sagte Frethmar. »Eine Stadt, fast so groß wie Dandoria.«
»Ich war ein paar Mal in der Stadt. Dort habe ich mir ein paar Dinge … besorgt. Es war nicht angenehm, da man Jagd auf mich machte . Zweibeiner können ganz schön dumm sein.«
»Ja«, nickte Flack, »Das können sie.« Er drehte sich weg und winkte Connor und Frethmar herbei. Sie schoben die Köpfe zusammen.
Haker sagte: »Ich habe noch etwas zu erledigen. Ich muss zurück auf die Burg. Dieser Snækollur weiß mehr, als er zugeben will. Er hat euch beide kompromisslos an mein Messer geliefert. Ich machte ihm deutlich, dass noch nie ein Unschuldiger durch mich den Tod fand, doch das nahm er auf sich. Ich sorgte dafür, dass man ihn nicht laufen ließ. Also will ich ihm noch einmal begegnen , und er wird für seine Lüge bezahlen.«
Connor winkte ab. »Das macht keinen Sinn, Flack. Wir können dir alles berichten.« Nach dem Kampf ging der Barbar zur persönlichen Anrede über. »Wir wissen, was Snækollur plante. Und wir wissen genau, was mein Clan vorhat. Du kannst dir also den Weg sparen.«
»Glaubst du, es geht mir um die Strategie der Nordmänner?«, zischte Flack.
»Nein?«, fragte Frethmar.
»Nein, Zwerg. Es geht mir um die Wahrheit. Ich hasse die Lüge, denn sie ist der faule Fleck in der menschlichen Natur. Sie ist der Selbstmord des Geistes , und wer sich darauf einlässt, wird nie wieder jener sein, der er einst gewesen ist. Die Wahrheit hingegen siegt stets durch sich selbst, wohingegen die Lüge immer einen Komplizen braucht. Versteht ihr, was ich meine?«
Connor runzelte die Stirn. » Nein .«
»Kurz gesagt«, Flack grinste hart. »Ich lasse mich nicht verarschen!«
»Aha«, murmelte Frethmar. »Und was bringt es dir, wenn du Schmöckelböckel die Zähne polierst?«
Flack zögerte. »Vielleicht … möglicherweise … lernt Snækollur daraus und überlegt sich in Zukunft …«
Unter ihnen ertönte ein quietschendes Gelächter. Sie sahen zu Boden und merkten erst jetzt, dass der Bailiff sich zwischen ihre Beine gestohlen hatte. Ökliz blickte hoch und sagte: »Vater Baum würde euch auslachen. Er würde sagen, dass du, weißer Mann, vor Stolz zerfressen bist wie eine modernde Rinde.« Er kratzte sich hinter dem Ohr. »Dir entspringt die Freude des Stolzes, würde er sagen, wie einem Mann, der zu viel von sich hält. Ja, das wären die Worte von Vater Baum. Er würde sagen, dass Dummheit und Stolz auf der gleichen Rinde wachsen
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