Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
feurige Diamanten. Seine Lippen waren feucht von Speichel , seine Wangen zuckten. »Komm, komm endlich raus«, forderte er mit heiserer Stimme. »Komm endlich, verdammte Kreatur.«
Bob schauderte es.
Das Ei brach entzwei.
Ein schmaler Kopf zwängte sich durch den Spalt, knabberte an den Rändern, drehte und wendete sich, dehnte den Körper , und endlich brach die Schale ganz auseinander und das Drachenjunge lag vor ihnen in der Glut, offensichtlich völlig empfindungslos gegen über der Hitze.
»Bei den Göttern«, hauchte Ma’murd.
Bobs Lippen waren trocken wie Sägemehl, und Bama neben ihm schluchzte. Es war ein erhebender Moment, eine Geburt, wie sie nur sehr wenige Zweibeiner je erlebt hatten.
Das Drachenjunge fiepte. Es war nicht länger als eine Elle , und schmal wie eine Schlange. Der Schädel pendelte hilflos hin und her , und klebrige Flügel lösten sich vom Körper, ganz feine Flügel, hauchzart und durchsichtig. Der Hinterleib zuckte , und die schon jetzt mit Krallen bewehrten Pfoten streckten sich, sodass sich der Drache aufrichten konnte. Er leckte sich , und unter der grauen Flüssigkeit kamen die Schuppen zum Vorschein. Weiße, strahlende Schuppen, die die Glut reflektierten wie Diamanten. Es war der weiße Drache, daran bestand kein Zweifel, es war das Kind der Sonne, jener Drache, der geboren war, um den Kampf gegen Sharkan, den Vierköpfigen aufzunehmen.
Es dauerte nicht lange , und der Drache hatte sich gesäubert. Erneut fiepte er und starrte mit seinen schmalen, reptilienartigen Augen zu den Köpfen hoch, die sich, ungeachtet der Gluthitze, über ihn beugten. Er öffnete das Maul und machte ein Geräusch, das wie Husten klang. Danach kletterte er langsam aus der Glut auf den Rand der Feuerschüssel und schenkte den Eierschalen keine weitere Beachtung. Stattdessen suchte sein Blick etwas oder jemanden, an den er sich klammern konnte. Wer war seine Bezugsperson? Wer war seine Mutter? Er starrte zu dem Lessan hoch, dessen Gesicht sich in die Breite zog wie bei einem kleinen Jungen.
»Ja, mein Kleiner. Ja, komm zu mir, Kind der Sonne«, lockte Ma’murd und streckte die flache Hand aus.
Geschmeidig hopste das Drachenjunge auf die Handfläche , und der Lessan zuckte zusammen, vermutlich verbrannte die kleinen Zehen soeben seine Haut. Mehr ließ er sich nicht anmerken. »Es ist federleicht«, sagte er und richtete sich auf, während das weiße Drachenjunge sich auf der Handfläche zusammenrollte und den langen Hals auf seinen Unterarm legte. »Es ist müde, unser kleines Scheusal.«
Der Lessan lachte aufgeregt . Er hatte sich zu voller Größe aufgerichtet und hielt den Arm ausgestreckt. Er starrte den kleinen Drachen über seinen Arm hinweg an. »Du kleines , verdammtes Scheusal. Ich habe lange auf dich gewartet . «
Mit der anderen Hand zückte er einen gebogenen Dolch, griff den Kopf des Drachen, hob diesen von seinem Arm, schüttelte den Körper des nun verwirrt und panisch flatternden , zappelnden Wesens von seinem Arm, wechselte den Dolch in die freie Hand , und mit einer blitzschnellen Bewegung schnitt er dem Wesen den Schädel ab.
Der Körper fiel zu Boden und die Flügel bebten, die Beine zuckten und die Klauen streckten sich, der kopflose Körper sprang auf und nieder, dann fiel er zur Seite und bewegte sich nicht mehr.
Der Lessan warf den abgeschnittenen Kopf des weißen Drachen in die Glut und nickte zufrieden, während er den Dolch zurück in den Gürtel schob.
22
Der Gaul stieg und wieherte schrill. Er prallte gegen das Pferd neben sich , und die Reiter lösten ihre Bogen. Die Pfeile flogen, ohne ins Ziel zu finden. Der zweite Gaul scheute, der dritte bockte , und Frethmar ahnte, was geschehen war.
»Verdammte Viecher!«, brüllte einer der Reiter, der offensichtlich vermutete, die Pferde seien von Hornissen gestochen worden.
Frethmar wusste es besser.
Alles befand sich in Aufruhr. Drei scheuende Pferde, die mit trüben Augen um sich starrten , und Reiter, die sich nur mit Mühe im Sattel hielten.
Connor fuhr herum. »Du wolltest mich wirklich ausliefern?«
Das auch Haker zugestimmt hatte, schien nicht von Belang.
»Später, mein Freund«, gab Frethmar zurück und wog seine Axt. »Jetzt heißt es kämpfen. Mir scheint, unser kleiner Freund hat mal wieder sein Blasrohr benutzt.«
Das erste Pferd brach zusammen , und der Reiter konnte sich nur mit einem geschickten Sprung in Sicherheit bringen. Das zweite Pfe rd, dann auch das dritte folgten , und die Tiere
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