Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Öklizaboraknorr schwiegen. Sie spürten, dass da noch mehr war.
»Er hat meine Familie getötet und ist der Einzige, der mir bisher entkommen ist.«
Hakers Worte gingen fast im Getöse des Schankraumes unter, trotzdem hatten sie eine immense Wirkung. In Frethmars Ohren hallten sie nach. Also trug auch dieser Mann ein Schicksal auf den Schultern, das we it über etwaige Annahmen hinaus ging.
Er hat meine Familie getötet!
»Ich wollte euch nicht in die Sache reinziehen, deshalb ging ich alleine. Ich glaubte zu wissen, wo er ist, aber ich täuschte mich.«
»Mmpf«, ahmte Frethmar seinen Freund Bob nach. »Das bedeutet, du kennst diese Stadt besser, als du uns weismachen wolltest. Und du hast uns nur deshalb begleitet, um den Mörder zu finden?«
»Du machst es dir zu leicht«, antwortete Haker. »Man kann, wie du weißt, auch zwei Fliegen mit einem Schlag töten.«
»Das ist ja traurig«, sagte der Bailiff. »Deine Familie? Auch meine Familie wurde um Haaresbreite getötet.«
Haker schwieg.
Frethmar zog das Gesicht in Falten. »Willst du uns mehr darüber berichten?«
Der Albino schüttelte langsam den Kopf. »Nicht jetzt, Zwerg. Wir haben eine andere Aufgabe.«
»Du nicht, wie es scheint.«
»Ich werde den Mann finden, das weiß ich. Aber ich habe ein ebenso großes Interesse daran, den Lichtwurm zu finden.«
»Warum?«
Hakers Antwort kam direkt. »Ich liebe dieses Land. Und ich kämpfte gegen die Fardas. Ich will nicht, dass Mittland in Dunkelheit stürzt. Dafür ist es zu schön, wenn auch manchmal grausam. Dennoch darf es nicht der Nacht überlassen werden.«
»Er liebt das Land ...«, quiekte Öklizaboraknorr.
»Ja, so ist es«, sagte Haker. »Ich war nicht immer Kopfjäger. Es gab andere Zeiten. Zeiten, in denen ich von der Schönheit des Landes lebte, von seiner fruchtbaren Kru me, von dem, was es uns schenkt . Da gab es für mich nichts Schöneres, als an einem Flusslauf zu sitzen und die untergehende Sonne zu bestaunen und die sich wiegenden Gräser und die mächtigen Bäume. Ich lauschte dem Gesang der Vögel und dem Murmeln des Wassers.« Er verzog das Gesicht. »Doch das ist lange her.«
Frethmar schluckte. Noch nie hatte er den hageren Mann so traurig erlebt. Für eine kleine Weile, denn der Kopfjäger straffte sich und schob den Stuhl zurück. »Lasst uns zahlen und zum Tempel gehen.«
»Warte«, sagte Frethmar. » Wir wollten wissen, warum die Einwohner der Stadt nicht nach Dandoria gehen, wo sie es besser hätten. Wir sollten uns mit dem Wirt unterhalten.«
Bevor Haker etwas erwidern konnte, winkte Frethmar dem haarigen Hünen.
Dieser setzte sich erstaunlich flink in Bewegung und baute sich hinter Haker auf, der sich wieder gesetzt hatte.
»Dürfen wir dich einladen, Wirt?«, fragte Frethmar.
»Das kennse ich. Willst was erfahren, oder?«, grinste der Wirt. »Nenn mich Rootsch. Is meine Name. Und ja, ich komm zu euch, wennse mich zu einem Bier einladen tust.«
»Dann bringe uns auch noch eins mit«, sagte Frethmar.
»Für mich bitte Milch«, sagte Haker.
Man nahm Bier und Milch in Empfang und rückte etwas, damit Rootsch sich setzen konnte.
»Was willense wissen?«, fragte er und rieb sein Kinn.
Frethmar staunte, dass der Wirt umgehend zur Sache kam. Entweder war er heller, als seine Ausdrucksweise vermuten ließ, oder einfach nur ein freundlicher Mann.
»Warum lebt ihr hier in Lindoria und nicht in Dandoria, wo es schöner und sauberer ist?«, fragte der Bailiff.
»Ich wusste es. Er kannse reden«, lachte Rootsch , leerte mit einem Schluck seinen Becher und rülpste. »Ein Wiesel, das reden kann.«
»Ich bin kein Wiesel«, sagte Ökliz streng und hockte sich auf die Hinterpfoten. »Ich bin ein Bailiff!«
»Isse egal. Aber du kannse sprechen.«
»Na und? Das kannst du auch, obwohl du eher wie ein Bär aussiehst, als wie ein Mensch!«
Haker unterbrach das Geplänkel. »Um ehrlich zu sein, wollen wir etwas über den Tempel der Lan erfahren.«
»Na wassense nun?«
»Beides!«, zischte Ökliz.
Frethmar verdrehte die Augen und nahm unwillig war, dass sich nicht wenige Köpfe zu ihnen drehten. Er schob Ökliz vom Tisch und zwang ihn zurück auf seinen Schoß.
Der Wirt schien verwirrt, dann li chtete sich sein Gesicht. »Die m eisten Leute von Lindoria will keiner sonst habense. Sind manche Verbrecher und Diebe. Und fühlen sich wohl hier. Und ich auch. Mache gute Geschäfte mit den Männers und Frauens. Saufen wie die Löcher. Und die Lans wissen das und findense gut.
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