Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
flüsterte in Frethmars Ohr: »Das gibt Ärger. Aber ich bin gewappnet.«
»Ich weiß«, flüsterte Frethmar zurück.
Was geschehen würde, war offensichtlich.
Und es geschah.
10
Er erwachte und wusste nicht, wo er war.
Das war nicht verwunderlich, denn man hatte ihm den Kopf abgeschlagen. Nicht nur den Kopf, sondern auch jeden seiner vier Arme.
Er sah nichts, doch er hatte Erinnerungen.
Er war auf der Jagd gewesen.
Er hatte zwei Lebewesen, es waren Zweibeiner, gesucht. Eine Barb, die sich Bluma nannte und einen Menschenmann, Darius Darken. Er hatte sie gejagt, denn sein Vater, der Lord von Unterwelt, Murgon, hatte es ihm befohlen. Während der Jagd war Merkwürdiges geschehen. Er war aus Unterwelt nach Mittland gegangen, war über das große Meer geschwommen und in einer Stadt angelangt. Dort hatte sich alles verändert. Eine merkwürdige Form fremden Willens hatte sich seiner bemächtigt, und als er erkannte, dass er nie wieder lebend nach Unterwelt zurückkehren konnte, entschied er sich, so zu sein wie Alle !
Ein Zweibeiner, der lernen wollte.
Sprechen lernen.
Dinge tun, die Zweibeiner tun.
Vielleicht sogar fühlen lernen.
Er hatte es versucht, doch sie hatten ihm aufgelauert und ihn in Stücke gehackt.
Und nun war er erwacht.
Blind und desorientiert.
Er erinnerte sich an seinen Namen. Man hatte ihn Dogdan , den Unseligen, genannt. Manche riefen ihn einen Golem. Nun, offensichtlich stimmte das. Er war ein Golem, so, wie andere sich Menschen nannten oder Tiere oder Trolle oder Orks. Er war aus vielen Teilen zusammengesetzt worden und hatte über große Kraft verfügt. Vermutlich hatte er zum Fürchten ausgesehen, denn eine seiner letzten Empfindungen war Furcht gewesen. Man fürchtete ihn, deshalb war er getötet worden.
Warum er ohne Kopf denken konnte, war ihm nicht bewusst. Ebenso wenig war ihm bewusst, was er jetzt war. Um so erstaunter registrierte er, dass sich sein Blick klärte. Wie konnte er ohne Augen etwas sehen? Nun, Vater Murgon musste gewusst haben, was er tat.
Von der Felsendecke tropfte grüner Schleim.
Die Höhle war erfüllt von Geräuschen, die ihm sonderbar vertraut waren. Es roch nach Schwefel und fauligem Wasser. Ölige Pfützen, wohin er blickte und weit entfernt, so weit, dass sich an der unvorstellbar hohen Höhlendecke Wolken gebildet hatten, trutzte die Burg im Grau des Nebels. Vater Murgons Festung.
Dämonen aller Art huschten hinter Felsvorsprünge, vielgliedrige Kreaturen rutschten, hasteten oder torkelten in Ritzen oder kauerten auf Felsvorsprüngen.
Es plätscherte , und irgendwo gurgelten Quellen.
Kleine Mehr beiner krabbelten in die Pfützen und wackelten mit glitschigen Schwänzen.
Es war ein Wunder.
Es war großartig!
Es war ein neuer Anfang.
Dogdan, der Unselige, war nach Unterwelt zurückgekehrt.
Zuerst versuchte er sich ein Bild von sich selbst zu machen.
Wie sah er jetzt aus?
E rstaunt stellte er fest, dass sich Fragen auftaten, die er unbedingt beantworten wollte. Ihm war klar, dass er als Golem gewesen war, stets im Hier und Jetzt. Nun stellte er sich in Frage und suchte etwas, worin er sich spiegeln konnte.
Unter ihm waren Beine, mächtige , stempelartige Dinger mit Füßen daran und Klauen. Die Haut war dunkelrot und wirkte fest wie Stein. Sein Bauch war flach, seine Brust breit und ebenso rot. Er fuhr sich mit den Klauen über die Haut, die rissig war wie altes Leder, und schnüffelte. Er roch irgendwie ... verbrannt, wie altes Holz, das lange geglommen hatte. Woher wusste er, wie verbranntes Holz roch? Er reckte sich und öffnete den Mund. Er versuchte, Laute zu bilden , und tatsächlich schienen seine Stimmbänder nun besser zu funktionieren als vor seinem Tod. Ein röhrender Laut drang aus seiner Kehle, sehr laut und so erschreckend düster, dass kleine und große Dämonen auseinanderspritzten wie Regentropfen auf einem Pflasterstein. Sie versteckten sich, einige lugten durch Ritzen, andere kauerten sich zusammen und jammerten erbärmlich.
Dogdan wusste – obwohl ihm nicht klar war, woher – dass Dämonen, die Unterwelt verließen, stets zurückkehren mussten. War er ein Dämon gewesen? Mehr als ein Golem? Hatte Vater Murgon diese wunderbare Gabe in ihn gepflanzt, ohne ihn darüber zu informieren? Golem und Dämon gleichzeitig.
Eine tiefe Sehnsucht nach Murgon schüttelte Dogdan, und bevor er es registrierte, machte er sich auf zur Festung.
Er stapfte sicher voran, wobei er grunzte und gluckste, erfreut, wie leicht es
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