Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
und er würde ihr sagen, was sie wissen wollte.
Sie verriet ihre Überzeugung und erhielt dafür etwas, das vielleicht wertvoll war – vielleicht nicht.
Wieder sah sie in der Erinnerung Regerik, wie er versuchte, eine Hand zu heben , wobei ihm das Gelenk brach. Seine Hand fiel auf den Boden , und die Finger splitterten ab. Er verspürte keine Schmerzen, denn das konnten Vampire nicht. Druck spürten sie, Reize auch, aber wenn die Schwelle zum Unerträglichen überschritten wurde, waren sie immun. Er hatte so sehr an seiner Unsterblichkeit gehangen. Hatte sie nicht einmal darum gebeten, sein Leid zu verkürzen . Er wollte alles, wirklich alles auskosten, was das zweite Leben ihm schenkte. Es sei anmaßend, nicht auch diesen Akt zu genießen, hatte er gesagt. Denn er gehöre zu seiner Existenz. Das sei er sich schuldig.
Nashka hatte ihn respektiert .
So lange, bis er die Augen schloss. Bis man seine Überreste in einem kleinen Sack verstauen konnte.
Regerik war tapfer gewesen, ein Fatalist. Sie wusste von Vampiren, die über die Krankheit dem Wahnsinn verfallen waren, die unsäglich litten und ihre Existenz verfluchten. Regerik hatte ausgeharrt bis zum Schluss, mit klarem Verstand und zitterndem Herzen.
Sie starrte Markosa an. Sie verabscheute diesen Vampir so sehr, wie sie gemeint hatte, ihn zu lieben. Und falls sie sich rächte, würde es nicht das sein, was mit Regus geschehen war, keine Rache an den Lightgardens, sondern eine Rache an ihm, an Markosa, weil er sie dazu brachte, sich zu verraten.
Sie drehte sich um, sprang auf die Mauer und sagte: »Ich warte auf dich in deinem Haus.«
Dann war sie davon , und die entsetzten Schreie der Männer folgten ihr.
17
Rootsch, der Wirt, drängte sich dazwischen.
Hakers Frage nach Voork Stronk hatte die Gäste aufgebracht. Sie gruppierten sich um Frethmar, Haker und Öklizaboraknorr, der sich im Reisesack des Zwerges versteckte, was nicht völlig gelang, denn sein schmaler Kopf blickte in die Runde.
»Was soll das?«, zischte Frethmar.
»RAUS!«, donnerte Rootsch. »Wenn ihr mein Krötsch nich haben wollt, kannse gehen. Und jetze gleich! Sofort!«
»He, Rootsch! Lass uns die Kerle mal genauer unter die Lupe nehmen«, murrte einer.
»Jau! Die haben Dreck am Stecken, da wett ich drauf«, meinte ein anderer.
»HINSETZEN!«, donnerte der Wirt ein zweites Mal. »Hier gibt’s nich ne Klopperei, klar?«
»Lasst uns gehen«, sagte Frethmar, doch Haker hielt ihn fest. Er warf zwei Kupfermünzen auf den Tisch. »Das sollte genügen .«
»Jau«, sagte Rootsch. »Reicht.«
»Und nun möchte ich doch noch wissen ...«
»Nichts willst du wissen, Haker Flack«, schnappte Frethmar. Die Axt wog schwer in seiner Hand , und er hatte keine Lust, schon wieder zu kämpfen. Schon gar nicht für etwas, das nicht seine Sache war .
Hakers Mund schnappte auf und zu, aber er fügte sich widerwillig und folgte Frethmar, der sich durch die Umstehenden schob. Murrend machte man ihm und dem hageren Albino Platz , und erleichtert registrierte Frethmar, dass die Tür hinter ihnen zugeworfen wurde, ohne dass jemand ihnen folgte.
Frethmar sah sich um. Die Gasse war einsam , nur ein paar Kinder zerrupften ein Huhn, das gackerte, zappelte und mit dem Schnabel um sich hackte.
»Grauenvoll«, seufzte Frethmar. »Wir haben als Kinder Frösche mit Strohhalmen aufgeblasen, das finde ich besser.«
Ökliz quiekte erschrocken und biss Frethmar ins Ohr.
Haker grinste, obwohl ihm nicht danach zu sein schien, und fragte lauernd: »Seit wann bist du unser Anführer?«
Frethmar steckte die Axt in s Lederfutteral und sagte brummig: »Seitdem ich keine Lust mehr habe, dass für jede Kleinigkeit Blut fließt.«
»Ich werde dir genau erklären, was es mit diesem Voork Stronk auf sich hat, aber nun sollten wir zum Tempel der Lan.«
»Nur Fret willst du das sagen und mir nicht?«, fragte Ökliz mit beleidigtem Unterton, der sogar bei seiner Stimmlage erkennbar war, und sprang von Frethmars Schulter auf den Boden.
Haker verdrehte die Augen.
»Ökliz hat recht«, murrte Frethmar. Er war stinksauer. »Entweder wir sind zu dritt oder nicht. So etwas kenne ich von meinen ehemaligen Gefährten nicht.«
Haker nickte. »Ich verstehe deine Wut, Zwerg ...«
»Ich heiße Frethmar, für Freunde Fret.«
»Verzeihe. Mein Rachedurst war stärker als mein Verstand.« Haker senkte den Blick , und das wirkte derart merkwürdig, dass Frethmar nicht anders konnte, als zu grinsen. Ökliz hopste von einem Bein auf
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