Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
durch ihn gesehen. Du kannst mir erklären, was Regerik tat , damit ich begreife, was ich falsch gemacht habe.«
»Wieso konntest du ihn lieben?«, murmelte er fragend.
»Ich weiß es nicht. Er lehrte mich zu sein, was ich bin. Ich verfluchte ihn und liebte ihn gleichzeitig. Er war stark, sogar als er starb. Er wollte nur das Beste für die Dragul. Er liebte mich, verstehst du? Auf seine herzlose Art liebte er mich mehr, als man es beschreiben kann. Ich war nicht mehr Nashka Crossol, die junge Adelige, sondern eine Vampirin. Meine Bedürfnisse waren nicht mehr die eines Menschen. Auch ich war hart, konnte erbarmungslos sein , und diese Wesenszüge fanden zusammen und brachten etwas zum Vorschein, das uns verband. Später behandelte er mich gut. Als er wie ein kleines Kind wurde, als die Legende bröckelte und er begriff, was er mir angetan hatte, ohne sich selbst helfen zu können, leistete er Abbitte. Und ich verzieh ihm. Wie du sagtest, Markosa: Liebe verzeiht Fehler.«
»So hast du noch nie über ihn gesprochen.«
»Ich habe mich selbst belogen. Habe mir vorgemacht, ihn zu verabscheuen. Ich brauchte das, um meine Autonomie zu wahren, um meinen Selbsthass zu regulieren und zu entschuldigen. Ich gab ihm das Kind. Ich beschützte es nicht, obwohl ich es geboren hatte. Ich schenkte ihm einen Zweijährigen. Welche Mutter hasst sich nicht, wenn sie so etwas getan hat? Ich wollte mich an dir, an allen Lightgardens, für das rächen, was ihr aus mir gemacht habt. Ich begriff nicht, dass ich ganz alleine die Verantwortung trug und noch trage. Als ich erlebte, was aus dir wurde, nachdem ich deine Schläge spürte, deinen dummen, aufgeblasenen Machthunger, deine allzu menschliche Eitelkeit, als ich in deine Augen blickte und dich und ihn verglich , begriff ich, dass Lüge der Selbstmord des Geistes ist.«
»Du brauchst mich.«
»Ja.«
»Du brauchst mich, damit du deinen Hass vergisst und deine wahre Bestimmung erfüllst.«
»Ja.«
»Damit du erfährst, was man Regus antat.«
»Tötete man ihn?«
»Hat es dir dein Liebster nie gesagt?«
»Dieses Thema war für ihn tabu. Es war ein Geheimnis, ein Ritual, über das nur Wenige Bescheid wissen.«
»Und was ist mit deiner Liebe zu mir?«
»Vielleicht hätte etwas aus uns werden können, Markosa. Ja, ich glaube, wir waren auf einem guten Weg. Aber es kann nicht richtig sein, wenn ich immerzu an ihn denke, an Regerik , und daran, dass er hätte genauso schön sein können wie du, wäre er nicht so schrecklich krank gewesen.«
»Und das alles, weil ich dich ...?«
»Lass es. Sei nicht wie ein kleiner Junge. Akzeptiere, dass sich Dinge ändern. Manchmal schneller, als uns lieb ist. Ich sollte dich nicht kennenlernen, um dich zu lieben und falls doch, dann nur deshalb, um dich zu einem von uns zu machen. Das, Markosa, nur das ergibt einen Sinn.«
»Sinn? Du redest von Sinn? Bist du eine Sklavin deines Schicksals? Du hast über Verantwortung geredet, dann erfülle sie, verdammt noch mal. Treffe eigene Entscheidungen. Liebe mich so, wie ich dich liebe. Vergesse diesen Regerik , und lass uns gemeinsam durch die N acht streifen. Komme an meine Seite, wenn ich die Macht erlange, für die ich geboren wurde.«
»Geboren?« Sie schüttelte langsam den Kopf und gab sein Gesicht frei. »Du bist gestorben, Markosa!«
Er zischte. »Und was ist, wenn ich die Krankheit in mir trage ?«
Sie lächelte. »Dann muss ich dich töten!«
Markosa registrierte diesen letzten Satz mit Trauer. So hatte er sich die Zeit mit Nashka nicht vorgestellt. Er war verletzt und gedemütigt – und er war wütend.
Er fletschte die Zähne und fauchte: »Nichts wirst du über Regus erfahren, gar nichts!«
»Dann werde ich davon ausgehen, dass du derjenige bist, den Regerik voraussagte.«
Er stutzte und hob resignierend die Hände. »Das ist doch alles Schwachsinn!«
»Ja?«
»Ich kann nicht derjenige sein.«
»Das würde ich an deiner Stelle auch behaupten.«
»Glaubst du, ich fürchte mich vor dir?«
»Vielleicht nicht vor mir, aber dein Verstand müsste dir sagen, dass es noch viele gibt wie mich. Die Draguls sind überall. Manche schlafen, andere warten. Und ihnen kannst du nicht entkommen.«
»So weit sind wir also? Du bedrohst mich? Das ist aus deiner Liebe geworden? Und ich dachte, du bist jemand, dem ich vertrauen kann.«
»Du jammerst wie ein Mensch«, sagte sie hart.
Unten in der Gasse wurde es lebendig. Zwei angetrunkene Männer kamen gestikulierend und laut die Gasse
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