Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
ausräuberst?«
Markosa lachte hohl. »Diskussionen über Moral im Angesicht des roten Elixiers? Was hätte Regerik dazu gesagt?«
Nashka öffnete ihre Hände , und messerscharfe Klauen schossen aus den Fingerspitzen. Ihre Muskeln spannten sich , und ihr Körper wirkte wie eine Bogensehne. »Lass uns verschwinden, sonst töte ich dich.«
Markosa kreischte. S chlafende Vögel schraken auf, flogen davon und starben zerschmettert an Hauswänden und Baumstämmen. Ein kalter Wind schien durch die Gasse zu wehen , und Mäuse und Katzen krochen in Verstecke und wagten kaum zu atmen.
Wie ein Blitz war Markosa über Nashka. Er sprang und streckte alle viere von sich, als er von oben auf sie stürzte. Seine Klauen schossen knapp an ihrem Hals vorbei , und seine Füße trafen ihre Schultern. Sie taumelte und wäre fast über die Betrunkenen gestürzt, die sich fürs Schweigen entschieden hatten. Nashka reagierte sofort, ging in die Knie und sprang aus dem Stand auf die Mauer, stieß sich ab und kam mit einer Rolle auf Markosa zu, bevor dieser ausweichen konnte. Ihre Klauen rissen Haut aus seinem Gesicht, das in Fetzen von den Knochen hing, als er seinen Gegenangriff startete.
Mit einem tierischen Laut streckte er sich und sauste gestreckt wie eine Windkatze gegen Nashka, die er mit davontrug, wobei beide gegen eine Hauswand krachten, aus deren Wand Putz bröckelte.
Die Betrunkenen waren vergessen, jedenfalls sc hien es so. Dann wand sich Markosa unter Nashka weg, sauste schneller, als das menschliche Auge ihm folgen konnte, durch die Gasse und riss einen der Männer zu sich hoch. D as geschah so vehement, dass dem Betrunkenen die Rippenknochen brachen wie morsche Äste. Das Knallen der brechenden Knochen hallte zwischen den Wänden wider , und das Schreien des Geschundenen war kurz und schrill, es erstarb, und Nashka folgte Markosa, der die Zähne in sein Opfer schlug.
Sie sprang, mit den Fersen voraus, gegen Markosas Kopf . Der Vampir ließ von dem Mann ab , der seufzend auf den Boden sackte . Ein schneller Blick überzeugte Nashka davon, dass der Biss noch nicht tief gewesen war und keine Gefahr bestand, dass der Mann einer von ihnen wurde. Vielleicht würde er Schmerzen leiden, fiebern und schaudern, aber er würde bleiben, was er war. Ein Sterblicher!
Falls sie Markosa von seinem Tun abhalten konnte.
War sie verrückt geworden? ,
Sollte er tun, was er wollte. Er war ein Vampir und ein Vampir nährte sich von Blut. Ihre feinfühlige Art hatte Regerik viele Jahre lang verlacht, bis er sie begriffen hatte, bis seine Liebe größer geworden war, als seine Urteile. Diese letzte Menschlichkeit wollte und würde sie nicht verlieren, es war schlimm genug, dass sie sich überhaupt an Leben vergreifen musste. Dann sollten es keine harmlosen Säufer sein, sondern Unholde, die es nicht besser verdient hatten, wie jener Schinder, den sie vor wenigen Tagen in einer ähnlichen Gasse getötet hatte.
Und Markosa wusste das.
Er kannte ihre Ansicht.
Selbst Regerik hatte sich nie angemaßt, vor ihren Augen einem Unschuldigen das Leben zu nehmen, zu groß war sein Respekt vor ihr gewesen. Markosa hingegen tat, was er wollte. Wie hatte sie sich so sehr in ihm täuschen können?
War es der lange Schlaf gewesen, der ihren Geist verwirrt und ihre Gefühle in Schräglage gebracht hatte? Oder hatte sie schlicht und einfach lieben wollen , weil ein unsterbliches Leben ohne Liebe unerträglich lang war?
Markosa baute sich hinter seinem am Boden liegenden Opfer auf , und erschrocken sah Nashka, dass ihre Klauen sein Gesicht verletzt hatten. Haut hing ihm in Fetzen herunter , und sie konnte den Knochen darunter sehen. Das hatte sie nicht gewollt, aber den größten Anteil an ihrer Kampfeskunst hatten ihre Instinkte , und die fragten nicht nach Äußerlichkeiten. War er ein gesunder Vampir, würden diese Schäden schnell heilen, über Nacht.
Als Regerik starb, war er ein Wesen aus halb verwester Haut, fauligem Fleisch und gelben Knochen gewesen, eine entsetzliche Gestalt, nicht fähig, sich zu bewegen , aber bei vollem Verstand.
Markosa schien ihre Gedanken zu lesen, denn er drückte die Hautlappen an sein Gesicht und grinste diabolisch. »Lassen wir den Kampf, Nashka«, sagte er. » Gestatte mir das Recht des Bluttrinkers , und ich werde dir alles berichten, was du wissen willst. Vergesse nicht, dass du nur deshalb zu mir gekommen bist. Werfe deine Bestimmung nicht für zwei Säufer weg.«
Das also war der Handel.
Sie ließ ihn töten
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