Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Eistruhen werden die Piratenköpfe nicht mehr fassen können , und unsere Kammern platzen vor Gold. Wie ich weiß, wünscht Ihr Euch ein Haus am Rande von Dandor ia. Eure Frau erwartete ein Kind, als wir aufbrachen. Was glaubt Ihr, wird geschehen, wenn wir mit einem leeren Schiff nach Dandoria zurückkehren? Ein Haus? Dem Kind ein guter Vater sein? Oder weitere Jahre auf See, vielleicht degradiert?«
Laberdy begriff. »Also haben wir keine Wahl?«
»Haben wir eine?«
»Aye! Ich gebe den Kurs bekannt.«
Wandrom Hard blinzelte amüsiert. »Wartet noch, Laberdy.«
Der Offizier drehte sich um.
»Ich weiß nicht, was uns erwartet.« Hard runzelte die Stirn. »Aber ich hielt es mein Leben lang damit, dass erst das Risiko den Spaß macht. Bisher bin ich gut damit gefahren.«
»Aye, Käpten. Aber vergesst eines nicht ...«
Hard wartete mit fragender Miene.
»Der Pirat hat Euch verflucht!«
Sie schwiegen sich an, bis Hard sagte: »Nur Worte eines verzweifelten Mannes, Laberdy. Nur Worte.«
Der Offizier öffnete die Tür. »Ich hoffe es für Euch, Käpten – und ich hoffe es für uns!«
20
Nashka wartete in Markosas Wohnung, im Palast der Lightgardens, nun ein einsamer Ort ohne Bedienstete mit dunklen Räumen, unendlich en Gängen, prächtig möbliert und nach altem Staub riechend.
Sie musste sich nicht lange gedulden, bis er über die Brüstung sprang, das Kinn voller Blut, ein Lachen im Gesicht. Er huschte über den Teppich zu einer Waschschüssel und reinigte sich mit einem Lappen. Er fingerte an den Hautlappen und drückte sie an seine Knochen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er und warf Holz in den Kamin, das er mit einem Spund anzündete. »Nicht das mir kalt wäre, aber ein Feuer erheitert das Gemüt.«
Er hat seine Frage nach meiner Befindlichkeit schon wieder vergessen , dachte Nashka, die ihm regungslos zugesehen hatte.
»Nun setz dich«, sagte er und ließ sich in einen breiten Ledersessel fallen. Er streckte die Beine aus und wirkte wie jemand, der einen schönen Abend verlebt hatte, den er mit einem guten Wein ausklingen ließ.
Nashka setzte sich ihm gegenüber, wobei sie sich unwohl fühlte. Eigentlich hätte der Heilungsprozess einsetzen müssen, aber das zerfetzte Gesicht des Vampirs glühte und sah grausig aus.
»Du siehst mich an, als sei ich ein Gespenst.«
Sie tippte sich gegen die Wange.
Er lachte. »Ach das ... Es wird heilen, glaube mir. Eigentlich sollte ich dich für das, was du mir angetan hast, töten. Du hast mein schönes Aussehen verunstaltet. Aber ich weiß, dass dieser Zustand bald rückgängig gemacht ist, deshalb verzeihe ich dir. Ich war auch nicht besonders freundlich zu dir. Allerdings merke dir, dass ich mir niemals sagen lasse, was ich tun soll. So wird es stets sein, wenn du mich zurechtweist. Ich werde mich wehren. Deshalb überlege dir in Zukunft genau, was du tust.«
Welche Zukunft?
»Ich versprach, dir zu sagen, was ich durch Regus‘ Augen sah.«
Sie nickte.
»Liebe Güte! Schau mich nicht so an. Man könnte meinen, du würdest dich gleich auf mich stürzen.« Er schien belustigt und verschränkte die Arme vor der Brust. Da Nashka nichts sagte, fuhr er fort: »Dein Regerik wa r ein grausamer Mann, schlimmer als mein Vater, was etwas heißen will.«
Er machte eine Kunstpause, aber Nashka übte sich in Geduld.
»Ich weiß nicht, ob du die Wahrheit erträgst, meine Liebste. Doch dein Wunsch sei mir ein Befehl.« Er rutschte hin und her , und Nashka blickte an ihm vorbei zum Kaminfeuer, das nun hell loderte.
Wollte sie es wirklich wissen?
Zu was war es gut, Grausamkeiten zu erfahren, die sie belasteten, ohne dass sich etwas änderte? Letztendlich wollte sie nur wissen, ob Regus das Ritual überlebt hatte. Markosa hatte ihr erzählt, was sein Vater ihm angetan hatte , und das war grauenvoll gewesen. Wenn Regerik Schlimmeres getan hatte, musste es unerträglich sein.
»Hat Regus überlebt?«, fragte sie flüsternd.
»Das ist alles, was du wissen willst?«
»Erspare mir das Ritual und die Schrecken. Davon ist mein Leben voll. Sage mir nur, was aus meinem Sohn wurde.«
Markosa grinste, eine bizarre Fratze.
»Das ist nicht so einfach, liebe Nashka.«
»Verdammt!«, fuhr sie auf. »Darauf gibt es eine Antwort , und nur die will ich hören.«
Er beugte sich vor. Die Haut an seiner Wange zitterte. Der Riss an seinem Kinn öffnete und schloss sich. Der Lappen unter seinem Auge löste sich vom Knochen und es schimmerte weiß. »Du machst es dir einfach,
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