Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Knallkopp! Du hast was gehört. Ich bin’s. Hol mich endlich hier raus.«
    Der Mann, dessen Augen irrlichterten, als harre ein böser Geist in ihm , ging in die Hocke , und seine beringten Finger tasteten über Stein.
    »Bist du es?«
    »Ja, ich bin es.«
    »Bist du es, Liebste?«
    Liebste?
    Öklizaboraknorr war verwirrt.
    »Ja, ich bin deine Liebste«, versuchte er eine menschliche Frauenstimme nachzumachen.
    »Meine Geliebte.«
    »Ich warte auf dich.«
    »Ich möchte noch einmal deinen Namen hören.«
    »Namen?«
    »Nur noch einmal deinen Namen.«
    Öklizaboraknorr überlegte krampfhaft. Er hatte keine Ahnung, wie Menschenfrauen hießen, also spitzte er seine Lippen und flötete einen Ton.
    »Öhhhh ...«
    Der Mann nahm seine Brille ab und rieb seine Augen. Er suchte und lauschte. »Wo bist du? Sag mir deinen Namen.«
    »Ich bin es ...«, säuselte der Bailiff und kam sich ziemlich dämlich vor, andererseits kämpfte er um sein Leben.
    »Meine Liebste.«
    »Ehhhh lieeebsta«, quiekte der Bailiff.
    »Elizah! Ja, du bist es, liebe Güte, meine Beste.«
    »Noch etwas weiter, Menschenmann! Die Platte, die du sehen musst, oder ist da keine Platte oder doch?«, wies Öklizaboraknorr den seltsamen Mann an, der keine Ahnung hatte, was er richtig gemacht hatte.
    Er war nervös und zuckte , und seine Schnurrhaare wirbelten. Es war ein Wunder, dass er den Zusammensturz des Tempels überlebt hatte , und nun wollte er nur noch raus ans Sonnenlicht.
    Der Mann schob und warf Steine weg, dann endlich löste er die Platte über Öklizaboraknorr , und der Bailiff sprang mit einem weiten Satz in die Freiheit. Er quiekte und jubelte, hopste auf und ab, huschte hin und her und plumpste auf das Hinterteil, die Vorderpfoten weit erhoben, als wolle er seinem Retter die Pfoten reichen. Was ihn erstaunte, war, dass dieser Mann plötzlich keine düstere Ausstrahlung mehr hatte, weder Zorn noch Aggression, vielmehr schien er sich zu ängstigen. Also hatte der Tempel seine Wirkung verloren? Anders konnte es nicht sein.
    »Was ... was ... bist du?«, stolperten dem Mann die Worte über die Lippen.
    »Na, das siehst du doch, oder? Ich bin ein Bailiff!«
    »Ein sprechendes Tier.« Der Blick des Mannes irrte zum Holzhaufen, dann wieder zu Öklizaboraknorr, dan ach über die Ruine , und dem Bailiff kam es vor, als würden sich die Sinne des Ärmsten verwirren. »Du bist nicht sie, du bist ein Tier.«
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Öklizaboraknorr ganz ruhig. »Ich tue dir nichts.«
    »Ich bin Kapitän ... Kapitän der Silvia . Von diesem Ding, das du dort siehst. Diesem Holzhaufen.«
    Der Bailiff verharrte und starrte den Mann an , und er sah die dunklen glühenden Augen und das verwirrte Gesicht , und er begriff, dass dieser Mann im Gegensatz zu ihm noch immer unter einer Steinplatte lag, die niemand wegrückte und unter der er sterben würde. S ein Mitgefühl regte sich.
    »Komm , Kapitän «, sagte er und winkte dem Mann.
    Dieser ging in die Knie und streichelte den Bailiff.
    »Weich bist du und sanft und lieb. Elizah war auch so ... aber das ist vorbei. Weißt du, was ein Fluch ist?«
    Öklizaboraknorr wollte nicht wie ein Dummkopf wirken , also nickte er und sagte: »Yepp!«, wie er es von Frethmar gehört hatte.
     
     
    Der Mann erstarrte. Seine Lippen klappten auf und zu , und Blut schoss aus seinem Hals.
    Öklizaboraknorr huschte zurück, schrie auf und versteckte sich hinter einem Haufen Steine. Er war so konzentriert auf seinen Retter gewesen, dass er nicht gemerkt hatte, was geschehen war. Der Mann in der Robe, der aussah, als bete er, war blitzschnell zu ihnen gekommen, was nicht weiter schlimm war, denn vielleicht wollte er nur wissen, was geschah - und sein Messer schien die Kehle des Mannes, der sich als Kapitän vorgestellt hatte, nur sachte berührt zu haben. Nun klaffte unter dem Kinn von Kapitän ein zweites, weit aufgerissenes Maul, aus dem Blut strömte.
    Kapitän brach in die Knie und schlug hart auf.
    Der Mann in der Robe stand über ihm und durchwühlte die Taschen des Zuckenden.
    Kapitän gurgelte , und blasiger roter Schaum sprudelte aus seinem Mund. Der Mörder fand etwas, es schien sich um ein gefaltetes Schriftstück zu handeln, und verbarg es unter seiner Robe. Dann fand sein Blick den Bailiff. Ohne ein weiteres Wort , und ohne den Sterbenden noch eines Blickes zu würdigen, sprang der Robenmann zu Öklizaboraknorr, der sich nicht bewegen konnte.
    Der Schock hatte ihn gelähmt, eine Eigenart von