Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Wesen, die in hilfloser Angst ihre Waffen schwangen, so schwach und unbeholfen, dass er sie bedauerte. Er würde sie mit wenigen Schlägen vernichten, denn weder Pfeile, Schwerter, Knüppel oder Äxte konnten ihm etwas anhaben. Er war wie aus Stahl , und seine rote Hülle fing an zu glimmen wie verendende Glut nach einem Feuer.
Dogdan las die Furcht in den Augen der zurückweichenden Zweibeiner, während über ihm Sharkan die Jagd auf die roten Drachen aufnahm und die Dämonen der Unterwelt durch Dandoria huschten.
Und er erkannte den Mann.
Den Manndämon.
Würde seine Suche letztendlich doch erfolgreich sein?
Das war der Mann, den er gejagt hatte. Er hatte ihn nur einmal in Menschengestalt gesehen, aber das hatte genügt . Danach hatte der Mensch sich in einen schwarzen Giganten mit Hörnern und feuerroten Augen verwandelt. Das schien eine Unendlichkeit her zu sein - und der Mann wusste es auch. Das sah Dogdan. Und er begriff, dass der Mann sich nicht verwandeln konnte, dass es vorbei war.
Also hatte er das geschafft, wovon Dogdan träumte.
Der Manndämon war zu den Zweibeinern gegangen und hatte Freunde gefunden, mit denen er Seite an Seite kämpfte. Einige von ihnen waren damals bei ihm gewesen, als Dogdan gegen ihn in den Straßen von Dandoria kämpfte, um schließlich zu fliehen und von dem dicken Mann und dessen Soldaten in Stücke geschlagen zu werden.
Diese Zweibeiner hatten den Mann auch als Dämon akzeptiert, obwohl er ebenso grausig ausgesehen hatte wie Dogdan.
Warum hatte man Dogdan getötet und den Manndämon am Leben gelassen?
Er würde ihn fragen.
Er würde Antworten erhalten, denn er wollte
lernen
wissen
erfahren!
»Hört auf! Legt eure Waffen weg. Ich tue euch nichts!«, brüllte Dogdan, doch wieder war es, wie er es kannte. So sehr er versuchte, sich den Zweibeinern mitzuteilen, misslang es. Sie versteckten sich hinter Schutt und wirkten kampflustig. Sie würden nicht fliehen, lieber würden sie sterben. Das faszinierte Dogdan, denn er hatte bisher keine Ahnung gehabt, was Mut bedeutet e . Er war beeindruckt, regelrecht betört.
»Ich werde euch nichts tun«, sagte er , und aus seinem Mund kamen rollende Laute, die dumpf und fremd wirken mussten, auf jeden Fall bedrohlich. Wieso hatte Katraana seine Worte verstanden? Warum wirkten sie hier, an der Oberwelt, nicht? Schleim tropfte aus seinem Maul. Er war fast bei ihnen und hielt inne. Sollte er stehenbleiben und abwarten? Wie sollte er die Zweibeiner fragen, den Manndämon fragen, wenn er sie getötet hatte? Warum äußerte sein Schöpfer, Murgon, sich nicht dazu? Er musste ein sehr kluger Mann gewesen sein, denn er hatte ihn geschaffen. Er war ein Gott gewesen und Götter waren mächtig. Warum zeigte Murgon sich nicht? Der Kasten in seiner Hand wurde heiß , und Rauch stieg von ihm auf.
Dogdan starrte ihn an und grunzte.
Auch die Zweibeiner verhielten sich ruhig, blickten zu ihm auf und warteten offensichtlich, was er tun würde. Sie griffen ihn nicht an.
Der Kasten bebte und zuckte , und Dogdan bückte sich und setzte ihn ab.
Etwas darin bewegte sich. Etwas darin begehrte die Freiheit.
Und Dogdan folgte seinen Instinkten. Mit einem zornigen Schrei donnerte sein Fuß auf das Holz, das in tausend Teile zersplitterte. Er hatte genug von diesem Versteckspiel , und er hatte die Schnauze voll von Magie und Sprüchen und Ritualen. Er wollte wissen!
Er zertrümmerte das Holz in Fetzen und Splitter. Für einen Moment verstummten die Geräusche um ihn herum, er vergaß, dass es Sharkan gab, die roten Drachen, seine Dämonen und zweibeinige Lebewesen.
Dogdan ging in die Hocke und seine Handflächen tasteten über die Splitter, die Überreste des Kastens, über das, was noch da war. Ein Haufen Holz, mit dem man ein Feuer entfachen konnte. Keine Magie, nichts, was darauf hinwies, dass Katraana ihm die Wahrheit gesagt hatte.
Dennoch hatte der Kasten geglüht.
Sich bewegt.
Das war verwirrend!
Murgon war weder in der Kiste gewesen, noch irgendwo. Vermutlich war er tot, verscharrt in Unterwelt , und Dogdan würde ihn vergessen müssen.
Dogdan hatte keinen Begriff von Träumen und davon, dass es besser war, sie sich zu erhalten, weil die Verwirklichung nur zu oft direkt nach Unterwelt führte. Er wusste auch nicht, dass Ironie die letzte Stufe der Enttäuschung war, aber er reagierte so. Er schubste die Holzreste mit den Fingerspitzen weg und erhob sich. Er öffnete sein Maul und lachte, lachte so laut, dass Vögel tot vom Himmel fielen
Weitere Kostenlose Bücher