Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
viel ist geschehen. Ich sehne mich nach Frieden.«
»Bei den Göttern«, grinste Frethmar. »Wenn uns jemand zuhört, wird er uns für Jammerlappen halten. Mit Heldentum hat das wenig zu tun.«
Connor spuckte aus. »Sage einem Mann, dessen Rücken schmerzt, er solle einen schweren Stein tragen, ohne das Gesicht zu verziehen. Wenn er dies tut, verkrampft er sich, der Schmerz wird schlimmer und er kann vielleicht nie wieder etwas anheben.«
»Trotzdem ist es besser, wenn diese Gespräche unter uns bleiben, Großer.«
Sie kamen zu einem Fluss, der schwärzlich dahin floss und ein langes Gebet um Erlösung im Meer murmelte.
»Schwimmen oder ein Floß bauen?«, fragte Connor.
»Mmpf!«, ahmte der Zwerg seinen abwesenden Freund Bob nach. »Schwimmen!«
Es war mühsam, aber sie erreichten das andere Ufer. Sie wanderten am Rand eines kleinen Tales entlang, da die Talsohle fast völlig von zügellos wuchern den Dornengewächsen bedeckt war und freuten sich über den milden Wind, der ihre Kleider trocknete. Nach ein paar hundert Schritten kamen sie an ein ausgedehntes, dichtes Gesträuch am nördlichen Hügel. Dort erspähten sie einen engen Durchgang, der mitten zwischen das Strauchwerk führte. Sie nahmen diesen Weg.
Das Wetter wechselte. Ein unsteter Wind blies von Norden und trieb dicke Wolken heran , und Connor blickte mit gerunzelter Stirn in das Dämmerlicht. Wolkentürme schoben sich vor ihnen in die Höhe . Frethmar schnupperte die Luft. »So stelle ich mir das Übel vor, das sich über Mitt land zusammenbraut. Riechst du es, Connor? Das Land ist unruhig. Es hängt ein Schatten in der Luft.«
Dann traf sie das Unwetter mit seiner vollen Wucht. Der Wind wehte den Regen südwärts, als teile der Himmel Peitschenhiebe aus, gegen sie und jedes andere in Reichweite befindliche Lebewesen. Schon bald waren die Hänge vom Wolkenbruch durchtränkt. Der Sturm rüttelte an den Bäumen, verwüstete feines Gehölz, knickte die Gräser, vertrieb den Tag aus den Hügeln und begrub das Land unter vorzeitiger Nacht.
Connor und Frethmar waren klatschnass, das zweite Mal heute. Der Regen fiel wie aus Eimern , und sie mussten nach Luft schnappen. Sie kämpften sich mit eingezogenem Kopf durch das Unwetter, denn sie fanden nirgends Unterschlupf, um sich gegen das Tosen und Rauschen zu schützen. Sie stemmten sich gegen den Wind, als wäre es die Strömung eines feindlichen Niemandslandes, eines Abgrundes, der vom Nichts unerbittlich ins Nichts verlief.
Endlich drehte der Wind und wehte nun erheblich schwächer. Der Regen fiel stetig , aber ohne Heftigkeit.
»Ziehen wir weiter?«, fragte Connor.
»Ja.«
Für den Rest des Nachmittags wanderten sie im kühlen, reinen Regen dahin. Als die Nacht kam, hörte der Regen auf. Sie fanden eine gute Raststatt in der Nähe eines verzweifelt säuselnden Baches, der über die Ufer getreten war, und machten ein Feuer, an dem sie ihre Kleidung trockneten.
Es wurde erstaunlich warm.
Sie machten es sich gemütlich , und Connor sah seinen Freund das erste Mal nackt. »Ihr seid eine haarige Art«, sagte er und grinste breit.
»Unsere Weiber mögen das, denn sie sind nicht weniger bewuchert. Haare sind weich und man kuschelt sich gerne daran. Wenn ich dich anschaue, wirkst du, von bestimmten Bereichen abgesehen, wie ein glattes Baby. Eine Zwergin würde dich auslachen und wenig attraktiv finden.« Er stopfte seine Pfeife, die endlich wieder trocken war, und entkorkte eine Weinflasche. Sie teilten sich den Wein . Connor nahm einige Züge des herben Tabaks. Ihm wurde schwindelig und in seinen Ohren sauste es.
»Ich habe nur selten geraucht«, sagte er.
»Auf jeden Fall nicht so etwas, nehme ich an«, blinzelte Frethmar. Er kicherte. »Ich habe zwei wasserdichte Beutel Tabak bei mir. Einen für den Tag und einen für gemütliche Stunden.«
»Ich nehme an, dies ist der gemütliche Tabak?«
»Yepp!«
Connor spürte, wie sein Grinsen immer breiter wurde , und ein Lachen stahl sich in seine Kehle. Der Boden unter ihm wirkte weich wie Butter und der nun sternenklare Himmel über ihm wie eine flaumige Daunendecke.
Frethmar rutschte von seinem umgestürzten Baumstamm, legte seinen Kopf an das feuchte Holz und streckte die Beine aus. In Connors Augen sah der Zwerg irgendwie seltsam aus. Nackt, voller Haare und völlig ungewohnt. Die Kleider der Männer dampften über dem Feuer. Frethmar starrte in den Himmel , und sein Gesicht hatte einen weichen Ausdruck angenommen. »Sind sie nicht schön?«,
Weitere Kostenlose Bücher