Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
verzweifelt nach Normalität tastete. »Ich weiß es jetzt, denn mir geht es nicht anders als dir. Ich kann dich nicht vergessen, seitdem ich dir begegnete.«
»Es ist alles schief gegangen.«
Er beugte den Kopf, und ihm war egal, wer oder was sie war. Er wollte sie küssen, sie schmecken, ihre Nähe spüren, doch sie drehte den Kopf weg. Warum? Sagte sie nicht, sie liebe ihn?
»Ich kann dich nicht küssen«, sagte sie. «Es geht einfach nicht. Es darf nicht sein.«
»Aber du liebst mich. Ich liebe dich. Warum?«
Sie drückte ihn fester und stöhnte an seiner Brust. Ihre wunderbare Gestalt bebte , und Markosa spürte die Lust, die in ihm hochstieg wie Lava in einem Vulkan. Mochte sie ein Rabbolo sein, eine Hexe, eine verzauberte Furie – es interessierte ihn nicht. Nicht jetzt, denn sie war ihm näher, als er es sich erträumt hatte. Er roch, er fühlte und er spürte den Wind, der zum Fenster herein wehte ; er sah das drohende Unwetter und die Wolkentürme, die am Himmel emporwuchsen. Er ahnte den Sturm, der über die Stadt hinwegfegen würde ; er nahm die ersten Regentropfen wahr, die der Wind durch das geöffnete Fenster trieb.
Das war kein Traum.
Das war so real wie das Unwetter, so greifbar und wirklich wie sie, wie ...
»Wenn ich dich küsse, Markosa, wirst du sterben. Und wenn du nicht stirbst, wirst du so werden wie ich«, sagte sie ruhig , und er wollte sie nicht loslassen. Sollte sie diesen Unsinn reden, die Hauptsache war ...
Sie drückte ihn von sich weg , und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sein Blick wanderte an ihr hinab und wieder herauf. Bei den Göttern, sie war so schön. Sie glühte, er spürte es. Sie glühte ebenso wie er. Sie wollte, sie musste sich mit ihm vereinen. Hatte Schüttelspeer die Geschichte von den vergesslichen Göttern erzählt oder war es jemand anderes gewesen? Die Götter waren zum Sternenzelt geflüchtet und hatten etwas auf Mittland vergessen: Die Liebe!
Wenn Liebe greifbar war, ertastete Markosa sie. Sie lag über ihnen, als sei der Nebel zurückgekehrt und fühlte sich heiß an, als greife man in ein Feuer und betrachte mit Vergnügen, wie die Verbrennungen Blasen schlagen.
»Wie konnte das geschehen?«, fragte die schöne Frau. »Wie? Ich war sicher, nie wieder lieben zu können. Und doch geschah es. Etwas an dir rührt mich zutiefst an, Markosa.«
»Dann komme zurück in meine Arme und lass uns unsere Liebe feiern«, stöhnte er, doch sie entwand sich ihm. Ihr geschmeidiger Körper huschte von ihm weg , und er fühlte sich genarrt wie ein Kind.
»Liebe Güte«, bettelte er. »Komme zu mir, bleibe bei mir. Erkläre mir später, was mit dir los ist. Ich habe Zeit, habe Geduld. Ich werde ein guter Zuhörer sein.«
»Ja, ja – Lieber. Ich weiß das.« Ihr Gesicht wurde traurig. »Du wirst ein guter Mann sein, denn was du jetzt empfindest, ist für dich neu, sehr schön, ein Schatz, den du nie wieder hergeben willst. Du würdest ihn hüten.«
»Ja.«
»Du würdest dich verändern, würdest Verantwortung tragen.«
»Ja.«
»Und du würdest mich ewig lieben, denn ich habe Licht in dein Leben gebracht.«
»Ja, das alles würde ich, Schöne. Sage mir deinen Namen. Bitte, sage ihn mir.«
Sie lächelte sanft. »Mein Name ist Nashka Crossol.«
»Nashka«, hauchte er. Er kam auf sie zu, doch erneut entzog sie sich ihm.
»Warte. Das ist noch nicht alles.«
»Nashka, ich liebe dich.«
Was sie jetzt sagte, traf Markosa mit der geballten Macht eines Hammers , schien ihn in der Mitte zu zerreißen und trieb ihm Tränen in die Augen.
»Ich lebe seit fast zehn Generationen. Einst war ich eine Adelige und man nannte mich Lady Nashka.«
Seit fast zehn Generationen!
»Ich bin faktisch unsterblich . M ich trieb die Rache zu dir.«
Rache?
»Ich hielt Liebe auf den ersten Blick für einen Mythos, doch nun weiß ich, dass es diese Liebe gibt. Ich darf sie erfahren, erleben , dennoch hat diese Liebe keine Zukunft.«
Markosa war, als öffne sich der Erdboden vor ihm , und er wünschte , im Bauch eines Ebers zu liegen, um nichts mehr zu hören und zu sehen. Er begriff nichts und stieß hervor: »Warum hat sie keine Zukunft, Nashka? Warum nicht?«
Blutrote Tränen liefen aus ihren Augen und verunzierten das schöne Gesicht. Sie öffnete langsam den Mund , und Markosa hörte ein Knistern, das aus ihrer Kehle drang. Sie riss den Mund immer weiter auf, weiter, als es ein normaler Mensch kann , und in ihr en Reißzähnen reflektierte ein Blitz, der vom
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