Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
und jämmerlich krepieren.«
»Sie haben vermutlich so viel Angst, dass sie am Rauch ersticken. Das ist genauso grausam.«
»Tun sie nicht, Bob. Sie nehmen sofort Reißaus, wenn sie das Feuer wittern. Zwar rennen s ie in ihr Unglück, aber das dauert nur ein Augenblinzeln. Man greift sie in den Nacken , und alles andere geht ganz schnell.«
Bob starrte die Frau an. Bisher hatte sie überwiegend geschwiegen, nun zeigte sie eine Härte, die sie als solche auszeichnete, die sie war. Eine Frau, die sich niemals beugte. Eine Amazone!
Bama legte den Kopf in den Nacken. »Das Unwetter kommt näher«, flüsterte sie. Ihre Augen waren weit aufgerissen , und Bob, der wusste, wie ausgeprägt sein Weib an die Götter glaubte, meinte Furcht darin zu lesen.
»Oder auch nicht«, sagte er und stapfte an den Frauen vorbei in die Höhle. Was er vorfand, erstaunte ihn nicht wenig. Hier hatte sich jemand eingerichtet. Sie fanden Brennholz, eine kalte Feuerstelle, Feuerstein, der auf einem Vorsprung lag und zwei in den Lehm geschlagene Hölzer, an die man Dinge hängen konnte. An der Wand lag eine Matratze, die mit Stroh gefüllt war. Sie war trocken und fleckig.
»Das ist typisch«, sagte Laryssa. »Die Leporijagd ist langwierig, aber effektiv. Gut für uns. Unwichtig, ob das Unwetter kommt. Hier können wir den späten Nachmittag und die Nacht verbringen. Wir schlafen uns aus , und morgen geht es in aller Frühe weiter.«
»Hoffentlich kommen wir nicht zu spät«, sagte Bama und streichelte Laryssas Oberarm.
Die Amazone lächelte traurig. »Auch wenn inzwischen alle Männer gestorben sein sollten, sind wir es meinen Leuten schuldig, ihnen das Ei zu bringen und die Kunde von Lysa und den anderen Schwestern. Von ...« Sie stockte. »Von ihrem Tod.«
Bob blinzelte zu den Weibern und sehnte sich nach Connor oder Frethmar. Viel lieber wäre er mit ihnen auf die Suche nach dem Lichtwurm gegangen, aber Agaldir hatte gemeint, die kleine Drachenei- Gruppe benötige einen ganzen Kerl. Inzwischen schien Laryssa sie zu führen , und Bob kam sich fehl am Platz vor. Außerdem hatte er Hunger , und der war stets ein schlechter Berater – vor allen Dingen für einen Barb.
Mmpf!
Bob ließ sich auf die Matratze fallen und zog, soweit das möglich war, die Beine an. Er sah zu den Weibern hoch und stellte selbstkritisch fest, dass seine schlechte Laune nicht vom Hunger, sondern von etwas anderem herrührte. Er kam kaum damit zurecht, dass seine Tochter Bluma sich so sehr verändert hatte. Zuerst hatte seine Kleine die Magie gefunden – oder war es umgekehrt gewesen? - danach war sie in Unterwelt gewesen und hatte Lord Murgon das Handwerk gelegt , und schließlich war sie für den Lichtwurm wie ein Fisch in den Kristallteich gegangen. Bama und er hatten sie gesucht, hatten unzählige Gefahren überstanden und sie schließlich gefunden ... um sie daraufhin erneut zu verlieren. Und zwar auf so merkwürdige und unvorstellbare Weise, dass es einen liebenden Vater in den Wahnsinn treiben konnte!
Erstaunlich, wie gelassen Bama inzwischen damit zurechtkam, aber nachdem die roten Drachen ihren gemeinsamen kleinen Sohn getötet hatten und sie die fürchterliche Reise erlebt hatte, war sie kälter geworden, immer noch dieselbe Barb, aber härter , wie ein verhornter Fuß oder besser noch ... wie ein Stein, den Wind und Wetter abgeschliffen hatten.
Dennoch hatte sie sich ihre Wärme bewahrt.
Mmpf!
Alles war durcheinander und es wurde Zeit, sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Doch das war mit einem leeren Magen nicht einfach, denn das Dörrfleisch, das sie mitgenommen hatten, mochte Menschen schmecken, für einen Barb war es schier ungenießbar. Er kramte in seiner Tasche und fand neben dem Ei etwas Megga, ein Brot, das Agaldir mit Magie geschaffen hatte, und von dem wenige Bissen genügten, um zu sätti gen. Auch das schmeckte grausig.
Bob kaute angewidert und wartete. Er kam sich dämlich und nutzlos vor.
Laryssa entfachte spielerisch ein Feuer , und Bama meinte: »Schau nur, wie gut der Rauch abzieht.«
»Mmpf!«
Er war der Häuptling der Barbs und trieb sich mit zwei Weibern im Nirgendwo herum. Frethmar! Connor! Wo waren sie? Echte Kerle, mit denen er Spaß haben würde, einen trinken konnte und zotige Witze reißen, ohne mi ssmutige Seitenblicke zu ernten.
Er blinzelte aus dem Dämmerlicht ins Helle und fragte sich, was die Weiber befürchteten? Draußen schien die Sonne , und die Reflexionen des Wassers schimmerten bis zu
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