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Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Titel: Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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beizeiten erfahren, lautete die Antwort.
    Also fügte Öklizaboraknorr sich in Geduld und bastelte Flöten und noch etwas, das er sehr gut konnte: Blasrohre! Kurze, lange, dicke, dünne , und stets waren sie gerade und wohlgeformt. Er höhlte Äste aus und benutzte Dornen als Pfeile. Da er, solange er denken konnte, mit den Bäumen sprach und viel Kluges aufgenommen hatte, wusste er, dass ein Pfeil nur flog, wenn er in sich stabil war. Dieses Problem löste er kurzerhand, genauso wie er wusste, welche Dinge man mischen musste, um einen hochgiftigen Sud zu erhalten, in den er die Pfeile tunkte.
    So war er stets vor Feinden gewappnet und jagte erfolgreich, denn er liebte Fleisch. Er aß es nie roh, sondern briet es, wie es ihm die Bäume empfohlen hatten, obwohl sie jedes Mal zuckten und schauderten, wenn er in ihrer Nähe ein Feuer entfachte. Gebratenes Fleisch sei gesünder und es schone die Zähne, hieß es. Öklizaboraknorr, der auch rohes Fleisch ausprobiert hatte, fand außerdem es schmecke besser. Er würzte es mit Kräutern und drehte es an einem Spieß.
    Heute war er ganz besonders zufrieden mit sich, denn er hatte ein Rudel Wölfe getötet. Nein, es konnte sich nicht um normale Wölfe gehandelt haben, denn diese waren viel größer gewesen, schwarz, schrecklich hungrig und blutrünstig. Sie hatten eine Gruppe angefallen und einen von ihnen, einen alten Mann, getötet. Öklizaboraknorr hatte das von seinem Baum aus gesehen und nicht lange gezögert. Er nahm seine giftigsten Pfeile und erledigte einen Wolf – oder welcher Rasse die auch angehört haben mochten – und weitere, einen nach dem anderen. Als er sah, wie sehr sich der alte Mann quälte, dem die Untiere einen Arm abgebissen und das Gesicht zerfetzt hatten, erlöste er den Ärmsten mit einem letzten Pfeil.
    Dann machte Öklizaboraknorr sich davon, denn er wollte nicht, dass man ihn sah.
    Es war nicht seine Art, sich in die Belange anderer Rassen einzumischen. In diesem Fall schien es sich um zwei Menschen und einen Zwerg gehandelt zu haben. Öklizaboraknorr wusste, dass jeder seinen eigenen Weg ging, dessen Steine nur derjenige selbst kannte. Vielleicht hatten die Drei den Tod durch das Rudel verdient?
    Nein, so konnte es nicht sein , und auch Vater Baum verneinte das und raschelte mit den letzten seiner Blätter.
    Es war nicht Öklizaboraknorrs Art, Ungerechtigkeit zuzulassen. Er hatte gelernt, dass Gerechtigkeit die Nächstenliebe der Weisen war – und die Bäume waren weise. Auch er würde es eines Tages sein. Dafür tat er viel. Er lauschte, lernte und stellte Fragen.
    Ohne zu zögern half er der kleinen Gruppe, die ohne ihn umgekommen wären, in Stücke gerissen wie der alte Mann. So konnten der große Mann und der kleine Zwerg entkommen. Das Pferd starb , und Öklizaboraknorr fragte sich, ob Pferdefleisch schmecke. Er hatte es noch nie probiert und würde den Versuch wagen.
    Nun kaute er daran und zerrte und zog, doch so lange er es briet – es blieb hart und zäh. Entweder war Pferdefleisch grundsätzlich so , oder das Tier musste steinalt gewesen sein, vermutlich Letzteres, schließlich hatte es sich kaum gegen die Angriffe der Wölfe gewehrt und sehr schnell aufgegeben.
    Öklizaboraknorr vergrub den Rest seiner Mahlzeit, was er stets tat, damit sich frischer gesunder Boden bilden konnte, aus dem neue Büsche und Bäume wuchsen.
    Er wetzte sein Messer an einem Stein. Er hatte es bei einer Reise in die Stadt einem Menschen gestohlen, wie manche anderen Utensilien auch, mit denen er hantierte, die er fein säuberlich gestapelt in einem Baum verbarg, der sich angeboten hatte, um als Versteck zu dienen.
    Er fuhr seine Klauen aus und sprang behände an den Stamm, zog sich geschwind daran empor und schlüpfte durch die winzige Öffnung in den dahinter liegenden Raum, der sich weit in die Höhe erstreckte. Einmal hatte er den Baum gefragt, wie dieser es ertrug, ausgehöhlt zu sein , und die Antwort hatte gelautet: Unentbehrlich bin ich nicht, aber nützlich will ich sein!
    Öklizaboraknorr hatte eine seiner schönsten Flöten hervor gekramt und zum Dank eine sanfte Melodie gespielt, was der Baum mit sanftem Knistern und einem gemütlichen Raunen honorierte.
    Er legte sich auf sein Lager und überkreuzte die muskulösen Hinterbeine. »Du hast mir versprochen, mir zu sagen, was ich bin«, sagte er zu Vater Baum.
    Es rauschte in den Blättern , und einige schon kahl gewordene Äste klackerten aneinander.
    »Du warst heute sehr mutig«, sagte die

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